Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
Vom Netzwerk:
meine verkrampfte Hand aus seinem Hemd und küsste auch sie. Dann war er weg, geräuschlos wie er gekommen war. Sehnsucht überfiel mein Herz, sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Doch die Albträume blieben aus.
     
    Am nächsten Tag fühlte ich mich besser. Ich zwang mich dazu, sämtliche Mahlzeiten zu verzehren, die man mir ans Bett lieferte, und ließ den Verbandwechsel ohne Klagen über mich ergehen. Da ich weniger schlief, war mir langweiliger und ich wartete darauf, dass Polly mich besuchte, aber vergebens. Es kam mir vor, als miede sie mich. Schon wieder. Wieso sonst sah sie nicht nach mir?
    Victoria aber kam mich am Vormittag besuchen.
    „Erzähl“, forderte sie mich mit einem breiten Grinsen auf. „Alles.“
    „Alles?“
    „Restlos alles.“
    Also erzählte ich. Restlos alles und nicht nur, weil ich der Meinung war, dass sie ein Recht darauf hatte, ins Vertrauen gezogen zu werden, sondern auch weil es mir gut tat, endlich mit einem verständnisvollen Menschen darüber zu reden. Sie hing an meinen Lippen, litt und freute sich mit mir, als ob sie damit ihr Herz mit Emotionen aufstocken konnte, die ihr vermutlich niemals vergönnt sein würden.
    Corazon, die am späten Nachmittag vorbeischaute, ging hingegen gar nicht auf dieses Thema ein, sondern konzentrierte sich darauf, mich über die Geschehnisse außerhalb der Klinik in Kenntnis zu setzen. Über sie erfuhr ich, dass die gefallenen Amazonen an diesem Tag gemäß den Traditionen im heiligen Hain verbrannt und ihre Asche unter den Bäumen vergraben worden war. Auch Cosima war eine solche Bestattung zuteil geworden und ich war dankbar dafür, dass meine Schwestern so entschieden hatten. Ich weiß nicht, ob es ihr dort, wo sie nun war, Genugtuung verschaffte, aber so hatte sie wenigstens posthum ihr Ziel erreicht, eine Amazone zu werden.
    Die umgekommenen und hingerichteten Andraket hatte man bereits gestern in einem Massengrab an den Grenzen der Ländereien verscharrt, nachdem man sie auf etlichen Ochsenkarren dorthin gebracht hatte. Die Aufräumarbeiten gingen voran, die Renovierung der Lagerhalle hatte bereits begonnen. Die Lebensmittel waren rationiert worden, aber wir würden während der Zaya nicht verhungern.
    „Wie geht es deinem Arm? Und deinem Sprunggelenk?“ Sie nahm für mich viel auf sich, dafür, dass sie eigentlich Ruhe geben sollte.
    „Alles in Ordnung. War ein glatter Bruch, der Arm wird wieder wie neu. Und mein Fuß ist fast nicht mehr blau.“
    „Was ist mit Tetra?“, fragte ich.
    Corazon zuckte ratlos mit den Schultern. „Sie ist noch nicht aufgewacht.“
    „Sie schläft immer noch?“
    „Die ganze Zeit.“
    Ich vermisste sie. Und ich wusste, dass Atalante in ihrem Wahn nie so weit gegangen wäre, wenn Tetra an ihrer – und meiner – Seite gewesen wäre. Noch mehr vermisste ich allerdings Polly.
    Nachdem Corazon gegangen war, fielen mir die Augen zu, und als ich sie wieder öffnete, sah ich gerade, dass sich meine Zimmertür schloss.
    „Polly!“, rief ich. Ich wusste nicht ob sie es war, aber einen Versuch war es wert. „Polly? Bitte!“
    Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Tür langsam wieder und meine Schwester streckte vorsichtig den Kopf in den Raum. Mit Schrecken nahm ich zur Kenntnis, wie mitgenommen sie aussah. So, als hätte sie nächtelang kein Auge zugetan und den Rest der Zeit nur gehungert und geweint. Zögernd kam sie auf mich zu. Ich streckte die Arme nach ihr aus – und sie warf sich hinein. Ich biss die Zähne zusammen und rutschte etwas zur Seite, um ihr auf dem Krankenbett Platz zu machen, legte den Arm um sie und fragte: „Wie geht’s dir?“
    Lange Zeit antwortete sie nicht, ich spürte nur die Stoßseufzer, die ihren Körper in regelmäßigen Abständen erschütterten.
    „Warum wolltest du weg?“, brachte sie schließlich hervor.
    Das hatte sie schon einmal gefragt und auch damals hätte mich eine leichtfertige Aktion fast das Leben gekostet. Da erst wurde mir bewusst, was ich meiner Schwester angetan hatte.
    „Ich wollte gar nicht weg. Ich konnte nicht mehr denken und wollte nur, dass es aufhört.“
    „Was, es ?“
    „Alles.“ Ich gestikulierte hilflos mit meiner freien Hand. „Der ganze Irrsinn und der Schmerz.“
    Sie drehte mir den Kopf zu und ihre braunen Augen schwammen vor Kummer. „Ich konnte nichts machen. Atalante hat mich erwischt und eingesperrt.“
    „Ich weiß. Aber die anderen Mädels haben sich an deine Anweisungen gehalten. Vielen Dank,

Weitere Kostenlose Bücher