Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
meine Hand gar nicht, die ich nach der kleinen Ledertasche ausgestreckt hatte.
„Wegen mir ist es passiert, dann bringe ich es auch wieder in Ordnung.“ Seine Stimme klang schroff. Er setzte sich mir gegenüber hin, tauchte ein Handtuch ins Wasser und begann vorsichtig, die Haut um den Schnitt vom Schmutz zu befreien.
„Es ist nicht wegen dir passiert. Naja, vielleicht doch ein bisschen …“ Ich musste unpassenderweise grinsen. „Wenn wir die Schale nicht im Eifer des Gefechts heruntergeworfen hätten …“
„Wenn ich dich nicht dazu gebracht hätte, Hals über Kopf wegzulaufen, meinst du wohl eher“, erwiderte er kühl und tupfte Alkohol auf die Wunde. Es brannte höllisch und ich biss die Zähne zusammen, aber mein Herz brannte noch viel mehr, aus Furcht davor, was sein würde, und aus Wut über mich selbst. Ich wusste nicht, wie ich ihm begreiflich machen sollte, dass er keinerlei Schuld an irgendetwas hatte. Stumm betrachtete ich ihn, wie er vorsichtig Wundsalbe auftrug und einen Verband um meinen Fuß wickelte. Er wirkte konzentriert, blickte nicht auf.
„Louis, ich verspreche dir, dass das nie wieder passiert.“
„Das wird ganz sicher nicht wieder passieren.“ Seine Stimme klang hart, machte mir klar, dass es keinen nächsten Versuch geben würde. Mein Herz sank und ich musste schlucken.
„Ich kann es verstehen, wenn du genug davon hast, von dem ganzen Abend, von uns, von mir. Aber lass mich versuchen zu erklären …“
Er hob ruckartig den Kopf, sah meine Verzweiflung und sein Blick wurde weicher. „Wie kannst du glauben, dass ich genug von dir hätte?“
Ich war zu verwirrt, um etwas zu erwidern. Was sollte das werden? Der Beginn einer wunderbaren, rein platonischen Freundschaft? Ich hatte vielleicht keine so schlechte Meinung von der Männerwelt wie meine amazonischen Schwestern, aber die Monate, die das gut gehen würde, konnte ich an zwei Händen abzählen. Wenn überhaupt. Und dann Tschüss Ell und Hallo unkomplizierte, niedliche Erntehelferin . Ich starrte ihn an, aber Louis mied meinen Blick, als er das Ende des Verbands fixierte, aufstand und anfing, die herumliegenden Tonscherben aufzukehren. Das dauerte seine Zeit.
Dann setzte er sich neben mich, ohne mich zu berühren.
„Aber ich werde nie wieder zulassen, dass du dich so … eingesperrt fühlen musst. Du hast deinen Blick nicht gesehen, vorhin, bevor du weggelaufen bist. So voller Panik, als wäre ich ein Ungeheuer. Es war schrecklich. Ich will nicht, dass du mich jemals wieder so ansehen musst.“
„Das war ich nicht“, rief ich bestürzt und kniete mich neben ihn, etwas ungeschickt, weil ich meinen verletzten Fuß nicht belasten wollte. Mit einer beschwörenden Geste nahm ich sein Gesicht in meine Hände und zwang ihn dazu, mich anzuschauen. „Und das warst nicht du, den ich gesehen habe.“
„Wer warst du dann? Und wer war ich?“, wollte er wissen. Obwohl sein dunkler Blick mir in die Seele sehen konnte, war er doch nicht fähig, die Antworten auf seine Fragen dort zu finden. Und plötzlich fürchtete ich mich davor, sie ihm zu geben.
Ich ließ ihn los und lehnte mich wieder an die Wand zurück. Um meine Hände zu beschäftigen, während ich mit mir rang und nach Worten suchte, und weil es bitter nötig war, zog ich den Eimer näher zu mir, wrang das Handtuch aus und fing an, mich damit von Erde und Schlamm zu befreien.
Dann begann ich zu erzählen. Von meiner ersten Nacht hier in der alten Mühle, von Lenno, was er getan hatte und wie er starb. Von meinem Kampf mit den Marodeuren im Wald, was geschehen war, bevor Louis aufgetaucht war und mich von Heng befreit hatte, als mich der Schrecken der Erinnerung versteinert hatte. Und von meiner Erstarrung vorhin und was sie ausgelöst hatte. Louis lauschte still und reglos, legte nur seinen Arm um mich.
Als ich geendet hatte, sah er mich ungläubig an. „Und trotzdem, trotz all dem wolltest du es auf dich nehmen, dich als Yashta zu melden, nur wegen mir?“
Begriff er denn immer noch nicht, dass ich ungefähr alles für ihn tun würde? „Ich hätte es wie gesagt nicht so weit kommen lassen … wie bei uns eben. Außerdem habe ich ja jetzt vielleicht einen Weg gefunden, wie ich aus solchen Situationen wieder herauskomme. Ich muss ihn nur perfektionieren. Möglichst nicht mit dir als Versuchskaninchen“, setzte ich hinzu.
Er zog mich eng an sich und legte sein Kinn auf meinen Kopf. „Du wirst nie wieder in so eine Situation kommen“, sagte er bestimmt.
In
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