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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Stiefel.
    „Gut, dann komme ich mit.“
    „Musst du nicht.“
    „Nie und nimmer lasse ich dich jetzt alleine durch die Gegend steuern. Du bist komplett durch den Wind und siehst aus, als hättest du Gespenster gesehen. “
    „Habe ich auch“, murmelte ich. „Mehr als eins.“
    Es musste spät sein, denn das Atrium lag verlassen und dunkel da, alle anderen hatten sich schon lange zurückgezogen. Aber ich registrierte, dass sich die Ruhe von der totalen, beängstigenden Stille aus meinem Traum unterschied. Ich konnte das Haus hören, Leitungen, in denen es gluckerte, und knarzendes Holz; irgendwo schlug gedämpft eine Tür zu, vermutlich Corazons Werk, die noch durch die Gegend geisterte. So wie wir.
    Auch das Knirschen meiner Schritte im gekiesten Hof vernahm ich erleichtert, obwohl mich Polly stirnrunzelnd ansah und sich offenbar wunderte, warum ich so elefantöse Schritte machte. Ein paar Minuten später standen wir vor der Tür zu Dantes und Louis' Hütte und ich klopfte vorsichtig. Polly bedeutete mir, stärker zu klopfen, indem sie mit der Faust kräftig in die Luft hämmerte. Aber es war nicht nötig, denn die Tür öffnete sich und Louis stand vor mir, verschlafen, mit wirren Haaren und nur einer langen Hose bekleidet, aber komplett lebendig.
    Erleichtert fiel ich ihm um den Hals, fühlte die Wärme seiner Haut und seinen Herzschlag. Polly wandte sich demonstrativ ab, verschränkte die Arme und observierte die umliegenden Hütten.
    „Was ist denn los?“, flüsterte er überrumpelt und schlag seine Arme um mich.
    „Nichts.“ Ich atmete tief durch, brachte es aber nicht über mich, ihn loszulassen. „Alles ist gut.“
    Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme, als er leise sagte: „Okay.“
    „Sie hat schlecht geträumt“, erklärte Polly und obwohl sie leicht genervt klang, war es das erste Mal, dass sie freiwillig und ohne Groll Worte an ihn richtete. Dennoch wollte ich ihre Geduld nicht überstrapazieren.
    „Ich muss jetzt wieder gehen“, teilte ich Louis mit und löste mich aus der Umarmung.
    „Schade.“
    Ich registrierte neben offensichtlichem Bedauern auch Anzüglichkeit in seiner Stimme, folgte seinem Blick und sah an mir herunter. Offenbar hatte ich in der Eile eine ziemlich wilde und für Louis' Empfinden auch reizvolle Kleiderwahl getroffen: Stiefel, meine kurze Sommerhose, darüber mein Nachthemd und meine dicke Fellweste. Noch ein Imkerhut, Fäustlinge und eine Botanisiertrommel und mein Freak-Outfit wäre perfekt gewesen.
    „ Pfff“, machte Polly entrüstet und zog nachdrücklich an meinem Arm. „Ell, wir gehen jetzt wirklich .“
    Noch während wir uns zurück in die Kardia stahlen, murmelte sie empört vor sich hin. Aber ich hörte ihr gar nicht zu. Louis ging es gut. Alles war nur ein Traum gewesen.
     
    Doch auch in den Nächten danach quälten mich Albträume, wirre Bilder von Heng und Lenno, verstörende Gefühle von Versagen, Verrat und Verlust traten an die Oberfläche, der Wald, plötzlich beängstigend, vermischte sich mit der Gegend um die alte Mühle, und immer war ich auf der Suche, aber wusste nicht, wonach, fand es nie, kam nie ans Ziel, egal wie verzweifelt ich suchte und wie lange ich lief. Mehr als einmal schreckte ich schweißgebadet und mit rasendem Herzen hoch und oft dauerte es Stunden, bis ich wieder Schlaf fand.
    Und so sehr ich den Wald liebte, ich fühlte mich nie mehr so sicher dort wie früher. Es war, als würde seit jenem Abend eine dunkle Bedrohung in den Schatten zwischen den Baumstämmen lauern. Meine Angst war irrational, das war mir bewusst, nur der Spiegel meiner Albträume, die mich langsam aber sicher paranoid machten, aber ich fand erst Ruhe, wenn Louis mich in seine Arme schloss. Was mich dabei am meisten schmerzte, war, dass die Panik meinen erleuchteten Zustand überschattet hatte – mein Gefühl, eins mit der Natur und der Welt zu sein. Es war aus der Balance geraten; ich konnte ihm nicht mehr trauen, sah Finsternis, wo keine war und vernahm Stimmen, die für alle anderen unhörbar waren.
    Ich bemerkte, dass Polly sich um mich Sorgen machte – sie bekam es ja hautnah mit, wenn ich schreiend aus meinen schlimmen Träumen hochfuhr. Sie tat, was sie konnte, um mir zu helfen, aber ich konnte ihr nicht begreiflich machen, was mir so zusetzte, da ich ihr meinen Verrat verschwiegen hatte. Ein Gutes hatte es allerdings, denn sie wetterte nicht mehr ganz so schlimm gegen Louis. Anscheinend hatte sie registriert, dass ich an den Abenden, an

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