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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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absetzte. Meine Hand hatte sich fest im groben Stoff seines Hemds verkrallt, nicht nur, damit ich nicht umfiel, sondern unbewusst wohl auch, weil ich befürchtete, dass er sich doch noch wie eine Erscheinung in Luft auflösen könnte.
    Tut er nicht, sagte mein Verstand.
    Ich atmete tief durch und entspannte meine Hand. Die Welt um uns herum schien sich weiterzudrehen, nur wir standen still in unserer kleinen, glückseligen Seifenblase jenseits von Zeit und Raum. Zuhause, dachte ich, als seine Lippen die meinen trafen, komplett. Ich schloss die Augen und sperrte die taumelnde Welt aus.
    „Ell?“, fragte Louis.
    „Ja?“, fragte ich atemlos zurück.
    „Ist mit Polly alles okay?“ Louis wirkte besorgt.
    „Ja, sie reitet schon mal vor.“ Ich grinste. „Die Adleräugige Hippolyta hat dich früher erkannt als ich und sofort angefangen, ihre Sachen zu packen.“ Ich nannte sie bisweilen spaßeshalber bei diesem Epor, das sie sich allerdings noch nicht offiziell verdient hatte, da sie noch keinen Feind getötet hatte. Und obwohl ich fand, dass es perfekt zu ihr passte und ihren scharfen Augen absolut gerecht wurde, hoffte ich von ganzem Herzen, dass sie diesen oder einen anderen Beinamen niemals verliehen bekommen würde.
    „Ich wollte euren Trip nicht kaputt machen … Ist sie sauer?“
    „Nein“, sagte ich wahrheitsgemäß. Eine Erklärung fügte ich jedoch nicht hinzu – ich brauchte ihm ja nicht auf die Nase zu binden, wie entsetzlich groß meine Sehnsucht in den letzten Tagen gewesen war und wie unerträglich mein apathisch-überempfindlicher Zustand für sie gewesen sein musste, sodass sie nun schlicht und einfach die Flucht ergriffen hatte.
    „Du hast kürzere Haare“, stellte er fest.
    „Mädelswochenende“, gab ich als Erklärung ab und zuckte mit den Schultern.
    „Ja, ich habe schon gehört, dass es ziemlich abgegangen ist. Sieht schön aus, die Frisur.“
    „Danke“, erwiderte ich automatisch. Dann verarbeitete ich den Rest seiner Aussage und fragte verwirrt: „Wie gehört ? Wie abgegangen ?“
    „Kala hat einiges wirres Zeug erzählt, ich konnte ihr zwar nicht ganz folgen …“
    „Aber du wolltest lieber mal nach dem Rechten sehen?“, mutmaßte ich und verschränkte die Arme.
    „Genau. Nächtliche Spaziergänge, wilde Besäufnisse mit Wein und Met, Tentakel, Drogen, Schlammmasken – da muss ich mir doch Sorgen machen.“ Seine gespielt strenge Miene wuchs sich zu einem schrägen Grinsen aus. „Habe ich aber nicht. In Wirklichkeit habe ich es einfach keine Minute mehr in Themiskyra ausgehalten ohne dich“, gab er, offenbar wesentlich ehrlicher als ich, zu und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Mein Herz klopfte schneller, als ich dieses Geständnis vernahm. „Ich war auch schon drauf und dran, in einer Nacht- und Nebelaktion von hier abzuhauen“, platzte ich heraus.
    „Dann haben wir wohl ziemliches Glück, dass wir uns nicht verpasst haben.“
    „Das wäre wirklich mehr als tragisch gewesen.“
    Nachdem ich ihm geholfen hatte, Boreas zu versorgen, spazierten wir noch ein bisschen durch den lauen Abend und ich zeigte ihm aus der Ferne, wo wir Ginster gepflückt hatten. Als wir danach wieder ins Haus traten, wusste ich plötzlich gar nicht, was ich machen sollte. Eine Situation wie diese hatte ich noch nicht erlebt, nur unsere heimlichen kurzen Treffen, kein typisches, paarweises Zusammenleben. Ich hatte mich nicht vorbereitet, hatte keinen Plan für die Abendgestaltung erstellt. Auf jeden Fall konnte es nicht verkehrt sein, sich um die Beleuchtung zu kümmern. Draußen zeigte der westliche Abendhimmel noch einen Hauch Azurblau, aber in der Hütte war es dunkel geworden. Ich ließ Louis' Hand los und machte mich daran, die dicken Kerzen anzuzünden, die Polly und ich überall im Zimmer aufgestellt hatten. Louis stand im Halbdunkel, das sich mit jeder Flamme etwas weiter zurückzog, und beobachtete mich dabei.
    Danach könnte man nochmal nach den Pferden sehen, dachte ich. Und dann würde ich fertig abspülen.
    Abspülen, Teller, Nahrungsaufnahme … „Hast du Hunger?“, fiel mir plötzlich ein und ich schämte mich, dass ich nicht schon vorher gefragt hatte. Ich bin wirklich eine lausige Gastgeberin. Da reitet er den ganzen Weg hierher, nur um mich zu sehen, und ich versage bei den einfachsten Regeln der Gastfreundschaft.
    Er verneinte. „Ich hatte Proviant dabei.“
    „Oder Durst?“, fragte ich eifrig. „Wasser ist in dem Krug auf dem Ex-Kühlschrank. Ist

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