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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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zufallen und ein paar Sekunden später tapste barfuß ein dunkeläugiges Mädchen in den Waschraum, das etwa in meinem Alter war. Es trug ein Handtuch über der Schulter, einen hellen Pyjama mit ärmellosem Oberteil und Pumphosen.
    Offenbar überrascht, noch jemanden hier vorzufinden, begrüßte es mich mit einem fröhlichen: „Hallö.“
    „Hallo“, erwiderte ich, aber da ich die Zahnbürste noch im Mund hatte, wurde nur ein unartikulierter Laut daraus.
    Die Amazone begann, sich zwei Waschbecken weiter die Zähne zu putzen. Über den Spiegel konnte ich sehen, dass sie mich immer wieder neugierig anschaute, aber ich schätze, meine Blicke waren auch nicht wirklich diskret, mit denen ich ihre markante Nase und ihre dunkelbraunen kurzen Locken betrachtete, die in alle Richtungen abstanden. Auf jeden Fall wirkte sie erstaunlich wach für die Uhrzeit.
    Zeitgleich spuckten wir die Zahnpasta aus.
    „Dich hat es ganz schön erwischt“, meinte sie, als wir das Ausspülprozedere hinter uns gebracht hatten, und deutete auf meine lädierte Backe.
    „Du solltest mal den anderen sehen“, murmelte ich und unterdrückte ein Schaudern.
    Sie lachte laut auf und sagte: „Ich bin Corazon.“
    „Ich bin Ell“, stellte auch ich mich vor und wir gaben uns die Hand.
    „Bist du heute Nacht angekommen?“, wollte sie wissen.
    „Ja, gerade eben. Tetra hat mich hergebracht.“
    „Kommst du aus Viesca?“
    Woher? „Äh, nein, ursprünglich aus Citey. Sie hat mich ein paar Stunden entfernt von hier aufgegabelt und mitgenommen.“
    „Oh, ich dachte, alle unsere Schwestern hätten sich schon vor Monaten aus der Stadt zurückgezogen.“
    Ich musste sie wohl ziemlich überfordert angesehen haben, denn sie stutzte und erkundigte sich: „Du bist keine von uns?“
    „Nein.“
    „Aha.“ Ihr skeptischer Blick machte mir Sorgen.
    „Es kommt wohl nicht so oft vor, dass ihr Gäste habt?“, formulierte ich vorsichtig.
    Corazon schüttelte den Kopf. „Wir helfen natürlich jeder Frau, die unsere Hilfe braucht, lassen sie dann aber weiter ihrer Wege ziehen. Das heißt, wir quartieren sie nicht auf Dauer hier ein und füttern sie auch nicht durch. Wir sind ja keine Wohlfahrtsorganisation.“
    Ich schluckte. „Klar.“
    Sie lächelte mir aufmunternd zu. „Aber Tetra wird sicher ihre Gründe haben. Hat mich gefreut, dich kennenzulernen.“ Sie seufzte. „Ich muss jetzt zusehen, dass ich ins Bett komme, weil ich morgen früh raus muss.“
    „Dann gute Nacht – oder was davon noch übrig ist.“
    „Dir auch eine gute Nacht!“ Damit warf sie sich ihr Handtuch über die Schulter und tapste wieder von dannen.
    Auch ich schlich über den Gang ins Zimmer zu Polly. Diese hatte inzwischen schon mein Bett überzogen, lag in dem ihren und sah mich erwartungsvoll an. Ich kuschelte mich in die saubere, nach Lavendel duftende Bettwäsche und betrachtete schläfrig das rotbraune Pferd auf dem Bild an der Wand neben mir
    „Hast du das gemalt?“, fragte ich.
    „Ja. Das ist Selanna, meine Aspahi.“
    „Ziemlich gut. Ich könnte das nie.“ Mein Papa hatte gut zeichnen können, aber er hatte mir seine künstlerischen Fähigkeiten leider nicht vererbt. Ach, Papa, dachte ich, wenn du wüsstest, wo ich gelandet bin …
    „Ist alles Übung. Ich mache das Licht aus, okay?“, fragte Polly. „Wir sollten es nicht verschwenden.“ Sie sagte das so, als hätte sie sich schon den einen oder anderen Vortrag darüber anhören müssen.
    „Klar“, sagte ich. „Wieso sind in den Gängen Fackeln, wenn es doch auch Kunstlicht gibt?“
    Polly fuhr mit dem Finger über den Sensorbereich der Fernbedienung auf ihrem Nachtkästchen und das Deckenlicht verlosch. „Weil es reicht. Warum sollten wir Strom verwenden, wenn es auch anders geht?“ Ich hörte ihr Bettzeug rascheln, als sie es sich wieder bequem machte. „Die Fackeln brennen eine ganze Nacht und sind einfach und mit wenigen Mitteln herzustellen. Den Strom heben wir für wichtigere Dinge auf. Beim Duschen ist es zum Beispiel ziemlich lästig, mit einer Kerze herumzuhantieren. Und wenn du von der Schlacht heimkehrst, erschöpft, aber siegreich, besudelt vom Blut des Feindes, brauchst du schon gutes Licht, um dich wieder ordentlich sauber zu schrubben.“
    Ich fuhr auf, schnappte nach Luft und suchte nach Worten – da hörte ich Polly kichern.
    „Nur Spaß“, sagte sie versöhnlich. „Seit dem Verfall ist wieder mehr los, aber insgesamt ist hier ziemlich tote Hose.“
    Grummelnd verkroch ich mich wieder

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