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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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da ich offenbar teilweise auf dem Stoff saß. „Dir muss auch kalt sein.“
    Er gab einen widerwilligen Laut von sich, kniete sich vor mich hin und stellte Becher und Kerze ab, bevor er den Mantel wieder ordentlich über mich breitete. Ich hatte keine Kraft zu protestieren und schwankte zwischen Schuldgefühlen und Dankbarkeit, aber Letztere gewann die Oberhand, als die Wärme wieder in meinen Körper zurückkehrte. Dann drückte er mir das Tongefäß in die Hand. Ich schnupperte und erkannte den Geruch. Es war das Gebräu aus dem Bottich im Lagerraum.
    „Was ist das?“, fragte ich misstrauisch.
    „Schnaps“, erwiderte er nur, ohne genauer auf irgendwelche Bestandteile einzugehen, und setzte sich auf den Boden mir gegenüber.
    „Schnaps“, wiederholte ich. Soviel habe ich mir auch schon gedacht. Egal. Ich nahm erst einen vorsichtigen Schluck, der mir die wunde Kehle hinunterbrannte, doch dann wurde mir bewusst, dass ich das Zeug auf diese bedächtige Weise nie vollständig herunterbringen würde, weil es mir jetzt schon widerstand. Mit Schwung schüttete ich mir den Rest in den Rachen. Ich unterdrückte ein Husten und blinzelte Tränen weg, die mir das scharfe Getränk in die Augen trieb. Hitze breitete sich in meinem Bauch aus.
    Der Arbeiter beobachtete mich aufmerksam, fast wachsam. Ich registrierte, dass seine Iris auch im Licht der Kerze so dunkel war, dass man die Pupille kaum davon unterscheiden konnte. So dunkel, dass ich mich selbst darin sehen konnte. Ich sah furchtbar aus. Schnell blickte ich weg, gab ihm den geleerten Becher zurück und bedankte mich.
    „Was ist passiert?“, fragte ich.
    „Du bist fast ertrunken.“
    „Ich weiß … Da war dieses Gitter.“ Ich schauderte. „Ich konnte nicht weg.“
    Er runzelte die Stirn. „Was hattest du hier überhaupt zu suchen?“ Er wirkte angespannt.
    „Was hast du hier zu suchen?“, gab ich zurück. Immerhin war das Gebäude allem Anschein nach Amazoneneigentum. Als ich merkte, dass meine Frage irgendwie undankbar klang, relativierte ich schnell: „Also ich meine … Was ist das hier?“
    Er wies auf eine Bronzetafel, die sich von der weißen Wand über uns abhob, deren Beschriftung aber im dämmrigen Kerzenschein nicht zu entziffern war. „Ein denkmalgeschütztes Wasserkraftwerk aus dem neunzehnten Jahrhundert.“
    „Ich meinte eigentlich den Lagerraum nebenan.“
    Er presste die Lippen zusammen und sah weg, was meine Vermutung bestätigte, dass es sich um ein Außenlager Themiskyras handelte, aus dem sich die Arbeiterschaft offenbar hin und wieder etwas stibitzte. Nur fair, fand ich, als ich seine Arme betrachtete, deren Muskeln und Sehnen kein einziges Gramm Fett zu bedecken schien.
    „Ich werde dich nicht verraten“, versicherte ich ihm. „Mich hätten sie auch fast verhungern lassen.“
    Er zog perplex die Augenbrauen hoch. „Was?“
    „Ich habe mich auch über die Amazonenvorräte drüben hergemacht, weil ich seit gestern Mittag nichts mehr gegessen hatte.“
    Die Augenbrauen zogen sich wieder zusammen und er wirkte so ablehnend wie üblich. „Die Sachen gehören nicht den Amazonen“, sagte er harsch. „Wir nehmen nichts, was uns nicht gehört.“
    Da dämmerte es mir. „Dann … sind das demnach eure Sachen?“, schloss ich langsam und plötzliches schlechtes Gewissen engte mir die Brust ein.
    Er antwortete nicht, sondern starrte auf den Becher, den er in seiner Hand drehte.
    „Es tut mir leid. Wirklich. Ich werde die Sachen ersetzen … irgendwie. Zumindest, falls ich nach Themiskyra zurückkehre“, sagte ich langsam.
    Mit einem Ruck sah er auf. „Falls?“, wiederholte er ungläubig.
    Nun war ich es, die seinen bohrenden Blick mied und verbissen schwieg. „Ich hab die Schnauze voll“, brach es irgendwann aus mir heraus. „Ich bin keine Amazone, auch wenn meine Mutter meint, dass ich mich nur genug verbiegen müsste, um so wie die anderen zu werden. Aber ich werde nie eine sein.“
    Als er nichts sagte, sah ich auf. Er starrte mich unverwandt an. Schließlich räusperte er sich. „Du willst weg?“
    Ich nickte.
    „Wohin?“
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Aber deine Familie ist da.“
    „Nur zum Teil.“ Der andere Teil ist tot.
    „So ist das wohl … in Themiskyra“, brachte er nach einer Weile hervor. Dann schüttelte er den Kopf, wie um sich von unerwünschten Gedanken zu befreien. Seine Stimme klang wieder entschlossen, als er sagte: „Deine Fluchtpläne musst du erst einmal verschieben. Du musst zurück zur

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