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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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Knöchel tat höllisch weh. Jetzt war Dad ja in Sicherheit, und ich konnte mich ausruhen.
    »Karen?«, fragte ich.
    Sie sah mich an.
    »Ich glaube, die Nähte an meinem Fuß sind wieder aufgegangen. Außerdem hat ein Weeper meinen Knöchel in die Mangel genommen.«
    »Was?«, rief Mom und richtete sich mit einem Ausdruck der Bestürzung auf. Das blonde Haar fiel ihr matt auf die Schultern.
    »Ich seh’s mir mal an.« Karen stand auf und klopfte dann auf den Stuhl zum Zeichen, dass ich mich setzen sollte.
    Ich ließ mich darauf fallen und zog Schuhe und Socken aus. Karen nahm sich zuerst meinen linken Fuß vor. Um den Knöchel waren deutlich Klauenspuren zu erkennen. Die Haut war feuerrot, doch zumindest hatte es aufgehört zu bluten. Sie drehte den Fuß herum und untersuchte ihn eingehend.
    »Das ist nicht weiter schlimm. Die Klauen sind nicht tief eingedrungen.« Sie holte einen Tupfer vom Tisch und tauchte ihn in eine kleine Schüssel. Als sie die Wunde reinigte, brannte es wie Feuer. Ich presste die Lippen aufeinander, um kein Geräusch zu machen.
    »Kriegt Sherry jetzt die Tollwut?«, fragte Bobby, der immer noch neben Dads Bett stand.
    Ich erstarrte. In mir bebte es. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Mom sah aus, als würde sie gleich einen Asthmaanfall bekommen.
    Karen schüttelte den Kopf. »Nein. Dazu hätte der Weeper sie schon beißen müssen. Ich desinfiziere die Wunde, dann besteht keine Gefahr.«
    Ich ließ mich zurückfallen. Sie verband meinen Knöchel, dann besah sie sich meinen anderen Fuß. Bestürzt schnalzte sie mit der Zunge. »Du hast ihn zu sehr angestrengt. Jetzt müssen wir nochmal nähen.«
    Beinahe hätte ich aufgestöhnt. Zum Glück arbeitete Karen so schnell, dass ich die Schmerzen fast nicht spürte. Meine Lider fühlten sich wie Blei an. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte. Ich war noch nie so erschöpft gewesen.
    Karen ließ meinen Fuß los und tätschelte mein Bein. »Bobby, Sherry, geht doch rüber ins Haupthaus und esst mit den anderen zu Abend. Und dann geht schlafen. Ihr seht müde aus. Eure Mutter und ich werden heute Nacht bei eurem Dad bleiben.«
    Ich wollte schon widersprechen, aber ich wusste ja, dass ich in meinem Zustand keine große Hilfe war. Mit einem schwachen Nicken zog ich mir Socken und Schuhe an. Jedes Mal, wenn ich meinen Knöchel berührte, zuckte ich zusammen.
    Ungeschickt humpelte ich zur Tür. Bobby folgte mir, als ich das Cottage verließ. Draußen ging gerade die Sonne über den Weinbergen unter. Es war wunderschön. Bobby folgte meinem Blick. Er war in den letzten Monaten enorm gewachsen und inzwischen fast größer als ich. Als wir vor drei Jahren in den Bunker gegangen waren, hatte ich ihn noch um ein paar Zentimeter überragt. Seit damals hatte sich so viel verändert.
    »Glaubst du, dass sich Dad in einen Weeper verwandelt?«, fragte er und versuchte, ein tapferes Gesicht zu machen. Nur das Zittern in seiner Stimme verriet, was er wirklich fühlte.
    Ich wandte mich von den Weinbergen ab und sah ihn an. »Nein. Dad wird wieder gesund. Das ist nur die Entzündung.«
    »Ich bin doch nicht blöd!« Bobby funkelte mich wütend an. »Das hat sie nur gesagt, damit wir uns keine Sorgen machen.«
    Mit der Spitze meines gesunden Fußes wirbelte ich eine Staubwolke auf. Auch ich hatte das Bedürfnis, ihn zu beruhigen, doch es wäre einfach nicht fair gewesen, ihn anzulügen.
    »Ich würde ihr gerne glauben.« Hilflos zuckte ich mit den Schultern.
    Bobby sah mich an. Dann nickte er, zufrieden mit meiner Antwort. Offenbar hatte er erwartet, dass ich ihn ebenfalls anlügen würde. Aber ich wusste, wie es war, wenn man wie ein dummes Kind behandelt wurde, das die Wahrheit nicht vertragen konnte. Das wollte ich ihm nicht antun.
    Ich holte tief Luft. »Als du weg warst, hat Mia ständig nach dir gefragt. Wir haben ihr aber nicht erzählt, was passiert ist. Mom glaubt, dass es besser ist, wenn sie nichts von den Weepers weiß.«
    »Das würde sie auch gar nicht verstehen. Es würde ihr nur Angst machen«, sagte ich. Mom hatte recht.
    Bobby nickte. Er versuchte, möglichst erwachsen und vernünftig zu wirken. »Erzähl mir was über sie.«
    Das wollte ich eigentlich alles schnellstens wieder vergessen.
    »Erzähl mir von den Weepers«, bettelte er.
    Ich blieb stehen und legte meine Hand auf die Vordertür. »Manche sehen fast normal aus. Sie gehen auf recht wie wir und haben intelligente Augen. Die anderen laufen auf allen vieren und ihr Blick ist ganz leer.

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