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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Nie im Leben.
    „Was machst du dann? Willst du zurückreiten? Nach Themiskyra? Das musst du doch nicht! Bitte bleib!“, flehte ich.
    Polly schwieg, packte nur in aller Ruhe weiter. Erst die Furcht vor einem Überfall, dann die Wiedersehensfreude, nun die Angst, Polly erzürnt zu haben, all das gab einen emotionalen Cocktail, dem meine Stimme nicht standhielt. Sie zitterte, als ich vorsichtig die Worte sagte, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie je aussprechen würde: „Soll ich ihm sagen, dass er wieder gehen soll?“
    Da drehte sie sich mit einem Ruck um. Ich las Empörung in ihrem Gesicht und noch etwas anderes, was ich nicht benennen konnte, vielleicht, weil es nicht ins Bild passte. Sie stützte ihre Hände in die Hüften und schnauzte mich an: „Bist du bescheuert?“
    „Was? Ja, bestimmt“, gab ich verwirrt zu, so wie ich alles zugegeben hätte, nur damit sie mich jetzt nicht im Streit verließ.
    „Ja, das glaube ich auch.“ Sie nickte grimmig, packte mich mit beiden Händen fest an den Schultern und drehte mich um hundertachtzig Grad herum. Unwillig folgte ich der vorgegebenen Bewegung. „Da!“ Sie ließ mich mit einer Hand los und zeigte mit einer ungeduldigen Bewegung auf Louis, der Boreas zum Bach geführt hatte, um ihn dort trinken zu lassen. Er sah nicht zu uns, sondern blickte sich in der Landschaft um, aber allein seine Gestalt im Abendlicht genügte, mein Herz wieder in Dur schlagen zu lassen.
    Pollys Stimme klang entschlossen, aber ich hörte keine Feindseligkeit, als sie sagte: „Du bist kein Blatt im Wind? Hast einen eigenen freien Willen? Du weißt, was du willst? Ich weiß es auch. Warum willst du ihn dann wieder wegschicken?“
    „Weil ich nicht möchte, dass du sauer bist.“
    „Du kannst nicht immer alle glücklich machen. Außerdem bin ich nicht sauer.“ Überrascht drehte ich mich wieder zu ihr um. Der Ausdruck, den ich vorher nicht hatte deuten können, war wieder da. Ein kleines Lächeln, das sich zu einem fast verschlagenen Grinsen ausweitete. „Ich bin froh, wenn ich hier wegkomme. Glaubst du, ich ertrage noch einen einzigen weiteren Tag dein armseliges Geseufze?“ Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Nein danke. Ich räume das Feld, kampflos und ohne Groll, keine Sorge.“
    Mir fehlten die Worte ob dieses Großmuts und meine Schwester nutzte den Augenblick, sich in den Sattel zu schwingen. Sie bemühte sich um einen strengen Blick, als sie auf mich herabsah. „Tu nichts, was ich nicht auch täte.“
    „Na toll“, brach es aus mir hervor und ich spürte, dass ich rot wurde.
    Sie hob eine Augenbraue, dann zuckte sie mit den Schultern. „Gut, dann tu alles, was ich nie tun würde. Aber mach keinen Blödsinn. Und putz dir vor dem Schlafengehen die Zähne. Und versuch, nicht zu verhungern, jetzt wo ich dir nichts mehr schießen kann.“
    „Warte!“, rief ich und hielt Selannas Zügel fest, um Polly aufzuhalten. „Was sagst du denn Atalante?“
    „Ich behaupte, ich habe Ohrenweh. Das ist schlimm genug und somit überzeugend für eine verfrühte Rückkehr – wundert mich ohnehin, dass ich es noch nicht wirklich habe, nach all dem Tauchen im Fluss. Du bleibst hier, erntest noch ein bisschen und kommst dann auch zurück. Die Karten habe ich dir dagelassen, sie liegen auf dem Kaminsims.“
    „Aber Polly, es wird schon dunkel!“, unternahm ich einen letzten Versuch, immer noch getrieben von schlechtem Gewissen.
    Sie legte den Kopf im den Nacken und lachte schallend, lachte mich aus. „Ich bin in nullkommanichts zu Hause. Riding on the winds unchained and free, alive forevermore! Wir sehen uns in Themiskyra!“, rief sie laut, dann preschte sie davon. Ich sah ihr nach, bis ihre Silhouette mit dem Dunkel der Hügel verschmolz.
    In meiner Verwirrung brachte ich genau zwei zusammenhängende Gedanken zusammen.
    Polly ist nicht böse.
    Louis ist da.
    Ich wandte mich um. Er stand immer noch am Bach. Als würde er spüren, dass ich ihn ansah, hob er in diesem Moment den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Alle Salsaschmetterlinge, die in den letzten Tagen einen unfreiwilligen Sommerschlaf gehalten hatten, erwachten gleichzeitig und wirbelten durcheinander. Diesmal zögerte ich nicht, bevor ich auf ihn zu rannte, und er kam mir über die Wiese entgegen. Auf halbem Wege trafen wir zusammen. Er umarmte mich und wirbelte mich dabei herum. Schon davor war mir vor Glück und Aufregung schwindlig gewesen, nun aber musste ich mich an ihm festhalten, als er mich wieder

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