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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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hatte wieder angefangen zu bluten, und meine rechte Socke war völlig durchnässt. Ich hatte mir wohl zu viel zugemutet. Aber daran konnte ich jetzt nichts ändern.
    Verstohlen sah ich zu Joshua hinüber. Er starrte mit ge runzelter Stirn das Messer in seiner Hand an. Blonde Haar strähnen fielen in seine Augen, aber er machte sich nicht die Mühe, sie wegzustreichen. Er sah sehr verloren aus.
    Mein Magenknurren durchbrach die Stille. Joshua kramte im Rucksack, bis er die Tüte mit den Brötchen und Äpfeln gefunden hatte. Wortlos reichte er sie mir und behielt nur einen Apfel für sich. Er biss hinein und kaute bedächtig. Seine Schultern waren angespannt, seine Miene wachsam.
    Ich nahm ein Brötchen aus der Tüte. Dann leckte ich mir über die Lippen und räusperte mich, um Joshuas Aufmerksamkeit zu erregen. Die Klinge des Jagdmessers, das er in den Händen herumdrehte, funkelte im Licht der Halogenlampen. Erst jetzt fiel mir auf, wie nahe wir uns waren. Zusammen auf einem Bett. Mom würde einen Anfall bekommen, wenn sie wüsste, dass ich die Nacht allein mit einem Jungen verbrachte.
    Ich ließ einen Apfel in meinen Händen hin und her rollen, um mich abzulenken. »Du bist nicht so gerne in einem Bunker, oder?«
    »Wenn du erlebt hättest, was ich in einem dieser öffentlichen Bunker erlebt habe, dann würdest du das verstehen.«
    Ich wollte seine Hand nehmen. Ich wollte ihn trösten, aber ich war mir nicht sicher, wie er darauf reagieren würde. Er zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. Dann legte er seinen Kopf darauf. Anscheinend wollte er nicht darüber reden, und ich konnte ihn ja schlecht dazu zwingen. Wollte ich auch gar nicht. Ich aß den Apfel, legte den Stiel auf den Boden und legte mich aufs Bett. Das Kissen roch nach Staub, sodass es mich in der Nase kitzelte. Ich legte die Pistole auf meine Brust und schloss die Augen. Außer unserem Atem war nichts zu hören.
    »Gute Nacht«, sagte ich.
    Ich erhielt keine Antwort.
    Ein Schrei riss mich aus dem Schlaf. Schnell setzte ich mich auf und legte eine Hand auf meinen schmerzenden Kopf. Ich spürte die Stiche und das wunde Fleisch. Dann kniff ich ein paar Mal hastig die Augen zusammen, um sie an die Helligkeit zu gewöhnen. Meine Finger taten weh, weil ich die Pistole so fest gepackt hielt.
    Wer hatte da geschrien?
    Joshua lag mit verzerrtem Gesicht auf der Seite und zappelte wie wild. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sein Haar klebte an seinem Kopf. Er ließ den rechten Arm vorschnellen, als kämpfte er gegen einen unsichtbaren Feind.
    »Nein.«
    Das Wort war kaum mehr als ein Stöhnen. Ich schob meine Decke zurück und setzte mich auf die Bettkante. Sollte ich ihn aufwecken? Jetzt fing er an, leise vor sich hin zu murmeln. Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln. Ich stand auf und ging vorsichtig auf ihn zu.
    »Zoe! Nicht!«
    Ich blieb stehen. Zoe? War das seine Schwester? Seine Freundin?
    Er strampelte so wild, dass er fast aus dem Bett gefallen wäre. Ich ging in die Knie und stupste ihn sanft an der Schulter an. Er riss die Augen auf, warf mich mit unglaublicher Geschwindigkeit aufs Bett und hielt mir das Messer an die Kehle. Ich spürte die kalte Klinge auf meiner Haut. Mit jedem Herzschlag schien sie sich fester gegen meinen Hals zu drücken. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen, zu atmen oder zu schlucken.
    Er wird mich umbringen.
    Er machte große Augen und nahm das Messer weg. Dann ließ er meine Schultern los und blinzelte. Er kniete immer noch auf mir. »Das tut mir so leid, Sherry. Ich dachte ...« Er verstummte und suchte meinen Blick. »Hab ich dir wehgetan?« Er zog sich zurück, bis er am Ende der Matratze saß und ich mich wieder bewegen konnte.
    Ich zog die Beine an und holte keuchend Luft, dann schüttelte ich den Kopf. »Nein, alles klar«, flüsterte ich.
    Mit bebenden Händen fuhr er sich durch das verschwitzte Haar. »Verflucht. Ich hätte dich beinahe umgebracht.«
    »Hast du aber nicht.« Ich legte das Kinn auf die Knie und sah auf. Mit zitternden Fingern wischte ich mir die Tränen aus den Augen, bevor er sie bemerkte.
    »Warum warst du auf meinem Bett?«
    »Du hattest einen Albtraum.«
    Jetzt verstand er. Er wandte sich verschämt ab.
    »Ich habe von dem Bunker geträumt, in dem ich war ... mit meiner Familie.«
    Ich befeuchtete die Lippen mit der Zunge. Mein Mund war sehr trocken. »Wo ist deine Familie jetzt?«
    Aber die Antwort kannte ich bereits.
    Joshua fuhr mit der Messerklinge über seine Handfläche.

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