The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
ganz … Ich habe gerade viel um die Ohren …«, versucht sie zu erklären.
»Ist schon gut, Liebes«, sagt er und fällt resigniert in sich zusammen. »Ich weiß doch selber nicht, wo mir der Kopf steht. Kann auch nicht gerade behaupten, dass ich derzeit in Topform bin.«
Sie schaut ihn an. »Es tut dir noch immer weh, nicht wahr? Es ist schlimm für dich, ganz schlimm.«
Er seufzt erneut. Er fühlt sich beinahe normal, wenn sie in seiner Nähe ist.
Einen Augenblick lang erwägt er, ihr über seine Albträume von Megan zu erzählen, will ihr von dem riesigen schwarzen Loch in seinem Herz berichten, das selbst die letzten Überreste seiner selbst schluckt. Er überlegt, ob er erklären soll, dass er noch nie richtig trauern konnte. Im Nahen Osten hat er Dutzende guter Freunde sterben sehen. Als Sanitäter bei der Armee hat er so viele Tote und Herzschmerz gesehen, dass er glaubte, es reiße ihm das Herz aus der Brust. Aber nichts davon kam auch nur annähernd an die Katastrophe, die ihn ereilte, als Megan aus seinem Leben gerissen wurde. All das geht ihm durch den Kopf, quält ihn unglaublich. Schließlich blickt er zu Lilly auf und sagt einfach: »Yeah, Liebes. Es tut noch immer weh.«
So sitzen sie eine ganze Weile auf dem Bürgersteig, über ihnen nichts als grauer Morgenhimmel. Sie schweigen gedankenverloren – sehen sich beide, wenn auch jeder für sich, mit einer schweren, schwarzen, unsicheren Zukunft konfrontiert. Endlich hebt Lilly den Blick und schaut ihn an. »Bob, kann ich irgendetwas für dich tun?«
Er hebt die leere Flasche und deutet darauf. »Hab noch eine versteckt, unter der Feuerleiter. Mehr brauch ich nicht.«
Sie seufzt.
Dann erneutes Schweigen, wieder eine ganze Zeit lang. Bob spürt, wie er langsam in den Schlaf gleitet, die Lider werden immer schwerer. Er schaut sie an. »Du scheinst ja ganz schön von den Socken, Liebes«, stammelt er. »Gibt es denn etwas, das ich für dich tun kann?«
Yeah , denkt sie, und es scheint ihr, als ob die ganze Welt auf ihren Schultern ruht. Wie wäre es, wenn du für die Möglichkeit sorgen würdest, dass Austin und ich uns gegenseitig umbringen können?
Zwölf
M artinez patrouilliert an der nördlichen Ecke des Verteidigungswalls; er passiert einen Sattelschlepper, als er plötzlich seinen Namen hört.
»Hey, Martinez!« Die Stimme schneidet durch den Wind und erhebt sich über das entfernte Donnern im Osten. Martinez blickt die Straße hinab und sieht Rudy, den ehemaligen Bauarbeiter mit Bart aus Savannah, der jetzt über die Baustelle auf ihn zukommt. Rudy ist gebaut wie ein Schrank und trägt das mit Pomade vollgeschmierte Haar in einem nach vorne gekämmten, spitz zulaufenden Pony à la Dracula.
»Was willst du?«, ruft Martinez. Mit seinem ärmellosen Hemd, dem Kopftuch, den fingerlosen Lederhandschuhen und seinen eingefallenen Wangen sieht er aus wie immer. In den Händen trägt er eine Kalaschnikow mit Kurvenmagazin und abgesägtem Schaft. Über den verrosteten Sattelschlepper hinweg kann er eineinhalb Kilometer in alle Richtungen blicken. Wenn nötig, kann er ein halbes Dutzend Beißer mit einer wohlgezielten Salve beseitigen. Niemand legt sich mit Martinez an – weder Mann noch Beißer –, und dieser unerwartete Gast geht ihm schon jetzt auf den Sack. »Hab erst in zwei Stunden frei.«
Rudy schielt gen Himmel und zuckt stoisch mit den Schultern. »Tja, ich bin hier, um dich abzulösen. Kannst dich also über einen frühen Feierabend freuen. Der Boss will mit dir sprechen.«
»Scheiße«, murmelt Martinez leise. Er hat überhaupt keine Lust, heute Morgen zum Kaffeeklatsch mit dem Governor bestellt zu werden. Er klettert über die Fahrerkabine des Sattelschleppers zur Straße hinunter und murmelt schroff: »Was zum Teufel will der denn schon wieder?«
Rudy wirft ihm einen fragenden Blick zu. »Als ob er mir das erzählen würde.«
»Halt die Augen offen und spitz die Ohren«, befiehlt Martinez und lugt durch den schmalen Spalt zwischen dem Sattelschlepper und dem Verteidigungswall auf die überfluteten Äcker im Norden. Die Felder sind leer, aber Martinez hat ein schlechtes Gefühl, wenn er daran denkt, was hinter der Baumgrenze auf sie lauert. »So weit, so gut. Alles schön ruhig heute … aber das soll nichts heißen.«
Rudy nickt und klettert dann seinerseits auf die Fahrerkabine.
Martinez macht sich schon auf den Weg, als Rudy ihm nachruft: »Heute Abend geht es wieder ab in der Arena! Kommst du auch?«
»Abwarten und
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