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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Damit kennt du dich doch aus.«
    »Nein«, sagte Nat, »zu gefährlich. Ich habe keine Lust, allein hier zu sitzen.«
    »Ich würde gern in wildes Gelächter ausbrechen. Ich will nur nicht, daß es mir wieder hochkommt.«
    »Lach nur. Dein Magen ist ja leer.«
    Thea stand auf und nahm ihre Bettdecke.
    »Wo gehst du hin?«
    »Ich weiß nicht, warum ich mich noch neben dich lege.«
    Sie öffnete die Schlafzimmertür.
    »Ich habe Angst«, sagte Nat.
    »Mach dir das Licht an.«
    »Schreckliche Angst«, sagte Nat, »laß mich doch nicht so allein sein.«
    »Die Stunde der Dämmerung. Da sind die meisten Menschen anfällig für die Angst.«
    »Es ist erst vier. Es dämmert noch gar nicht.«
    »Die Gestapo steht auch nicht vor der Tür. Du kannst also beruhigt schlafen.«
    »Du bist so hart«, sagte Nat.
    Thea zog die Tür hinter sich zu.
    »Und laß mich in Ruhe!« rief sie durch die geschlossene Tür.
    Sie legte sich auf das Sofa und versuchte einzuschlafen. Ein Zimmer. Eins, das nicht viel kostete. Ein Zimmer ohne Nat. Zu anderen Gedanken kam sie nicht mehr.
    Feldsteine. Trocken aufeinandergelegt. Ohne Mörtel. Oben in der Mauer ein Loch, das nur schwaches Licht einließ. Doch Thea konnte den Trog aus Stein erkennen und die steinernen Räder und die Schubstange aus Holz.
    Thea nahm die Stange. Das alte Holz sprang vor Trockenheit und riß ihr in den Händen. Doch Thea schob die Stange und zog ihre Kreise auf der hartgetretenen Erde und schaute auf die Mauern und hörte das Mahlen der Räder im leeren Trog.
    Die Arme schmerzten. Der Kopf drehte sich mit der Stange. Doch Thea hörte nicht auf, ihre Kreise zu ziehen.
    Ihr Arm war lahm, als sie aufwachte.
    Ein kleiner Strahl Licht kam durch die Klappe der Terrassentür, doch er konnte die Dunkelheit im Zimmer nicht auflösen. Thea hörte Nat atmen, noch ehe sie ihn erkennen konnte. Nat saß neben dem Sofa und schlief. Auf seinem Schoß lag nur noch ein Zipfel der Bettdecke, die er zu sich herübergezogen hatte. Der Rest hatte sich um Theas rechten Arm gewickelt und auf ihre Brust gelegt.
    Thea bewegte den Arm, um das Blut leichter zirkulieren zu lassen, und merkte erst da, daß Nat ihre Hand festhielt. Sie wollte sie wegziehen, doch der Druck von Nats Hand nahm zu und drückte ihre Finger schmerzhaft zusammen. Thea versuchte, den Daumennagel in Nats Handrücken zu bohren. Doch dann sah sie, daß Nat wach geworden war.
    »Ich kann dich nicht mehr ertragen«, sagte sie.
    Nat schien es nicht Grund genug zu sein, ihre Hand loszulassen. Er sah sie nur traurig an.
    »Was soll das? Warum hockst du hier?«
    »Ich hatte Angst«, sagte er.
    »Laß mich endlich los«, sagte Thea.
    Nat lockerte den Griff nur leicht.
    »Versteh mich doch«, sagte er, »ich liebe dich.«
    »Deine Liebe versaut mir das Leben.«
    Nat zuckte zusammen. Er ließ ihre Hand los.
    »Manchmal denke ich, du bist nicht ganz bei dir«, sagte er. Thea ließ die Decke auf den Teppich fallen und stand auf.
    »Denk nur«, sagte sie.
    »Anderen Leuten fällt das auch schon auf.«
    »Du kennst andere Leute?«
    Thea ging zum Fenster und zog die Vorhänge auf.
    Der Morgen war noch milchig.
    »Dem neuen Chefredakteur«, sagte Nat.
    Thea drehte sich um. Ganz langsam, als käme sie sonst aus dem Gleichgewicht.
    »Du hast mit ihm gesprochen?«
    Nat dachte daran, aus dem Stuhl zu kippen. Tot zu spielen. Nur nichts sagen müssen zu diesem voreiligen Satz.
    »Er hat also angerufen.«
    Nat hob den Kopf und wagte einen kurzen Blick auf Thea zu werfen. Ihr Gesicht war ganz weich. Glücklich, dachte Nat. Er hatte schon Halluzinationen. Es konnte nicht sein.
    »Ich hab' das nicht gewollt«, sagte Nat.
    Es klang weinerlich und war auch noch gelogen.
    Thea schien ihn gar nicht gehört zu haben.
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Nichts«, sagte Nat.
    Er verkaufte es schlecht. Thea kam auf ihn zu. Langsam. Sie machte eine große Sache aus den paar Schritten vom Fenster zum Sofa.
    Für Nat waren es die Sekunden vor dem Duell.
    Er nahm die Arme hoch und kreuzte sie und hielt sie schützend über den Kopf. Er war schon weit genug, Schläge zu erwarten. Doch Thea blieb stehen und lächelte. Sie sah ihn tot am Boden.
    Nat ließ die Arme sinken. Irgendwas lief völlig verkehrt. Er rührte sich nicht mehr, bis er den Schlüssel im Schloß der Badezimmertür hörte. Er konnte sich nicht einmal zu einem Satz entschließen, als Thea die Wohnung verließ.
    Er fing an, tatsächlich Angst zu haben.
    Das Sekretariat schien noch leer zu sein.
    Thea hatte

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