The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
Müdigkeit.
Rote Lichter blinkten vor einer Wand aus Finsternis. Rote Lichter, wie ich sie von den Halsbändern der Weepers her kannte.
Die Armee war im Anmarsch.
»Stell ihn da drüben ab!«, rief Joshua Larry zu, der den Kombi neben einem anderen Wagen parkte. Zehn Autos standen nun vor der Pier. Ihre Scheinwerfer beleuchteten den Großteil des Strands und die umgebenden Straßen.
Die Barrikade war Joshuas Idee gewesen. Alles hinter der Reichweite der Scheinwerfer lag in absoluter Finsternis – bis auf ein gelegentliches rotes Blitzen in der Entfernung.
Ob wir es bis zum Morgengrauen schaffen würden, ob wir noch einmal sehen durften, wie sich der Himmel von Schwarz nach Grau und schließlich violett und rosa färbte? Ob wir noch einmal die Schreie der Möwen hören, sie um ein Stück Fisch kämpfen sehen würden? Ob ich Mia noch einmal in den Armen halten konnte?
Die Weepers kamen näher, eine gewaltige Masse aus schwankenden Schatten und blinkenden roten Lichtern. Wie die Roboter marschierten sie unaufhaltsam vorwärts.
»Es sind so viele«, flüsterte Alexis beim Anblick der vielen Halsbänder. »Wie sollen wir das schaffen?«
Galle stieg in meiner Kehle auf. Mein Blick schweifte über die kampfbereiten Menschen an meiner Seite. »Alle auf Gefechtsposition. Sie werden bald hier sein.«
Geoffrey und Larry kauerten auf dem Dach der Ticket bude, Quentin und Marty auf einem Häuschen einige Meter dahinter. Diejenigen auf den anderen Dächern konnte ich nicht erkennen. Von dort hatten sie einen guten Ausblick, obwohl der hintere Teil von Stearns Wharf in Dunkelheit lag. Die Weepers mussten unweigerlich in das Licht der Autoscheinwerfer treten. Joshua und ich stellten uns auf die rechte Seite der Pier. Die Barrikade aus Fahrzeugen war nur wenige Meter von uns entfernt. Der Strand zu beiden Seiten war vermint – so konnten wir uns auf die Mitte konzentrieren.
Bobby trat an meine Seite. Sein Gesicht war zu einer Maske der Furcht erstarrt. Alexis stieß ebenfalls dazu. Mom, Karen und Tyler positionierten sich zur Linken.
»Alles klar?«, fragte ich Bobby, als ich seine Beklom menheit bemerkte. »Wenn du das nicht durchhältst, kannst du dich in einem der Gebäude einschließen. Das ist keine Schande, Bobby.« Ich legte eine Hand auf seine Schulter.
Er richtete sich auf und machte eine entschlossene Miene. »Kommt nicht in Frage. Ich werde kämpfen.«
Als die Weepers die Scheinwerfer erreichten, brüllten sie auf. Das Licht spiegelte sich in ihren Augen und ließ sie noch furchterregender wirken. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, doch ich umklammerte meine Waffe noch fester. Die Armee schwankte über den Strand und wirbelte Sandwolken auf. Ich spürte ihre schweren Schritte im ganzen Körper. Der Angriff hatte begonnen.
Der erste Weeper erreichte das Minenfeld. Ein Krachen erfüllte die Nachtluft, und die Druckwelle ließ mir die Haare zu Berge stehen. Sobald sich die Sandwolke wieder gelegt hatte, erkannte ich dunkle Brocken und schwarze Flecken auf dem Strand – die Überreste der Kreatur. Die Explosion hatte einem weiteren Weeper die Hand abgerissen, doch die Armee marschierte unbeirrt weiter. Eine weitere Detonation ließ Sand auf uns herabregnen. Ich schloss die Augen, als die Körnchen auf mein Gesicht und meinen Körper prasselten. Der nächste Knall erfolgte aus unmittelbarer Nähe.
Einige Weepers hatten die Autos erreicht und waren bereits über sie hinweggesprungen, bevor ich überhaupt realisiert hatte, dass der Kampf nun in vollem Gange war. Weitere Explosionen ertönten. Bald würden keine Minen mehr übrig sein.
Ich wirbelte herum und konzentrierte mich auf den Weeper, der mir am nächsten war. Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit. Das rote Glühen des Halsbands erinnerte an einen feinen Blutnebel. Ich drückte ab. Der Pfeil schoss aus der Waffe und traf den VM in der Brust. Er starrte darauf hinab und blinzelte ungläubig. Dann ging er zu Boden und wurde von Krämpfen geschüttelt. Während er sich auf einem Autodach zusammenkrümmte, wandte ich mich ab und machte mich keuchend daran, einen neuen Pfeil einzulegen. Drei Versuche später war die Waffe schussbereit, und ich nahm den nächsten Gegner ins Visier.
Schüsse und Gebrüll erfüllten die Nacht – aber keine Explosionen.
Wir hatten ihre enorme Geschwindigkeit unterschätzt. Die ersten Weepers erreichten die Pier, bevor wir sie mit den Schusswaffen außer Gefecht setzen konnten. Sie sprangen auf die Holzplanken, die
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