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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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selbst im Bunker, nachdem Mom unter dem Druck zusammengebrochen war, hatte er mir geholfen, den Haushalt so gut wie möglich in Schuss zu halten.
    Ich reichte ihm ein Spültuch und widerstand dem Impuls, ihn zu stützen, als er den Stock losließ und danach griff. Ich wischte mir mit dem Handrücken ein paar rote Haarsträhnen aus den Augen und machte mich wieder an die Arbeit.
    Dad summte ein Lied, das er mir immer zum Ein schlafen vorgesungen hatte, als ich noch klein war. Kurz darauf sang ich mit. Unsere Stimmen erinnerten mich an eine andere Zeit, ein anderes Leben. Ein Leben mit La gerfeuern und Gelächter, mit unbedeutenden Sorgen, mit Schulschwärmereien, Freunden und einer vielversprechen den Zukunft.
    Dieses Leben war vorbei. Seit 1 155 Tagen.
    Dads Hilfe beschleunigte die Sache nicht unbedingt, was mir jedoch nichts ausmachte. Im Gegenteil – ich wünschte mir, der Abwasch würde ewig dauern.
    Vielleicht bedeutete der morgige Tag tatsächlich einen Neuanfang.
    Gegen Mittag ging ich über den Innenhof zur Krankenstation hinüber. Schotter knirschte unter meinen Füßen. Der schwere Duft überreifer Trauben hing in der Luft. Nach dem Frühstück war ich im Wohnzimmer eingeschla fen. Jetzt wollte ich nachsehen, ob sich Dads Zustand weiter gebessert hatte.
    Ich öffnete die quietschende Tür. Dad saß auf dem Bett. Geoffrey war über ihn gebeugt und nahm eine Blut probe. Als er damit fertig war, griff er nach zwei weiteren mit roter Flüssigkeit gefüllten Röhrchen und lächelte mir geistesabwesend zu. Während er aus dem Zimmer schlüpfte, hielt er die Augen konzentriert auf die Röhr chen gerichtet. Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken.
    »Warum hat er dir Blut abgenommen?« Ich ging zum Bett und half Dad auf die Beine. Er war nicht mehr so schwach wie in den letzten Tagen, aber seine Haut fühlte sich immer noch heiß an.
    »Er will ein paar Tests machen.« Dad ließ mich los und versuchte, aus eigener Kraft zu stehen.
    »Was für Tests?« Wozu wollte Geoffrey Dads Blut untersuchen?
    Sofort dachte ich an den Militärhubschrauber, der vor vier Tagen über Safe-haven hinweggeflogen war – am selben Tag, an dem Geoffrey endlich das alte Funkgerät zum Laufen gebracht hatte. Unglaublich – wir hatten wirklich Stimmen durch den Äther gehört. Und als wir den Hubschrauber sahen, hatten wir tatsächlich gedacht, dass die Rettung gekommen war. Er war so tief über uns hinweggeschossen, dass wir sogar die Soldaten darin erkennen konnten. Sie hatten uns gar nicht übersehen können. Und doch waren sie einfach vorbeigeflogen und hatten uns unserem Schicksal überlassen.
    Da hatte Tyler endlich den Mund aufgemacht. Er erzählte uns von dem Zaun, und wie er in einem Labor auf der anderen Seite gefangen gehalten worden war. Dort hatte die Regierung die Tollwut an Menschen getestet. Er war durch einen geheimen Tunnel unter dem Zaun auf diese Seite gelangt.
    Und schließlich gestand uns Geoffrey die Wahrheit über sein früheres Leben als Wissenschaftler im Dienste der Regierung. Später erzählte er mir und Joshua insgeheim von den Gerüchten, die über ein Heilmittel gegen das Virus die Runde gemacht hatten. Natürlich hatten wir niemandem davon erzählt, schon gar nicht Dad. Wenn es ein Heilmittel gab, dann befand es sich hinter dem Zaun. Weit außerhalb unserer Reichweite.
    Es klopfte. Mia und Bobby betraten das Zimmer. »Wir wollten nur mal sehen, ob es dir besser geht«, sagte Bobby. In diesem Augenblick sah er Dad sehr ähnlich – bis auf sein Haar, das blond statt rot war. Mia rannte an ihm vor bei und in Dads Arme. Er taumelte, verlor jedoch nicht das Gleichgewicht.
    Ich packte ihre Schulter. »Vorsichtig, Mia.«
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung«, sagte Dad und strei chelte ihre rote Mähne. »Ist lange her, dass wir etwas Zeit miteinander verbringen konnten. Wo ist eure Mutter?«
    »Sie hilft Marie im Garten. Die Karotten sind reif. Sie wollen sie zum Mittagessen machen«, sagte Bobby.
    Dad lächelte. »Gehen wir doch spazieren und sagen ihnen Hallo.«
    Bobby und Mia strahlten übers ganze Gesicht. Ich dagegen war mir nicht so sicher, ob es eine gute Idee von Dad war, das Zimmer zu verlassen. Er durfte sich nicht zu sehr anstrengen. Als er an mir vorbeiging, drückte er meine Schulter. »Keine Angst.«
    Das war leicht gesagt – seit Joshua und ich ihn gefunden hatten, lebte ich in ständiger Angst. Er redete kaum über die Zeit, die er in Gefangenschaft der Weepers ver bracht hatte, aber

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