The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
Körper und hatte das Gesicht zwischen den Knien versteckt. Bei den Geräuschen, die tief aus ihrer Kehle drangen, rutschte mir das Herz in die Hose. Sie tat mir so leid. Das also konnte diese neue Welt den Menschen antun. Ihre dünnen Beine ragten aus ihren Shorts. Sie waren zerkratzt und blutig.
Ich berührte den Arm, mit dem sie ihre Beine umklammert hielt. »Hey«, sagte ich sanft, um sie nicht zu erschrecken. »Du bist in Sicherheit. Dir kann nichts mehr passieren.«
Sie hörte auf zu wimmern, hob leicht den Kopf und sah mich mit angsterfüllten, verweinten Augen an. Ihre Pupillen waren stark geweitet. Ich zwang mich zu einem Lächeln und tätschelte ihren Arm. »Ich heiße Sherry. Meine Familie und ein paar andere Überlebende warten an einem Ort namens Safe-haven auf uns.« Meine Stimme schien sie zu beruhigen. Sie entspannte sich. Ein dünner Schweißfilm bedeckte ihre Haut. Anscheinend hatte sie Fieber, genau wie mein Vater. Waren sie beide infiziert? Ich bekam Angst, ließ mir aber nichts anmerken. Ich wollte sie nicht beunruhigen.
»Wie heißt du?«, presste ich hervor.
Sie blinzelte mir zu und leckte sich über die aufgesprungenen Lippen. »Rachel.« Ihre Stimme war vom Schreien heiser – oder weil sie so lange nicht mehr geredet hatte. Dann hob sie unsicher die Mundwinkel, als hätte sie vergessen, wie man lächelte. Das war in dieser neuen Welt nicht besonders verwunderlich. Es gab ja auch nicht mehr viel, worüber man lächeln konnte. Ihre Haut war von der Sonne gebräunt. Die Farbe ihrer Augen erinnerte mich an dunkle Schokolade.
1 143 Tage, seit ich mir das letzte Stück Schokolade auf der Zunge zergehen ließ – Zartbitter mit Mandeln. Leider hatten wir keine Süßigkeiten mit in den Bunker genommen.
»Wir sind bald in Safe-haven«, versicherte ich ihr, obwohl ich nicht genau wusste, wo wir uns gerade befanden.
Ich sah zu Joshua hinüber, der meinen Blick spürte. »Ich bin einen Umweg gefahren, um mögliche Verfolger abzuschütteln. Wir sind in ein paar Minuten da«, sagte er.
Ich lehnte mich zurück. »Bist du sicher, dass die Weepers uns nicht verfolgen?«
»Ja. Wenn ich auch nur den geringsten Zweifel hätte, würde ich mich von Safe-haven fernhalten.«
Ich seufzte und rieb mein Gesicht. »Mein Vater sieht nicht gut aus«, sagte ich so leise wie möglich.
»Nein, gar nicht gut.«
Ich rang die Hände. »Glaubst du ...« Ich schluckte. »Glaubst du, dass er infiziert ist?«
Joshua zögerte. »Schwer zu sagen. Er schwitzt sehr stark. Das könnte aber auch an einer Entzündung liegen.«
»Und wenn er mit der Tollwut infiziert ist?«
»Mach dir keine unnötigen Sorgen. Karen soll ihn sich ansehen, dann wissen wir mehr.«
Mach dir keine Sorgen – das war leichter gesagt als getan.
Mr. Flores redete über die Boston Tea Party. Er redete und redete mit einer Stimme, die an das Brummen einer Klimaanlage erinnerte. Ich hatte längst abgeschaltet.
Ich rutschte auf meinem Sitz herum, bis ich den Tisch zwei Reihen hinter mir im Blick hatte. Alex kritzelte etwas in sein Heft. Sein kastanienbraunes Haar fiel über sein Gesicht und verdeckte seine schokoladenbraunen Augen.
Wenn er nur ein kleines Stück zur Seite rückte, könnte ich ihn besser sehen.
Ich nahm meinen Füller in den Mund und kaute darauf herum.
Alex’ Kopf schoss hoch. Unsere Blicke trafen sich. Ich riss mir den Füller aus dem Mund und versuchte, ihn anzulächeln.
Er bemerkte mich. Zum ersten Mal seit ... überhaupt.
Dann kicherte jemand. Die ganze Klasse starrte mich an.
Ich betrachtete mein Spiegelbild im Fenster.
O Gott.
Ich hatte mir das falsche Ende des Füllers in den Mund gesteckt. Mein Lächeln war schwarz und hässlich.
Elf
Noch bevor der Lincoln zum Stehen kam, wurde die Haustür aufgerissen. Mom und Bobby rannten heraus, gefolgt von Karen und Geoffrey. Larry humpelte hinterher. Er hatte sich die Brille in die Stirn geschoben. Ich sprang aus dem Auto und wäre vor Aufregung fast hingefallen. Mom sah mich mit großen, erwartungsvollen Augen an.
»Du bist zurück! Gott sei Dank, du bist zurück! Hast du ihn gefunden?« Ihre Stimme bebte. Sie rannte auf mich zu.
Die Kleidung, die sie trug, passte ihr nicht. Wahrscheinlich waren es Karens Sachen, aber immer noch besser als ihre eigenen verdreckten und löchrigen Klamotten. Das T-Shirt war ihr viel zu weit und rutschte beinahe von ihren schmalen Schultern. Die graue Hose wurde von einem schwarzen Ledergürtel gehalten. Sie sah aus wie eine lebende Tote.
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