The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
lässt seine blutigen Fingerknöchel knacken. »Aber er sagt nichts von Interesse?«
Bruce zuckt mit den Achseln. »Gabe meint, dass er nur heult und flennt. Sonst nichts. Hat noch keinen vernünftigen Ton von sich gegeben.«
»Kacke.« Der Governor holt tief Luft, denkt nach, lässt sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. »Diese Fremden sind sturer, als ich gedacht habe. Diese Nüsse zu knacken wird ein hartes Stück Arbeit.«
»Darf ich einen Vorschlag machen?«, meldet sich Bruce zu Wort.
»Schieß los.«
Bruce zuckt erneut mit den Schultern. »Im Knast machen sie dich durch Einzelhaft kaputt.«
Der Governor sieht ihn an. »Na und?«
»Also glaube ich, dass wir sie einfach separat halten müssen. Verstehst du, wie in richtiger Einzelhaft. Ist vielleicht die einfachste Art und Weise, sie zum Reden zu bringen.«
»Wir sind hier nicht im Gefängnis, Bruce, ich habe eine Stadt, um die ich mich kü …« Der Governor blinzelt, legt den Kopf auf die Seite, als ihm plötzlich die Eingebung kommt. »Einen Augenblick.«
Bruce blickt ihn an. »Was ist los, Boss?«
»Warte kurz … einen Moment.«
»Was?«
Der Governor starrt den großen, schwarzen Mann vor sich mit leuchtenden Augen an. »Hat Gabe nicht gesagt, dass diese Kampfanzüge, in denen sie gekommen sind, auch in Gefängnissen verwendet werden?«
Bruce nickt stumm, schaut sich im Korridor um und versucht, Sinn in den Worten des Governors zu finden.
Philip Blake geht in Richtung Treppe und murmelt weiter. »Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, dieser Rick-Typ hat so einen orangen Overall angehabt – wie man sie in Gefängnissen trägt.«
Bruce eilt ihm hinterher. »Wo willst du hin, Boss? Was hast du vor?«
Der Governor ist bereits an der Treppe angelangt und nimmt zwei Stufen auf einmal. Über die Schulter hinweg ruft er: »Mach die Schlampe wieder sauber … und dann hol Gabe … kommt zur Krankenstation. Ich glaube, ich weiß einen besseren Weg, wie wir an unsere Informationen gelangen!«
Lilly hält neben dem Verteidigungswall inne, ihr Herz pocht wild. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel, und die morgendlichen Sonnenstrahlen fallen ihr auf den Nacken. In circa fünfzig Meter Entfernung sieht sie einen von Martinez’ Männern – seine neblige Silhouette sticht gegen den Himmel hervor –, der entlang der Barrikade patrouilliert.
Lilly wartet, bis die Wache hinter einem Abluftkamin verschwunden ist, und setzt sich dann wieder in Bewegung.
Rasch erklimmt sie den Verteidigungswall, klettert auf der anderen Seite wieder hinunter und landet unsanft auf dem Schotterkies. Ihr Aufprall lässt die Steinchen laut knirschen, und sie kauert sich vorsichtshalber einen Augenblick lang auf den Boden – ihr Puls stellt einen neuen Weltrekord auf – und wartet, ob man sie bemerkt hat.
Nach einer atemlosen Pause in angespannter Stille huscht sie den Kies entlang, um hinter einem ausgebrannten Gebäude Zuflucht zu suchen. Sie untersucht ihre Waffen, entsichert sie. Dann macht sie sich erneut auf den Weg, die Revolver in den Händen, muss über die Überreste von verwesenden, kopflosen Beißern klettern, die überall auf der Straße herumliegen. Der Gestank ist kaum zum Aushalten.
Der kalte Wind bläst ihr den Gestank direkt in die Nase, als sie an der alten Post vorbeischleicht – sie hält sich immer schön geduckt, eilt lautlos an alten, zerfetzten Postern vorbei, auf denen glückliche Briefträger bunte Pakete an Kinder aushändigen, oder an mit Graffiti beschmierten Plakaten mit lächelnden Senioren, die stolz ihre Briefmarkensammlungen herzeigen. Sie hört merkwürdige Geräusche hinter sich – vielleicht Blätter, die vom Wind erfasst werden –, dreht sich aber nicht um.
Immer weiter gen Süden.
Die ausgebombten Überreste der Drogerie Gold Star Sundries and Drugs stehen am Ende der Straße, ein kleiner, baufälliger Block aus Ziegelsteinen mit einem zerschossenen, mit Brettern vernagelten Schaufenster. Das alte Schild, ein Mörser und Stößel –, hängt noch immer an zerfransten Seilen und schwingt im Wind hin und her. Sie eilt zum Eingang. Die Tür klemmt, und sie muss sich mit der Schulter dagegenwerfen, um sie aufzubrechen.
Sie eilt in den dunklen Laden. Überall ist kaputtes Glas verstreut. Ihr Herz pocht so hart, dass es ihr aus der Brust zu platzen droht, während sie die Verwüstung in dem Laden mustert, in dem einmal Hustensaft, Gebissbürsten und Wattebällchen an Bäuerinnen und kränkelnde Einheimische
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