The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
in Rutledge, eines in der Nähe von Albany und ein drittes drüben in Leesburg. Und es wäre mir um ein Vielfaches lieber, wenn wir wüssten, aus welchem sie stammen, ohne ziellos durch die Gegend zu fahren.« Er dreht sich erneut zu Martinez um. »Hast du verstanden?«
Martinez nickt. »Ich werde sehen, was sich tun lässt, Boss.«
Der Governor wendet den Blick ab. Nach einem Moment sagt er: »Die Uhr läuft bereits, Martinez. Mach dich an die Arbeit.«
»Eine Frage noch.«
»Was?«
Martinez wählt seine Worte mit Vorsicht. »Angenommen, wir finden dieses Gefängnis …«
»Yeah?«
Martinez zuckt mit den Schultern. »Was machen wir dann?«
Der Governor bleibt ihm eine Antwort schuldig, starrt einfach weiter auf den grauen, leeren Nachmittagshimmel. Sein Gesichtsausdruck ist genauso düster wie die von der Plage heimgesuchte Landschaft.
An diesem Nachmittag geht es Schlag auf Schlag, wie eine Reihe fallender Dominosteine. Eine scheinbar zufällige Abfolge von Ereignissen trifft aufeinander, mit Auswirkungen, die so erbarmungslos sind wie kollidierende Atomkerne.
Um sieben Minuten vor drei Ortszeit besucht einer der besten Kämpfer, die der Governor vorzeigen kann – ein hoch aufgeschossener ehemaliger Fernfahrer aus Augusta namens Harold Abernathy –, unangekündigt die Krankenstation. Er bittet den Arzt, ihn für den am Abend stattfindenden Kampf vorzubereiten. Er will, dass alle Bandagen abgenommen werden, sodass er wie der harte Typ aussieht, der er in Wahrheit auch ist. Unter den neugierigen Blicken des Fremden namens Rick beginnt Stevens widerwillig mit der Arbeit an Abernathy, nimmt ihm eine Bandage nach der anderen ab, die er aufgrund der vielen Verletzungen der vorangegangenen Showkämpfe tragen muss, als plötzlich ein Mann in den Raum stürzt und mit einem gewaltigen Bariton ruft: »Wo ist das Arschloch?! WO IST ER ?!« Es handelt sich um Eugene Cooney – ein zahnloser Hüne von einem Mann mit Glatze –, der sich augenblicklich auf Harold stürzt. Er knurrt und schäumt vor Wut, behauptet, dass Harold in der Arena nicht aufpasst und dass es seine Schuld ist, dass Eugene jetzt auch die letzten seiner Schneidezähne verloren hat. Harold entschuldigt sich, meint, dass er »sich bei dem Lärm und der tobenden Menschenmenge nicht mehr bremsen konnte« und so fort, aber der Glatzkopf besteht darauf, dass »sich kurz entschuldigen« nicht ausreicht. Ehe irgendjemand die beiden Kampfhähne auseinanderbringen kann, zückt Eugene ein gefährlich aussehendes Messer und stürzt sich auf Harolds Hals. In dem darauffolgenden Chaos durchstößt die Klinge die Haut und die Halsschlagader von Harold Abernathy, sodass sein Blut fontänenartig über die gefliesten Wände spritzt und in Strömen zu Boden läuft. Es ist ein grauenhaftes Schauspiel. Ehe Stevens überhaupt reagieren oder auch nur versuchen kann, die Wunde zu verarzten, hat Eugene Cooney sich umgedreht und ist mit der lässigen Befriedigung eines Schlachthofarbeiters, der ein Schwein hat verbluten lassen, verschwunden. »Arschloch«, wiederholt er erneut, ehe er um die Ecke verschwindet.
Die Nachricht von der Attacke – und Harolds darauffolgenden Tod aufgrund massiven Blutverlusts – verbreitet sich in der Stadt wie ein Lauffeuer. Einer erzählt es dem anderen, und es ist exakt fünf vor vier, als der Governor es zu hören bekommt, der gerade vor der Hintertür steht und zu dem Sturm aufschaut. Bruce erzählt ihm die Geschichte in aller Ruhe. Der Governor vernimmt die Neuigkeit stoisch, denkt kurz darüber nach und weist Bruce an, kein großes Aufsehen deswegen zu machen. Er will nicht, dass die Bewohner beunruhigt werden. Stattdessen soll Bruce in Umlauf bringen, dass Harold Abernathy an internen Verletzungen gestorben ist, die er sich im Laufe seines Daseins als Gladiator zugezogen hat, denn Harold war ein Kämpfer und hat immer sein Bestes gegeben – ja, er war beinahe ein Held. Und außerdem sind das keine Showkämpfe, sondern da geht es richtig zur Sache. Das sollten die Leute nicht vergessen. Bruce erkundigt sich, wer anstatt Harold heute Abend kämpfen soll. Schließlich beginnt der Kampf in einer guten Stunde. Philip Blake meint, er habe da schon eine Idee.
Um elf Minuten nach vier verlässt der Governor seine Wohnung mit Bruce an seiner Seite. Gemeinsam gehen sie zum Stadion, das sich schon mit ungeduldigen Zuschauern füllt, die kaum noch auf das Spektakel warten können. Sieben Minuten vor halb fünf haben die beiden Männer
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