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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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die tiefen Falten um seine Augen ließen ihn sehr alt wirken.
    »Wir haben schon mal alles vorbereitet«, sagte er, als er merkte, dass ich ihn ansah. »Wir wussten nicht, wie viele Leute ihr nach Safe-haven bringen würdet und in welchem Zustand sie sind. Besser, wir kümmern uns hier um sie. Wenn sie infiziert sind ...«
    Er verstummte und warf einen Blick auf Bobby und meine Mutter. Wie viel wussten sie bereits?
    Mom beugte sich über Dad und strich ihm über das schweißnasse Haar. Ihre Lippen bewegten sich schnell. Sie murmelte ihm aufmunternde Worte zu. Inzwischen hatte sie aufgehört zu weinen. Sie wirkte gefasst. So stark hatte ich sie seit Langem nicht mehr erlebt.
    Bobby stand neben dem Bett und betrachtete unseren Vater mit verzweifelter Miene. Er hatte die Zähne fest zusammengebissen und kämpfte gegen die Tränen.
    Vorsichtig näherte ich mich dem Bett. In welchem Zustand würde ich ihn wohl vorfinden? Karen sah auf. Sie hatte sich gerade um Dads Bein gekümmert. Der Schnitt an seinem Oberschenkel war lang und so tief, dass die Muskeln und Sehnen zu sehen waren. Die Haut um die Wunde herum war rot und angeschwollen. Sie lächelte mir kurz zu und fing dann an, die Wunde mit einem Tupfer zu säubern.
    »Kann ich helfen?«, fragte ich, obwohl sich mir beim Anblick der Wunde der Magen umdrehte. In den letzten Tagen hatte ich zwar Schlimmeres gesehen, aber die Tatsache, dass es sich um meinen eigenen Vater handelte, machte den Anblick doppelt so grässlich.
    Karen schüttelte den Kopf. Sie drückte auf die Wunde, und Eiter quoll heraus. Bobby würgte, blieb aber tapfer stehen. Karen wischte den Eiter ab und spülte die Wunde mit Wasser aus. Dann schüttelte sie seufzend den Kopf. »Eigentlich dürfte die Wunde nicht so schwer entzündet sein.« Sie wandte sich an Geoffrey. »Im Schrank sind Antibiotika. Wahrscheinlich sind sie schon abgelaufen, aber vielleicht helfen sie trotzdem.«
    »Glaubst du, dass das Fieber von der Entzündung kommt?«, fragte ich. Mom wandte sich von Dad ab und sah Karen nervös an.
    »Ja, die entzündete Wunde könnte der Grund sein«, antwortete Karen. »Aber das wird sich noch heraus stellen.«
    Ich beugte mich zu ihr vor, damit die anderen mich nicht hören konnten. »Wann weiß man genau, dass das kein Symptom der Tollwut ist?«
    Karen fing an, die Wunde zu vernähen. »Das ist keine Bisswunde. Bis jetzt habe ich überhaupt noch keine Bissspuren an seinem Körper gefunden. Bisse sind die Hauptursache für eine Tollwutinfektion. Dein Vater ist unterernährt, deshalb ist er sehr schwach. Wahrscheinlich reagiert sein Körper deshalb so empfindlich auf die Verletzung.«
    »Aber wie lange dauert es, bis wir sicher sein können?« Meine Stimme klang schärfer, als ich es beabsichtigt hatte.
    Karen nähte mit ruhiger Hand weiter. »Das kann man nicht genau sagen. Ein paar Tage, vielleicht auch ein paar Wochen.«
    Ein paar Wochen?
    »Hier.« Geoffrey reichte Karen eine kleine Flasche. Sie bedankte sich und bereitete eine Infusion vor. »Er braucht Flüssigkeit. Das bringt ihn wieder zu Kräften und hilft seinem Körper, die Entzündung zu bekämpfen«, erklärte sie, als sie Dad an den Tropf hängte.
    »Woher habt ihr diese ganze Ausrüstung?« Die Flüssigkeit tröpfelte durch einen schmalen Schlauch in Dads Arm. Er sah so furchtbar dünn und zerbrechlich aus.
    »Joshua hat die Krankenhäuser in der Umgebung abgegrast und alles mitgenommen, was noch zu gebrauchen war. Ich habe ihm eine Liste gemacht, und er hat alles hergeschafft, was man irgendwie transportieren konnte.« Die Wunde war fertig vernäht, und sie wickelte einen Verband darum.
    Dad stöhnte tief auf und warf sich auf dem Bett herum. Moms Kopf schnellte hoch, und sie sah uns mit großen Augen an. Ich hätte ihr gerne gesagt, dass alles gut werden würde, aber die Worte blieben mir im Hals stecken.
    »Er wird bald aufwachen. Die Infusion wirkt bereits«, sagte Karen. Sie tätschelte sanft meinen Arm, dann zog sie einen Stuhl ans Bett und setzte sich darauf.
    »Dann braucht ihr mich ja nicht mehr. Mal sehen, was der andere Neuzugang so zu berichten hat.« Geoffrey zog einen imaginären Hut und verließ den Raum. Geräuschlos fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Mom kniete sich neben das Bett und legte ihren Kopf neben den ihres Mannes. Jetzt war all der Streit, den sie im Bunker gehabt hatten, vergeben und vergessen. Ich unterdrückte ein Gähnen. Mein Fuß brannte wie Feuer, mein Hinterkopf pochte wie wild und mein

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