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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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kriechen und sterben. Stattdessen aber rafft er sich taumelnd auf und stolpert die Gasse Richtung Hauptstraße entlang.
    Er wählt einen Platz für sein Frühstück aus – die letzten Schlucke billigen Whiskeys in seiner Jackentasche – und taumelt zum Bürgersteig vor der Backsteinfassade, die das Haus des Governors schmückt. Das ist Bobs liebster Ort, quasi seine zweite Heimat. Er lehnt sich gegen die Wand, fummelt mit seinen fettigen, vor Dreck ganz schwarzen Fingern in seiner Jackentasche herum und zieht dann seine »Medizin« hervor.
    Er nimmt einen großen Schluck, setzt kurz ab, trinkt dann die Flasche aus und sackt langsam zu Boden. Er kann nicht mehr weinen. Trauer und Verzweiflung haben seine Tränendrüsen ausgebrannt. Stattdessen atmet er rasselnd den Alkoholdunst aus, macht es sich bequem und döst einige Zeit vor sich hin, bis eine Stimme ihn aus seiner Erstarrung reißt.
    »Bob!«
    Er blinzelt, zwinkert und sieht schließlich die verschwommene Gestalt einer jungen Frau durch seine wässrigen Augen. Sie kommt von der anderen Straßenseite auf ihn zu. Zuerst kann er sich nicht an ihren Namen erinnern, aber ihr Gesichtsausdruck, als sie näher kommt – Frustration, Angst, sogar ein wenig Wut –, dringt tief in Bobs Seele ein und löst vage Erinnerungen in ihm aus.
    »Hey, Lilly«, lallt er, hebt die leere Flasche an die Lippen und saugt gierig daran, um auch noch den letzten Tropfen zu erhaschen. Er wischt sich den Mund und versucht sie anzublicken. »Wunderbarer Morgen.«
    Sie beugt sich zu ihm hinunter, geht in die Hocke und nimmt ihm sanft die Flasche ab. »Bob, was treibst du denn nur? Willst du dich in Zeitlupe umbringen?«
    Er holt tief Luft und atmet dann aus. Das stinkende Gemisch, das aus seinem Mund kommt, hätte zum Anzünden eines Grills gereicht. »Ich … Ich wäge meine Optionen ab.«
    »Ach, erzähl doch keinen Unsinn.« Sie blickt ihm in die Augen. »Das ist nicht witzig.«
    »Soll es auch nicht sein.«
    »Okay … Wie auch immer.« Sie wischt sich den Mund ab, dreht sich kurz um und blickt nervös die Straße auf und ab. »Hast du Austin gesehen?«
    »Wen?«
    »Austin Ballard. Du weißt schon, der junge Typ. Macht einen etwas abgerissenen Eindruck.«
    »Ach, der mit den Haaren?«
    »Genau der.«
    Bob holt erneut rasselnd Luft und stößt ein abgehacktes, keuchendes, schleimsprühendes Husten aus. Er krümmt sich, versucht, den Rest auch noch auszuspucken, aber es gelingt ihm nicht. »Nein, Ma’am. Hab den Bengel schon seit Tagen nicht mehr unter die Augen gekriegt.« Endlich hört er zu husten auf und starrt sie dann mit seinen gelben Augen an. »Hast ihn wohl ins Herz geschlossen, hä?«
    Lilly lässt den Blick über die Stadt schweifen, sucht den Horizont ab und kaut auf den Fingernägeln. »Was hast du gesagt?«
    Bob grinst betrunken. »Seid ihr ein Pärchen?«
    Sie schüttelt einfach nur den Kopf und grunzt verachtend: »Ein Pärchen? Nein, das würde ich nicht behaupten.«
    Bob wendet den Blick nicht von ihr ab. »Hab doch gesehen, wie ihr beide zu dir gegangen seid. Letzte Woche war das.« Noch ein schiefes Lächeln. »Ich bin vielleicht ein Alki, aber blind bin ich nicht. Wie ihr da zusammen die Straße lang seid, miteinander geredet habt. Nett war es.«
    Sie reibt sich die Augen. »Bob, das ist kompliziert … Aber jetzt muss ich Austin erst mal finden.« Sie schaut ihm in die Augen. »Streng dich bitte mal an, überleg. Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Lilly, Einzelheiten wie genaue Uhrzeiten etc. sind nicht so mein Spezialgebiet. Mein Erinnerungsvermögen ist nicht mehr das, was es …«
    Sie ergreift ihn an den Schultern und schüttelt ihn. »Bob, aufwachen! Das ist wichtig! Ich muss Austin finden – es ist verdammt wichtig! Hast du mich verstanden?« Sie gibt ihm eine sanfte Ohrfeige. »Und jetzt konzentrier dich und versuch deine mit Alkohol betäubten grauen Zellen wieder zu beleben. DENK NACH !«
    Bob wackelt schlaff hin und her. Seine schwermütigen Augen sind groß und feucht. Seine wie Leder gegerbten Lippen beginnen zu zittern, und er versucht, die Worte zu formen, aber Tränen laufen ihm jetzt über die Wangen. »I … Ich weiß nicht … Ist schon so lange … Bin mir nicht sicher …«
    »Bob, es tut mir leid.« Die ganze Wut, die Dringlichkeit und die Frustration fallen von ihr ab, sie lässt ihn los, und ihr Gesichtsausdruck wird milder. »Es tut mir so leid.« Sie legt einen Arm um ihn. »Ich bin ein wenig … Ich bin nicht

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