Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Die Schnitte waren teilweise ziemlich tief. Aber bis auf ein paar Narben wirst du wieder, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“
Was kümmerten mich Narben! Mit einem Lächeln lehnte ich den Kopf zurück. Meine Lider waren mit einem Mal unendlich schwer. Ich wollte wachbleiben, bis Polly wiederkam, aber es gelang mir nicht, und als ich das nächste Mal erwachte, war Deianeira verschwunden und es dämmerte bereits. Die Tür stand offen. Ich hörte eine Stimme auf dem Gang, die mich offenbar geweckt hatte.
„Lass mich vorbei, ich will zu meiner Tochter.“
Atalante. Mein Herz sank. Ich schloss die Augen wieder und drehte meinen Kopf weg. Wenn ich mich schlafend stellte, entkam ich ihr vielleicht noch eine Weile.
„Was ist? Hast du nicht gehört?“ Sie klang ungeduldig. Jemand stand ihr ihm Weg.
Ich vernahm keine Erwiderung, aber als sie das nächste Mal sprach, war ihre Stimme ganz die der Anführerin, herrisch und gefährlich ruhig. „Geh mir augenblicklich aus dem Weg.“ Niemand würde sich ihr widersetzen, wenn sie sich in diesem Modus befand.
Nur ich , dachte ich mit einem Hauch von Stolz, auch wenn ich dabei keinen Erfolg gehabt hatte.
Ich hatte recht mit meiner Vermutung. Ein paar Sekunden passierte überhaupt nichts, dann vernahm ich Schritte, leise, die zögernd gingen, und entschlossene, die in mein Zimmer traten. Die Tür fiel ins Schloss. Mit Mühe unterdrückte ich ein Schaudern. Geschlossene Räume in Verbindung mit Atalante würde ich in Zukunft vermeiden müssen, wenn ich nicht ein ausgewachsenes Trauma entwickeln wollte.
„Mein liebes Kind.“ Ihre Stimme troff vor Besorgnis. Ich stellte mich tot, obgleich es mich eiserne Beherrschung kostete, nicht zurückzuzucken, als sie mir mit ihrer kühlen Hand über die Wange streichelte. „Was machst du nur für Sachen.“
Ich spürte, wie Atalante sich auf die Bettkante setzte. Mein scheinbarer Schlummer hielt sie nicht davon ab, vor sich hin zu monologisieren.
„Ich ahnte nicht, dass du es so schwer nehmen würdest. Dass deine Gefühle so tiefgehend sind, dass du …“ Sie stockte. „Es tut mir leid, dass ich dich eingesperrt habe. Ich wusste mir einfach nicht zu helfen. Aber es war natürlich falsch und wenn ich gewusst hätte, wie du reagierst, wäre ich selbstverständlich nie soweit gegangen.“ Ihre Worte klangen so betroffen, dass ich sie fast glaubte. Aber was sie dann sagte, zerstörte mein aufkeimendes Vertrauen wieder komplett. „Ich hätte ihm doch nie etwas getan, das weißt du doch, nicht wahr?“
Das war so falsch und klang doch so ehrlich, dass mir ein leises, verächtliches Schnauben entkam, mit dem ich mich verriet. Dennoch hielt ich die Augen geschlossen. Ich wollte sie nicht sehen. Nie wieder.
Sie zog die Hand zurück und ihre Stimme klang nun kühler. „Es hat mich einige Mühe und Nerven gekostet, deine Aktion von heute Morgen wieder hinzubiegen.“ Das glaubte ich ihr nun schon eher. „Offiziell war es ein Unfall und ich rate dir nachdrücklich, dich an diese Version zu halten.“
Ich werde gar nichts dazu sagen, dachte ich nur. Ich will nicht mehr lügen. Ich darf nicht mehr lügen.
„Ich konnte schlecht erzählen, dass du dich in deinem Wahn aus dem Fenster stürzen wolltest“, fuhr sie fort, „sei es, weil du in hirnloser Liebe entbrannt oder mit den Nachwirku ngen der Schlacht nicht zurechtgekommen bist. Beides wäre deiner zukünftigen Position abträglich gewesen.“
Nun platzte mir doch der Kragen. Obwohl meine Bauchmuskeln und Arme protestierten, fuhr ich herum, setzte mich halb auf und funkelte sie an. „Das ist das Einzige, was für dich zählt, oder? Hauptsache, der Schein ist gewahrt, egal, was wirklich los ist!“
„Ich tue das für dich !“, fauchte sie.
„Sicher.“
Sie holte Luft und setzte zu einer ungehaltenen Erwiderung an, da trat Sevishta ins Zimmer.
„Wie geht es dir?“, fragte sie mich, nachdem sie die Paiti begrüßt hatte.
„Sie hat Schmerzen“, schaltete sich Atalante ein, bevor ich dazu kam, auf ihre Frage einzugehen. „Gib ihr etwas dagegen.“
„Sie hat schon Medikamente bekommen und …“
„Dann erhöhe die Dosis“, beharrte Atalante. „Damit sie gut schlafen kann. Sie ist vollkommen erledigt.“
Furcht prickelte in meinem Nacken. Ich werde wirklich paranoid.
Sie wird dir nichts tun. Wenn sie das vorhätte, hätte sie dir schon vor fünf Minuten einfach das Kissen ins Gesicht drücken können, deduzierte mein Verstand.
Beruhigend.
Bevor ich
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