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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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versucht, sie an den Hals zu setzen und nicht erst ein Glas aus dem Schrank zu holen. Er drehte sich nach Thea um und sah, daß sie ihn betrachtete. Nat entschied sich für das Glas.
    »Ist das noch ein normales Unglück?« fragte er.
    »Deine Trinkerei?« fragte Thea.
    »Was uns widerfährt.«
    »Es ist zehn Uhr«, sagte Thea, »was soll die Trinkerei?«
    Sie war nicht wirklich an einer Antwort interessiert. Zeit zerreden, bis der Briefträger kam. Nur nicht am Fenster stehen und Nat aufmerksam machen.
    Nat hob das Glas.
    »To the things too painful to remember.«
    Er hatte das Gefühl, schon betrunken zu sein, ohne auch nur am Glas genippt zu haben.
    »Muttermord«, sagte Thea.
    Sie ging zum Fenster und sah auf die Straße hinunter. Das Fahrrad des Briefträgers stand schon vor dem Nachbarhaus.
    »Sprich nur weiter«, sagte Nat.
    »Ist das nicht zu schmerzlich, um daran erinnert zu werden?«
    »Das ist eine ziemlich lange Geschichte«, sagte Nat, »und sie hat ziemlich viel mit dir zu tun.«
    »Klar«, sagte Thea, »du hast es für mich getan.«
    Sie hoffte nur, daß der Briefträger bald zu seinem Fahrrad zurückkehrte.
    »Ja«, sagte Nat.
    »Lade mir das nicht auch noch auf«, sagte Thea.
    Der Briefträger war angekommen.
    Thea las den Brief im Treppenhaus.
    Kein London. Kein Vertrag. Keine Erklärung.
    Alles Gute.
    Sie kam oben an und stellte sich vor den Spiegel und dachte, daß sie einen schrecklichen Eindruck gemacht haben mußte. Hätte sie nur nicht vor dem Aufzug gestanden, als er kam. Nur nicht nach dem Vertrag gefragt.
    Nicht den Lippenstift abgewischt.
    Krank hatte sie ausgesehen.
    »Was wolltest du mit dem Lippenstift?« fragte sie.
    Nat kam näher. So nah, daß er sich auch im Spiegel sah. Brustbild. Das Sitzen machte ihn klein.
    »Vernichten. Er schadet dir.«
    »Du bist verrückt.«
    »Du machst die anderen verrückt«, sagte Nat, »malst dich an, und alle laufen hinter dir her und müssen dich haben.«
    »Mich haben«, sagte Thea.
    Sie nahm den Brief, den sie auf die Kommode gelegt hatte.
    »Weißt du was davon?«
    »Ein Brief von deinem Informanten?«
    »Ja«, sagte Thea, »ein Brief von meinem Informanten. Er informiert mich, daß der Vertrag gelöst ist, noch ehe ich ihn unterschreiben konnte. Hast du deine Finger da drin?«
    »Nein«, sagte Nat.
    Er schüttelte den Kopf, um noch unschuldiger zu sein, und hörte gar nicht mehr auf, ihn zu schütteln.
    Viel lieber wäre er aufgesprungen. Er sah sein Gesicht im Spiegel und dachte, daß er sich zusammennehmen sollte. Sein Grinsen ging zu weit. Doch er war überzeugt, eine wichtige Runde gewonnen zu haben.
    Das Bonbon krachte ihm zwischen den Zähnen.
    »Ich bitte Sie, den Vertrag zu lösen«, hatte Thea gesagt.
    Jetzt hatte er nur noch die kleinen Splitter im Mund. Ein Schluck, und sie waren unten im Hals.
    Der Makler nahm ein neues Bonbon aus der Dose. Rosa. Himbeer.
    »Warum? Gefällt Ihnen die Wohnung nicht mehr?«
    »Meine Verhältnisse haben sich in den letzten vierundzwanzig Stunden verschlechtert.«
    »Ihre Verhältnisse.«
    »Ich kann die Wohnung nicht bezahlen.«
    »Und Ihr Gehaltsnachweis, den Sie nachlegen wollten? Glauben Sie, ich habe Zeit für Ihre Mätzchen?«
    Er merkte, daß er anfing, sich aufzuregen. Egal. Sie war ihm von Anfang an nicht ganz normal vorgekommen.
    »Ich sagte doch, daß ich die Wohnung nicht bezahlen kann.«
    »Und Ihre Unterschrift? Sie haben sich schon beim ersten Buchstaben verschrieben.«
    »Und das bedeutet?« fragte Thea.
    »Die Eigentümerin hatte ohnehin Einwände.«
    »Na fein. Dann darf ich den Vertrag als gelöst betrachten?«
    »Null und nichtig«, sagte der Makler.
    Er fand, daß er sich zu sehr aufregte.
    Trotzdem knallte er auch noch den Hörer auf die Gabel.
    Thea beugte sich über das Becken. Es kam nur noch Galle. Sie spülte den Mund aus und ließ das kalte Wasser über ihr Gesicht laufen.
    Als sie ins Bett zurückkam, ging es ihr kaum besser.
    »Du bist krank«, sagte Nat.
    »Nein«, sagte Thea, „nur angewidert.«
    »Du wirst immer dünner.«
    »Das Leben an deiner Seite zehrt.«
    Nat drehte sich zu seinem Nachttisch und schaltete die Lampe aus. Er legte sich in sein Kissen zurück, das ein viel größeres Volumen hatte als das von Thea.
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte er.
    Thea antwortete nicht.
    »Solltest du krank sein, ich lasse dich nicht im Stich.«
    »Du klingst ganz begeistert.«
    »Stell dir vor, du hättest keine Kraft mehr, davonzulaufen.«
    »Gefiele dir Leukämie?

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