Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
wahrscheinlich lauwarm mittlerweile. Wir können frisches aus dem Fluss holen. Daneben steht noch ein Rest Wein, den die Mädels dagelassen haben, überraschenderweise, wie ich sagen muss. Mehr haben wir leider nicht hier, weil wir die Pferde ohnehin so beladen hatten, auch ohne Campingkrempel, Zeltzeug, Biwakpack …“ Ich hielt das Streichholz an eine der Kerzen auf dem Kaminsims und sah zu, wie der Docht mit einem leisen Knistern Feuer fing. Warum plappere ich soviel? Und soviel Unsinn?
Du bist nervös, konstatierte mein Verstand.
Du bist nervös, flatterte mein Herz.
Wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass ich mitnehmen muss, was ich kann, solange ich es noch kann, hörte ich meine eigenen Worte in meinem Kopf widerhallen.
Tu alles, was ich nie tun würde, echote Polly. Aber mach keinen Blödsinn.
„Auch keinen Durst.“ Ich fuhr fast zusammen, als Louis' Stimme plötzlich direkt hinter mir erklang. Das Streichholz in meiner Hand zitterte und das Zittern übertrug sich auf die Flamme, die ständig am Docht vorbeitanzte. Er schien es nicht zu bemerken. „Ich will einfach nur bei dir sein.“
Mein Puls raste und mein Herz ließ ununterbrochen Statusmeldungen verlauten. Überreizt. Überhitzt. Nervös.
Lächerlich. Das ist doch Louis. Mein Verstand verstand mich nicht.
Wir sind ganz allein.
Und das ist gut so.
Ich bin nicht vorbereitet.
Was wolltest du denn vorbereiten? Das Licht dimmen? Deine Lieblings-Musik auflegen? Sekt kaltstellen? Wach auf – das ist 2023.
Aber …
Ruhe jetzt! raunzte ich meine inneren Weggefährten an, wie ich es geübt hatte. Und es funktionierte. Der innere Dialog verstummte. Die Nervosität legte sich. Meine Hand tat wieder das, was ich wollte, ohne zu zittern. Ich war nur ein kleines Leben inmitten Millionen anderer, atmete ein und aus und existierte einfach.
Sah.
Hörte.
Roch
Fühlte.
Sonst nichts.
Ich sah mir dabei zu, wie ich die restlichen Dochte entzündete, hörte, wie Louis noch einen kleinen Schritt näher kam, roch seinen Sommerduft und fühlte, wie er mir ein paar Haarsträhnen vom Hals strich und einige widerspenstige Exemplare wegzupfte, die mir die Hitze auf die Haut geklebt hatte. Seine Berührung löste neben dem vertrauten Summen eine angenehme Welle warmer Aufregung in mir aus, die nichts mehr mit Nervosität zu tun hatte. Ich pustete das Streichholz aus und schloss die Augen.
Plötzlich bar aller ablenkenden Gedanken und optischer Eindrücke waren meine Sinne plötzlich geschärft und ich nahm mit aller Deutlichkeit, mit jeder einzelnen Zelle meiner Haut wahr, wie seine Fingerspitzen an der Seite meines Halses entlang bis zum Schlüsselbein fuhren, und zurück, bis zu meinem Ohr.
Die Zeiten der unschuldigen Küsse im Mondschein sind vorbei. Es war weder mein Verstand, der das sagte, noch mein Herz. Das war einfach nur ich.
Und es war vorerst das Letzte, was ich überhaupt dachte. Ich wirbelte herum, schlang meine Arme um Louis und küsste ihn auf eine Art und Weise, die definitiv nichts mehr mit unseren Mondscheinküssen zu tun hatte.
Im ersten Moment schien er überrumpelt zu sein. Ich sah, wie sich seine Augen überrascht weiteten, aber nach einer Sekunde erwiderte er meine Küsse mit demselben Verlangen. Eine Hand vergrub er in meinen Haaren, mit der anderen zog er mich an sich.
Ich stolperte über irgendetwas, es war mir egal … irgendetwas zerbrach, aber ich hörte nur seinen Atem und mein rasendes Herz … ich stieß mit dem Rücken gegen die kühle Mauer neben dem Kamin, doch ich spürte nur die Hitze seines Körpers, der sich an mich presste. Auf der Suche nach mehr Haut ließ ich meine Hände unter sein Hemd gleiten, aber der Stoff störte mich, war zu eng, zu warm, zu viel. Ungeduldig tastete ich nach den noch geschlossenen Knöpfen, öffnete hastig einen nach dem anderen und streifte ihm das Hemd ab. Seine Hände wanderten unter meinem Shirt meinen Rücken hoch, sandten auf ihrem Weg kleine wohlige Impulse über meine Haut.
Ich hob die Arme, als er mir das Oberteil über den Kopf zog. Reflexartig hakte ich meinen BH auf und schleuderte ihn von mir in eine der Ecken des Raums, die das Kerzenlicht nicht berührte. Die Scham für meine Themiskyra-Unterwäsche – weiß, sportlich, praktisch, von bester Qualität und absolut unsexy – überwog die Scham für meine zumindest teilweise Nacktheit bei weitem. Nicht, dass ich mir in diesem Moment darüber irgendwelche Gedanken machte, worüber ich mich zu schämen hätte und worüber
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