The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
entsprechenden Stelle. Dann las sie weiter und machte ein Kreuz bei der nächsten Frage.
»Hey, du sollst doch mir die Fragen stellen.« Ich versuchte, einen Blick auf den Test zu werfen, aber Izzy versteckte ihn vor mir.
»Die nicht, das kannst du gar nicht richtig beurteilen.«
»Izzy! Gib mir das Heft.« Ich beugte mich vor und riss es ihr aus den Händen.
Sie brach in Gelächter aus. »Du solltest mal dein Gesicht sehen!«
Neun
Mein Nacken war völlig steif. Die geringste Bewegung tat höllisch weh. Als würden sich tausend Nadeln gleichzeitig durch meine Haut in mein Hirn bohren. Meine Augenlider waren wie zugeklebt. Ich fühlte mich wie gerädert. Dann brach die Erinnerung an den gestrigen Tag über mich herein. Dad war immer noch allein da draußen. Ob er die Hoffnung bereits aufgegeben hatte, gerettet zu werden?
Ich stöhnte und zwang mich, die Augen zu öffnen. Dann schloss ich sie schnell wieder, weil mich die grellen Halogenlampen blendeten. Im Sitzen zu schlafen war eine ziemlich schlechte Idee gewesen.
Ich legte den Kopf zur Seite, ohne das Knacken in meinem Genick weiter zu beachten. Mein Blick fiel auf Joshuas Bett. Er war nicht da. Angst packte mich. Ich sah mich um. Nichts.
Ich stolperte auf die Füße. »Joshua?« Ich griff nach der Pistole.
Ein Knarren. Ich legte den Finger auf den Abzug.
Joshua kam durch eine Tür am Ende des Raumes, die ich vorher noch gar nicht bemerkt hatte. Ich hielt die Waffe etwas lockerer. Meine Muskeln entspannten sich. Doch dann erstarrte ich. Sein Haar war nass. Wasser lief über sein Gesicht und seine Brust. Tropfen glitzerten auf seiner braungebrannten Haut. Er trug nur Jeans.
Ich hatte schon mal nackte Oberkörper gesehen – am Strand, wo die Jungs aus meiner Schule nur mit Badehose herumliefen. Das war es nicht, was mich so verblüffte.
Sein Körper war mit Narben bedeckt, die sich hellweiß von seiner karamellfarbenen Haut abhoben. Die längste Narbe führte von seiner linken Schulter über das Schlüsselbein. Drei Narben von etwa gleicher Form und Länge liefen um seinen Bauchnabel herum. Als hätten scharfe Klauen die Haut dort aufgerissen.
Ich sah schnell weg, als Joshua bemerkte, dass ich seine Brust anstarrte. Angespannte Stille folgte, und meine Haut fing an zu kribbeln.
»Da hinten ist eine Dusche. Geh nur, wenn du willst. Aber wir müssen in einer halben Stunde los, also beeil dich.«
Ich hob den Kopf, und da stand mir vor Verblüffung der Mund offen. Er hatte mir den Rücken zugewandt und trocknete sein Haar mit einer Decke ab. Über seinen Schulterblättern war ein Tattoo. Das Wort Rächer stand in geschwungener Schrift auf seiner Haut. Ohne nachzudenken ging ich zu ihm und fuhr die Buchstaben mit den Fingerspitzen nach. Sie waren wunderschön verschnörkelt.
Seine Rückenmuskeln hoben sich unter meiner Berührung. Er warf mir einen Blick über die Schulter zu. Mein Magen flatterte und meine Wangen liefen rot an, doch ich schaffte es, seinen Blick zu erwidern. »Wo hast du das machen lassen?«
Beim Ausbruch der Tollwut konnte er nicht viel älter gewesen sein als Bobby jetzt war. Unwahrscheinlich, dass er damals schon ein Tattoo gehabt hatte.
»Tyler hat es gemacht.«
»Tyler?«
Er nickte knapp und grinste, als er den Ausdruck auf meinem Gesicht sah.
»Aber woher habt ihr eine ... Tätowiermaschine?«
»Aus einem Tätowierstudio«, sagte er schulterzuckend.
»Und Tyler weiß, wie man sie bedient?« Ich würde nie jemanden mit einer Tätowiermaschine in meine Nähe lassen, schon gar nicht so einen wie Tyler.
»In seinem anderen Leben war er Tätowierer.« Er drehte sich um und zog sich das T-Shirt über den Kopf.
»Woher weißt du so viel über sein anderes Leben?«
»Er hat’s mir aufgeschrieben. Es hat Wochen gedauert, bis er mir endlich vertraut hat.«
»Rächer?«, fragte ich neugierig.
Irgendetwas flackerte in seinen blauen Augen auf. »Ja. Und jetzt geh duschen.«
Ich nahm ein sauberes T-Shirt aus dem Rucksack und eilte in den Duschraum. Während ich den Schmutz von meiner Haut wusch, musste ich ständig an Joshuas Tattoo denken. Was es wohl zu bedeuten hatte?
Als ich in den Hauptraum zurückkehrte, saß Joshua auf dem Bett. Meine Jeans starrten vor Schweiß und Dreck, doch zumindest war das T-Shirt sauber. Mein Fuß schmerzte bei jedem Schritt. Hoffentlich konnte ich trotzdem schnell genug rennen.
Joshua sah auf. Er nickte in Richtung der Schusswaffen, die neben ihm auf dem Bett lagen. Ihr Stahl funkelte im
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