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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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geschafft, so weit zu laufen? War meine Panik vorhin größer gewesen als meine Liebe jetzt? Tränen der Verzweiflung mischten sich unter die bereits vorhandenen.
    Wieder schaute ich mich nach der Mühle um, aber das verschwommene kleine Licht schien mir auf einmal kilometerweit entfernt zu sein. Ich tastete vorsichtig meinen Fuß ab und fand die Ursache meiner Pein. Bei meiner Flucht war ich offenbar in eine Scherbe gestiegen. Ich erinnerte mich vage daran, dass etwas zu Bruch gegangen war, als Louis und ich in unserer leidenschaftlichen Umklammerung an einen Hocker gestoßen waren, vermutlich eine Obstschale aus Ton, die dort gestanden hatte. Der mehrere Zentimeter große Splitter steckte immer noch in meinem Fuß, ich hatte ihn offenbar mit jedem meiner Schritte weiter ins Fleisch getrieben. Blut und Wasser machten seine Oberfläche glitschig, aber nach ein paar Versuchen bekam ich eine Ecke zu fassen.
    Ich atmete tief durch, biss die Zähne zusammen und zog die Scherbe mit einem Ruck heraus, der mich alle Kraft kostete. Ein ersticktes Keuchen entfuhr meiner Kehle. Aufgelöst schleuderte ich sie von mir und hörte sie mit einem Platschen im Bach versinken. Heißes Blut floss mir über den Fuß und kurz drohten mir vor Schmerz die Sinne zu schwinden, aber ich kämpfte den Nebel nieder und klammerte mich mit dem einzigen Gedanken an die Realität, der zählte: Ich muss zu Louis.
    Darauf bedacht, keinen zusätzlichen Schmutz in die Wunde zu bringen, krabbelte ich auf allen vieren entlang des Bachlaufs vorwärts, aber mir wurde schnell klar, dass ich auf diese Weise ewig brauchen würde, bis ich wieder an der Mühle angekommen wäre. Vielleicht sollte ich mich einfach vom Bach bis dorthin treiben lassen? Aber das wäre gefährlich. Wenn ich doch ohnmächtig werde, ertrinke ich womöglich … Verbissen kroch ich weiter.
    „Ell!“ Aus der Dunkelheit hinter mir hörte ich plötzlich Louis' Stimme. Er klang besorgt, fast panisch.
    Er ist noch da. Er hat mich gesucht. Mein Herz verwendete anscheinend nur bei Vorwürfen die zweite Person, alles Positive bezog es ganz allein auf sich.
    „Ich bin hier“, rief ich. „Am Bach.“
    Erst kurz bevor er mich erreichte, schälte sich seine Gestalt aus der Dunkelheit. Er stürzte zu mir und fiel neben mir auf die Knie. Im ersten Moment schien es, als wolle er seine Arme um mich werfen, aber dann zögerte er. Durch seine Zurückhaltung wurde mir meine Nacktheit erneut bewusst und da sie nun völlig unangebracht war, legte ich mir einen Arm vor die Brust. Man sah zwar kaum die Hand vor Augen und ich konnte auch Louis' Gesicht fast nicht erkennen, aber es erschien mir … passender. Als hätte er meine Gedanken gelesen, schlüpfte er in dem Moment aus seinem Hemd und hielt es mir hin. Dankbar streifte ich es mir über. Das war gerade wichtiger, als die Blutung zu stillen.
    „Ich bin in eine Scherbe getreten“, sagte ich schließlich, als würde das alles erklären. „Noch in der Mühle.“
    „Ell, es tut mir leid“, brach es aus ihm hervor. „Ich dachte, du wolltest das auch. Ich hätte doch nie …“
    Er gibt sich die Schuld?
    „Nein!“, unterbrach ich ihn schnell. „Ich wollte. Du kannst nichts dafür. Mir tut es leid, dass ich so durchgedreht bin.“ Ich streckte flehend meine Hand nach ihm aus, wollte fühlen, wenn ich ihn schon nicht richtig sehen konnte, ob er mich verstand.
    Vorsichtig berührte er sie mit den Fingerspitzen, so als wolle er testen, ob ich wieder auf und davon lief, wenn ich seine Haut auf meiner spürte, oder als wolle er mir die Möglichkeit geben, noch einen Rückzieher zu machen. Als nichts davon geschah, drückte er sie leicht, gab mir einen Kuss auf den Handrücken. Mit äußerster Erleichterung nahm ich wahr, dass das Summen seine Tätigkeit wieder aufnahm, und neue Tränen bahnten sich ihre Wege über mein Gesicht.
    Du hast echt einen an der Klatsche, ließ sich mein Verstand plötzlich vernehmen.
    Ich nahm mich zusammen. „Ich schwöre dir, du hast keine Schuld“, wiederholte ich und unterdrückte ein Schniefen. „Es liegt daran, was ich mal erlebt habe.“
    Er atmete ein, so, als wolle er etwas erwidern, überlegte es sich dann aber offenbar anders. Im Geiste suchte ich nach den richtigen Worten, um ihm alles zu erklären, da hörte ich ihn sagen: „Ich habe nicht gewusst, dass du schon … Erfahrungen gemacht hast.“ Seine Stimme klang ruhig, aber ich vernahm einen Hauch Verletztheit darin.
    „Habe ich nicht“, beeilte ich mich zu

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