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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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kannst du dann bitten und betteln – der Strafe, die Atalante dir auferlegt, entgehst du trotzdem nicht. Aber mach dir keine Sorgen. Meine Mutter ist für ein paar Tage unterwegs, wir können also ruhig alles vollmüllen.“
    „Beruhigend.“
    Wir setzten uns und begannen, unsere belegten Brote zu verzehren. Es schmeckte fantastisch. Dennoch schaffte ich meine Brotzeit nur mit Mühe; mein Magen war in der hungrigen Zeit underground geschrumpft und jetzt mit der reichhaltigen Portion überfordert.
    Ich dachte darüber nach, was Polly mir erzählt hatte. Ich konnte mir tatsächlich vorstellen, dass die Amazonen hier unbehelligt leben konnten, weitab der Zivilisation von Städten und Gemeinden. Es gab, gerade in den Jahren vor dem Verfall, so viele verschiedene Lebensstile, Religionen und Sekten, dass eine weitere Vereinigung wirklich nicht auffiel. Wenn sie außerdem nicht mit dem Rest der Menschheit in Berührung kamen, weil sie sich komplett selbst versorgten, konnte es gut sein, dass ihre Existenz beziehungsweise ihr spezieller Lebensstil kein besonderes Aufsehen erregte.
    „Wo habt ihr gelebt, bevor ihr hierher gezogen seid?“, erkundigte ich mich.
    „Du fragst Sachen!“, stöhnte Polly. „Das ist ja ewig her, da war ich ja noch gar nicht auf der Welt.“ Sie überlegte. „Ich weiß, dass meine Großmutter das Heizkraftwerk zum jetzigen Hauptstützpunkt gemacht hat, wenige Jahre bevor sie starb. Davor lag Themiskyra in der Nähe des Meeres. Der Tourismus hat aber im Laufe der Jahre dort sehr zugenommen. Immer mehr Menschen kamen und vieles von der ursprünglichen Natur wurde zerstört, sodass wir von dort wegmussten. Und wegwollten. Sonst wären wir wahrscheinlich selbst irgendwann zur Touristenattraktion geworden.“ Sie lachte ironisch auf. „Es wohnen aber nicht alle in Themiskyra. Es gibt jede Menge freier Amazonengemeinschaften, also kleinere Gruppen von Frauen, die auch in den Städten leben. Es ist ein riesiges Netzwerk. Für uns hier sind diese Gruppen wichtig, denn sie versorgen uns mit Informationen. Im letzten Jahr haben sich uns einige der freien Stadt-Gemeinschaften angeschlossen, weil das Überleben zu schwierig wurde, nachdem alles zusammengebrochen war.“
    „Das heißt, ich bin vielleicht sogar schon Amazonen begegnet, ohne es zu merken?“, fragte ich.
    „Kann gut sein.“
    Als alles aufgeräumt und das Geschirr abgespült war, löschten wir das Licht und machten uns auf den Weg zurück ins Haupthaus. Die Sonne war inzwischen goldleuchtend aufgegangen, wir warfen lange Schatten auf den Kies. Zum ersten Mal sah ich das Anwesen bei Licht und blieb stehen, um die vielen, größtenteils mehrstöckigen Gebäude zu betrachten, die mich umgaben. Die Schlote erstreckten sich aus drei verschiedenen Häusern in den Himmel, der Höchste kam aus dem Hauptgebäude, welches, abgesehen von den Fenstern und der Glaskuppel, noch ziemlich nach Kraftwerk aussah, wohingegen andere aus Ziegeln oder Holz offensichtlich neu gebaut worden waren.
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden und drehte mich um. Auf der anderen Seite des Hofs stand ein dunkelhaariger junger Mann, der gerade ein rotbraunes Pferd mit heller Mähne aus den Stallungen geführt hatte und anscheinend wie ich in der Bewegung stehen geblieben war. Er war hochgewachsen, trug eine abgetragene Jeans und ein dunkles Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln. Ich hätte ihn als gutaussehend bezeichnet, wäre der finstere und gleichzeitig fast hochmütige Blick nicht gewesen, mit dem er mich anstarrte. Ich fand das ziemlich dreist und starrte zurück, hoch erhobenen Kopfes und ohne die Miene zu verziehen, obwohl ich mich zwingen musste, meine Hände ruhigzuhalten und nicht an meinem Nachthemd zu zerren, im beschämten Versuch, es dadurch einen halben Zentimeter länger zu machen.
    Mit einem Mal schien ihm sein Verhalten bewusst zu werden. Er sah ruckartig weg, schwang sich auf sein Pferd und ritt so eilig durch das Tor hinaus, dass es staubte.
    „Da war ein Mann !“, sagte ich zu Polly, die am Eingang des Hauptgebäudes auf mich wartete. „Ich dachte, hier wären wir unter uns? Wer war das?“
    „Ein 'Shim?“ Sie sah geringschätzig zum Tor hinüber, obwohl der Typ schon längst außer Sichtweite war.
    „Ein was ?“ Wie ein Flaschengeist hatte er wahrlich nicht ausgesehen.
    Aber Polly ignorierte meine Verwirrung. „Vermutlich einer der Arbeiter“, sagte sie und zuckte die Achseln. „Die fangen früh an, im Frühjahr ist viel zu

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