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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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blockierten, als er auf der Terrasse stand, um nach Thea Ausschau zu halten, die gerade erst aus dem Haus gegangen war und sein Rufen noch hörte.
    Er riß ein Bücherregal herunter, als er versuchte, an ein Buch zu kommen, das ihn kaum interessieren konnte.
    »Du kannst aufstehen?« fragte Thea, als sie ihm aus den Büchern half.
    »Nicht aufstehen«, sagte Nat, »nur ein Versuch, mich hochzuziehen.«
    »Das ist doch dasselbe. Ich glaube, du kannst mehr, als du zugibst.«
    »Da irrst du dich leider.«
    »Hör auf, den Invaliden zu spielen.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Geh gefälligst vor die Tür«, sagte Thea, »du würdest mir damit einen wirklichen Herzenswunsch erfüllen.«
    »Wünschst du dir auch noch was anderes zum Geburtstag?«
    »Nein«, sagte Thea, „nur deine Abwesenheit. Wenigstens für ein paar Stunden. Fahr in die Stadt. Allein.«
    »Du willst, daß ich dir eine sturmfreie Bude schenke.«
    »Quatsch«, sagte Thea, »ich will, daß du dich wieder so benimmst wie vor der dummen Sache mit deiner Hand.«
    »Gut«, sagte Nat, »ich gehe in die Stadt. Aber nur, wenn du in der ersten Stunde dabei bist.«
    Das erste Dutzend Rosen lag vor der Tür.
    Die Putzfrau fand es, als sie frühmorgens kam.
    Sie war verlegen, daß ihr erster Tag in Theas Haushalt gleich mit einem Geburtstag anfing, und erst nachdem Thea ihr die Wohnung gezeigt hatte, haspelte sie einen Glückwunsch und erinnerte an die Rosen, die noch in der Diele lagen.
    Das zweite Dutzend kam, als Thea und Nat am Frühstückstisch saßen und Nat die Kerzen anzündete, die in einem buntbemalten Holzkranz steckten, der auch noch ein Heiligtum aus Nats Kindheit war.
    »Es fehlen noch sieben Rosen«, sagte Thea, »ich bin keine vierundzwanzig mehr.«
    »Warte ab«, sagte Nat.
    Bei der achten Lieferung waren es sechzehn.
    »Ich bin noch keine hundert«, sagte Thea, »auch wenn ich mir so vorkomme. Was hast du vor? Willst du mich aufbahren?«
    »Du neigst dazu, alles negativ auszulegen«, sagte Nat, »rote Rosen haben eine traditionelle Aussage. Ich mag Traditionen.«
    »Und Klischees«, sagte Thea.
    »Kann ich noch mal mit irgendwas dein Gefallen finden?«
    »Ich habe meinen Wunschzettel schon letztes Jahr Januar abgegeben. Du weißt, was draufsteht.«
    »Jetzt hast du erst mal hundert Rosen«, sagte Nat.
    Bei Frau Liebig war es Liebe auf den ersten Blick.
    Die Blumen nahmen sie dann ganz und gar für Nat ein.
    »Wie in den alten Filmen«, sagte sie, »was für einen guten Mann Sie haben.«
    Sie saßen am Küchentisch, und Frau Liebig strich mit ihren großen Händen über das Lindenholz, als müsse sie eine rauhe Stelle glätten. Thea sah, daß sie zwei Trauringe trug.
    Nat kam in die Küche und kochte Kaffee. Als er die Kanne vom Herd nahm und eine Tasse für Frau Liebig füllte, kroch ihr die Röte hoch zu den krausen Haaren.
    Frau Liebig würde Nat auf Händen tragen und war auch stark genug.
    »Sie ist eine liebe Bärin«, sagte Nat, als Thea und er die Post durchsahen, »hoffentlich bleibt sie.«
    »Warum sollte sie nicht. Die Spuren, die du im Teppich läßt, stören Frau Liebig bestimmt nicht, solange es deine sind.«
    »Das sei mir gegönnt«, sagte Nat, »schließlich habe ich monatelang dieses Ungeheuer ertragen.«
    »Dein Vater hat mir geschrieben. Daß er weiß, wann ich Geburtstag habe«, sagte Thea.
    »Das wundert mich auch. Ich glaube nicht, daß er weiß, daß ich geboren worden bin.«
    »Wann hast du das letztemal von ihm gehört?«
    »Im Mai, und da wollte er auch nur wissen, ob mit dem Wagen alles in Ordnung sei.«
    »Er hat im Februar in Hamburg zu tun und bringt seine Frau mit.«
    »Seine was?« fragte Nat.
    »Seine Frau. Er hat geheiratet.«
    »Surprise. Surprise. Das ist mein Sohn, Samantha. In den dreiunddreißig Jahren seines Lebens habe ich ihn mir schon mindestens ein dutzendmal angesehen.«
    »Sie heißt Sarah«, sagte Thea.
    »Sarah«, sagte Nat, »wie alt ist sie?«
    »Schreibt er nicht.«
    »Werde ich auch erwähnt?«
    »I hope he's no headache.«
    »He?« fragte Nat.
    »And headache«, sagte Thea.
    »I love him«, sagte Nat.
    Der Jaguar sprang nicht an. Thea stieg aus und hob die Motorhaube.
    »Das wird nicht helfen«, sagte Nat, »du verstehst nichts davon.«
    Thea ging um das Auto herum.
    »Bleiben wir hier?« fragte Nat.
    »Ich hole dir nur den Stuhl heraus. Dann kannst du mit deinem Kennerauge in den Motor gucken.«
    »Nein«, sagte Nat, »wahrscheinlich komme ich doch nicht dran.«
    Thea warf die Tür zu und

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