Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Themiskyra zu vereinen.“
„Themiskyra ist nicht der Nabel der Welt, auch wenn du und deinesgleichen das gerne glauben.“ Sie lächelte mich an, wissend, aber ohne die Überheblichkeit, die ich von Atalante kannte.
Uns läuft die Zeit davon, drängte mein Herz. Komm in die Gänge!
Suchend sah ich mich um. Ich kannte diesen Teil des Waldes nicht. „Aber wie komme ich dorthin zurück?“
„Ich gewähre dir eine Audienz und du hast nichts anderes im Sinn, als nach Hause zu laufen?“, fragte sie ungläubig.
„Es ist wichtig. Ich muss zu Louis.“
„Zu dem, den du liebst.“
„Ja. Atalante will ihn töten lassen. Aber er hat nichts getan.“
Sie schüttelte tadelnd den Kopf. „Atalante. Sie hat sich auch nicht an die Regeln gehalten. Ihr Herz ist ebenfalls voller Lügen.“
„Ja, und jetzt fürchtet sie, dass alles herauskommt, deswegen ist sie komplett durchgedreht.“
Artemis' Miene verdunkelte sich. „Überall Blendwerk, Trug und Tod. Ich sollte euch alle euch selbst überlassen, damit ihr mit dem Chaos alleine fertig werden müsst, das ihr täglich verursacht.“ Sie trat einen Schritt zurück.
„Nein, bitte …“ Ich fiel vor ihr auf die Knie. „Bitte hilf mir. Ich tue, was immer du von mir verlangst. Und ich werde nie wieder die Unwahrheit sagen, ich verspreche es dir. Du musst auch nicht mich retten, egal, was Atalante mit mir vorhat. Aber bitte, bitte, bitte, rette Louis! Er trägt keine Schuld.“
Wieder durchfuhr mich ihr Blick. Er fühlte sich an, als ob er mich nach der Aufrichtigkeit meiner Worte durchstocherte und dabei das Unterste meines Ichs zuoberst kehrte. Ich wankte unter dem Ansturm auf meine Seele, wandte meine Augen jedoch nicht von den ihren ab. Erst, als sie sie schloss, entfuhr mir ein Keuchen und ich fiel vornüber auf den Waldboden. Angestrengt versuchte ich, mich wieder aufzusetzen, aber meine Arme gehorchten mir nicht.
„Du schuldest mir etwas, Aella“, hörte ich Artemis' entschiedene Stimme sagen, und dann, mehr eine Erinnerung als tatsächlich ausgesprochene Worte: „Liebe ist gut. Liebe nur, kleine Aella.“ Sie hallten seltsam nach und klangen anders, mehr nach Badezimmer als nach Wald.
Ich spürte, wie sie an mir vorüberging, wie der Saum ihres Kleid dabei sanft über die Seiten meiner Arme und Beine streifte, dann wurden Tannennadeln, Erde und Steinchen unter meiner Wange zu Emaille.
Ich schlug die Augen auf und fand mich bäuchlings in der Badewanne liegend vor, eine selten unbequeme Position. Außerdem war mir eiskalt.
„Nur ein Traum“, flüsterte ich enttäuscht, als ich mich bemühte, die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse und meinen Traum in Einklang zu bringen. Fröstelnd wickelte ich mich in eins der Handtücher.
„Ell?“, vernahm ich eine Stimme von jenseits der Wand.
Mein Herz machte einen hoffnungsvollen Satz. „Polly?“, fragte ich, nachdem ich auf die Füße gesprungen war.
„Nein, ich bin's. Victoria. Polly wurde auf dem Weg in die Arbeiterquartiere geschnappt und hat jetzt Hausarrest.“
„Mit welcher Begründung?“, wollte ich fassungslos wissen. In welche Diktatur war ich nur hineingeraten?
„Dass es das Beste für sie sei, wenn sie sich erhole.“ Victoria schnaubte verächtlich. „Warum sie dazu in ihrem Zimmer eingesperrt werden muss, ist mir allerdings schleierhaft.“
„Hat sie dir alles erzählt?“, erkundigte ich mich zögernd. Wenn sie mich für meine Taten verachten würde, wäre sie vermutlich nicht hier, aber vielleicht war sie auch nur gekommen, um mir die Freundschaft zu kündigen.
„Ja.“ Sie klang hochzufrieden. „Ich hab's ja gleich gesagt. Du hättest mir das übrigens ruhig erzählen können!“
„Entschuldige. Ich werde dich nie wieder anlügen“, versprach ich ihr. Es war zwar nur ein Traum gewesen, aber es war nicht verkehrt, wenn ich mich trotzdem an meinen Teil der Abmachung hielt.
„Schon gut.“
„Ich nehme an, du konntest den Schlüssel nicht besorgen?“ Sonst würde sie kaum durch die Wand mit mir kommunizieren.
„Leider nicht. Ich glaube, Atalante trägt ihn direkt am Herzen. Aber ich war bei dem alten Typen. Er sagt, dass du dir keine Sorgen machen sollst. Und der Schnuckel lässt dir ausrichten, dass er dich liebt.“
Ich schnappte nach Luft. „Du hast mit Louis gesprochen?! Wie geht es ihm?“
„Sah schon besser aus.“
„Weiß er, was sie vorhaben?“
„Natürlich. Sie sind nicht zimperlich, wenn es ums Demoralisieren ihrer Opfer geht.“
Sie sagte sie
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