Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
Vom Netzwerk:
beugte sich vor und küsste mich langsam und leidenschaftlich.
    »Ja, Sherry«, sagte er, als sich unsere Lippen voneinan der lösten. »Wir haben es geschafft.«
    An diesem Abend stellten wir Tische und Stühle im Rasen vor dem Missionsgebäude auf und feierten ein Grillfest. Kerzen flackerten am Rand des Brunnens und tauchten alles in ihr goldenes Licht.
    Marty und Quentin hatten aus einem alten Einkaufswagen und einer Waschtrommel einen Grill gebaut – genau wie damals in der Kanalisation. Nur dass es diesmal keine Rattenspieße gab. Die Hitze der Flammen vertrieb die abendliche Kälte. Während Auberginen, Paprikascho ten und Kartoffeln auf dem Grill brieten, tanzten einige der jüngeren Undergrounders gemeinsam mit Emma um Mia singend um das Feuer. Marie und Mom standen daneben und passten auf sie auf.
    Der würzige Duft brennenden Holzes lag in der Luft und erinnerte mich an mein früheres Leben und die vie len Lagerfeuer, die ich mit Dad und Grandpa erlebt hatte. Die Erinnerungen überwältigten mich. Bobbys Gesichts ausdruck nach zu schließen dachte er dasselbe. Dad wäre stolz auf uns gewesen.
    Joshua verstärkte seinen Griff um mein Knie. Ich sah ihn an, doch seine Aufmerksamkeit galt seinem Vater und Zoe, die in ein paar Metern Entfernung auf dem Rasen hockten. Joshuas Dad sprach mit seiner Tochter, obwohl sie nur selten antwortete. Außer ja und nein brachte sie so gut wie nichts heraus. Doch trotzdem schaffte er es mit viel Geduld und Zuneigung, so etwas wie eine Unterhaltung mit ihr zu führen.
    »Warum gehst du nicht rüber?«, flüsterte ich. »Das ist deine Familie.«
    Joshua küsste mich sanft, stand auf und gesellte sich zu ihnen. Sein Dad lächelte, als sich Joshua nach kurzem Zögern neben seine Schwester setzte. Sie reichte ihm wortlos die Hand, und Joshua lächelte ebenfalls.
    Mia bemerkte sofort, dass sie mich jetzt für sich hatte, kletterte auf meinen Schoß und legte ihre Stirn auf meinen Hals. Jetzt glaubte ich tatsächlich, dass sich alles zum Guten wenden würde.
    Joshuas Dad nahm mich, Joshua, Quentin, Tyler und Alexis im Hubschrauber mit. Die anderen folgten mit den Autos. Während des Fluges schwiegen wir – das Dröhnen der Rotoren war zu laut. Ich sah aus dem Fenster auf das Ödland, die verlassenen Highways und die ausgebrannten Häuser hinab. Als wir diese Gegend das letzte Mal durchquert hatten, war ich verzweifelt und voller Angst gewesen. Jetzt spürte ich eine nervöse Aufregung in mir.
    Dann endlich erschien der Zaun am Horizont. Sein Metall glitzerte in der Sonne. Mein Magen verkrampfte sich, als ich die vielen Menschen sah, die auf uns warteten. Dutzende Autos standen hinter dem Zaun. Von woher waren die Menschen gekommen, um Zeuge dieses Ereignisses zu werden? Die Menge schien sich über Meilen hinzustrecken. Beim Näherkommen bemerkte ich Kamerateams hinter dem Zaun, mit Essen und Getränken beladene Tische – sogar eine Band spielte. Man hatte die Leichen vom Zaun entfernt, sodass nur das blanke Metallskelett übriggeblieben war. Schon erstaunlich, wie sich ein derart trostloser Ort in so kurzer Zeit in einen Festplatz verwandelt hatte.
    Wir landeten auf unserer Seite des Zauns. Als wir aus dem Hubschrauber stiegen, schlug mir trockene Hitze entgegen. Der Lärm Tausender jubelnder und applaudierender Menschen erfüllte die Luft. Vom Boden aus wirkte die Menge noch gewaltiger. Joshua nahm meine Hand. Es war unglaublich.
    Der Jubel schwoll an, als wir auf den Zaun zugin gen. Das stetige elektrische Summen war endgültig verstummt.
    »Wir haben die Selbstschussanlagen deaktiviert und die Minen in diesem Bereich geräumt«, sagte Joshuas Dad. »Aber es wird noch einige Zeit dauern, bis der ganze Zaun gesichert ist.«
    Wir blieben wenige Meter davor stehen. Die Menschen auf der anderen Seite waren außer sich, einige schrien sogar. Ihre Stimmen drangen zu uns herüber. Sie stellten uns Fragen und gratulierten uns. Dabei kannte ich diese Leute gar nicht. Dann sah ich zu einem der Kamerateams hinüber; wir wurden gefilmt.
    »Quentin!«, rief eine Stimme in der Menge. Jemand ruderte mit den Armen und drängte sich nach vorne. Es war Mo in Begleitung mehrerer anderer Undergrounders, die wir während der Flutung der Kanalisation aus den Augen verloren hatten. Quentin rannte auf den Zaun zu und verschränkte durch das Metall die Finger mit Mo. Sie waren sich so nahe und doch durch den Zaun ge trennt.
    Ein Rumpeln übertönte die Jubelschreie. Männer in Sicherheitswesten

Weitere Kostenlose Bücher