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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Hast du getrunken?«
    Nat schüttelte den Kopf und stöhnte auf.
    »Mach das grelle Licht aus.«
    »Nur die kleine Lampe auf deinem Nachttisch ist an«, sagte Thea.
    Sie holte das Fieberthermometer und steckte es ihm in den Mund. Nat hatte es schon ausgespuckt, als sie wieder ins Schlafzimmer kam, um die Bettwäsche zu wechseln.
    Trotzdem. Vier Strich über vierzig.
    Der Notarzt legte einen neuen Verband um Nats entzündete Hand und gab ihm eine Spritze. Er schrieb lange an einem Rezept und ließ eine Schachtel Antibiotikum da.
    »Geben Sie gut auf ihn acht«, sagte er, als sie wieder in der Diele standen, »sein Körper hat im Augenblick nicht genügend Kraft, um gegen die Entzündung anzugehen. Was ist mit den Nieren?«
    »Nichts Besonderes«, sagte Thea.
    »Keine Blasenentzündungen?«
    »Doch«, sagte Thea.
    Der Arzt sah sie kalt an.
    »Können Sie ihn in ein Krankenhaus einweisen?«
    »Nein. Holen Sie morgen den behandelnden Arzt.«
    »Und das Fieber?« fragte Thea.
    »Das fällt, wenn Sie ihm das Antibiotikum geben. Aber nicht auf nüchternen Magen. Sorgen Sie dafür, daß er ißt.«
    »Sie halten mich für eine Rabenmutter«, sagte Thea.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ist schon gut«, sagte Thea, »ich fange tatsächlich an zu glauben, daß er mein Kind ist.«
    »Nimm die Tabletten, Nat.«
    »Ich komme nicht hoch. Hilf mir.«
    Thea half ihm und legte noch ein Kissen in seinen Rücken.
    »Zwei weiße Kapseln«, sagte Thea, »wo hast du sie?«
    »Im Mund. Sie lösen sich auf und sind bitter.«
    »Wo hast du das Glas Wasser gelassen, das ich dir auf den Nachttisch gestellt habe?«
    »Da war kein Glas.«
    Thea sah es auf ihrer Bettseite stehen, gerade noch in Nats Reichweite. Sie nahm das Glas und hielt es ihm so schräg an den Mund, daß er sich verschluckte. Er hatte sich kaum erholt, als Thea ihm ein Stück von dem Toast nachschob, den er noch nicht angerührt hatte.
    »Keiner soll mich für eine Rabenmutter halten«, sagte sie und stopfte ihm das nächste Stück in den Mund. Nat konnte nicht so schnell kauen und begann noch einmal zu husten.
    »Ich habe das Telefon lange läuten lassen«, sagte Thea.
    Nat fiel in die Kissen zurück.
    »Du siehst doch, was los ist«, sagte er, »jetzt bin ich total abhängig von dir.«
    »Die Hand heilt ja wieder. Gott sei Dank sind nicht alle deine Leiden ewig.«
    »Was ist mit Berlin?« fragte Nat.
    »Ich bin einfach losgerannt. Morgen früh muß ich mit der ersten Maschine los. Die Stanitzki kommt nur für mich.«
    »Wer ist die Stanitzki?«
    »Eine Schauspielerin.«
    »Laß mich nicht allein«, sagte Nat.
    »Was ist mit der Posnack? Hat sie wenigstens angerufen?«
    »Das Telefon hat dauernd geklingelt. Aber ich war ja nicht dran.«
    »Wenn die Posnack uns hängenläßt, muß ich dich ins Krankenhaus bringen.«
    Nat versuchte hochzukommen.
    »Nein«, sagte er und hatte schon Schweißtröpfchen auf der Stirn, »nicht ins Krankenhaus. Ich halte das nicht mehr aus. Ich kriege schon Depressionen, wenn ich die Luft in den Fluren atme.«
    »Ich kann die Geschichte in Berlin nicht platzen lassen. Dann kriege ich keinen Auftrag mehr.«
    »Ist dir denn das alles wichtiger als mein Leben?«
    »An ein paar Schnitten in der Hand stirbst du nicht.«
    »Ich habe hohes Fieber.«
    »Morgen nicht mehr«, sagte Thea.
    »Ich muß mich doch auf dich verlassen können«, sagte Nat.
    »Du bist dir im klaren, daß wir auf deine weitere Mitarbeit verzichten?« fragte der Redakteur, als sie Berlin absagte.
    »Sehr im klaren«, sagte Thea.
    »Laß dich doch nicht von Nat zum Narren machen.«
    »Er macht mir nichts vor. Er hat immer noch hohes Fieber, und mit der geschienten Hand ist er ziemlich hilflos.«
    »Du mußt wissen, was du tust. Ich hätte nie gedacht, daß gerade du dich zu einer Florence Nightingale entwickeln würdest. Was ist nur aus dir geworden, Thea. Du warst mal unsere beste Schreiberin und die zuverlässigste.«
    »Wie sich ein Leben so lebt«, sagte Thea.
    Sie legte auf und ging zu dem Marmortisch und nahm sich einen Whisky. Die Uhr auf dem Sims schlug halb zehn.
    »In einer halben Stunde kommt die Stanitzki«, sagte Thea, »wann fängst du morgens eigentlich an mit der Sauferei?«
    Nat antwortete nicht.
    Thea ging ins Schlafzimmer und hob ihr Glas.
    »Ich trinke darauf daß wir nicht zu Trinkern werden.«
    »Werde nicht zur Zynikerin«, sagte Nat.
    »Wäre auch nicht schlimmer.«
    Thea sah das Thermometer, das in kleinen Teilen auf dem Boden lag.
    »Du hast noch mal Fieber

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