Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
Vom Netzwerk:
wieso das im Geheimen geschehen muss. Wieso solltet ihr keine eigenen Vorräte anlegen dürfen? Wer kann euch das verbieten?“, fragte ich, beflissen, das Thema möglichst schnell zu wechseln.
    Er starrte düster in die Kerzenflamme. „Niemand verbietet es direkt, weil niemand weiß, dass das Lager existiert. Aber sie versuchen, uns mit allen Mitteln unter Kontrolle zu halten. Es wäre ihnen mit Sicherheit ein Dorn im Auge, wenn sie davon erführen. Eigene Vorräte bedeuten Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und Selbstbestimmung. Keine Nichtamazone hat aus ihrer Sicht auch nur eines dieser Dinge verdient.“ Seine Stimme klang hart. Plötzlich sah ich wieder den Mann vor mir, der mich seit meiner Ankunft in Themiskyra mit Verachtung gestraft hatte. Er lachte sarkastisch auf. „Außerdem ist Atalante der Meinung, dass wir ohnehin alles erhalten, was wir benötigen.“
    Die Erwähnung meiner Mutter entfachte auch meine Wut wieder. Ob ich ihre Worte nun fehlinterpretiert hatte oder nicht – ich wollte nicht wieder zurück in die ungerechte Welt, die diese unerbittlichen Frauen geschaffen hatten.
    „Ich werde ganz sicher nichts von diesem Ort erzählen“, sagte ich fest und rappelte mich auf. „Ich werde es gar nicht können, denn ich gehe nicht zurück.“
    Kurz blitzte etwas durch seine finstere Miene, womöglich der Anflug eines Lächelns. Es kam nicht zur Entfaltung, denn kaum, dass ich mich hingestellt hatte, knickten mir die Knie unter dem Körper weg und er sprang auf, um mich festzuhalten. Mein Herz raste vor Anstrengung, als ich versuchte, mich aufrecht zu halten. Louis' Wärme tat mir gut; die Stellen, die er berührte, meine Taille und mein Arm, schienen auf einmal selbst mit doppelter Kraft Hitze abzuwerfen. Ich blickte zu ihm auf, aber er sah entsetzt an mir vorbei auf den Boden. Träge folgte ich seinem Blick und sah eine große Blutlache, die meine Füße umgab und, bis ich aufgestanden war, vom Saum des Mantels verborgen gewesen war.
    „Jetzt verblute ich doch“, stellte ich mit unpassendem Triumph fest, dann überdröhnte das Rauschen in meinen Ohren das des tosenden Flusses und meine Sicht wurde farblos, doch ich verlor nicht ganz die Verbindung zur Realität. Ich fühlte, wie seine Arme mich festhielten und vorsichtig auf dem Boden abseits der blutigen Pfütze ablegten. Gedämpft durch das Getöse in meinen Ohren hörte ich Stoff reißen und einen leisen Fluch. Kälte an meinem rechten Bein, wieder zerreißender Stoff, brennender Schmerz, der sich mit schier unerträglichem Druck um die Stelle unterhalb meines Knies wickelte und mich scharf einatmen ließ. Dann plötzlich ein Luftzug und fehlende Schwerkraft, dafür summende Wärme an meinem Rücken und meinen Beinen. Und der Duft, den ich zuvor nur in Spuren erschnuppern hatte können, so intensiv, dass ich unwillkürlich den Kopf in die Richtung drehte, aus der er kam. Es roch ein bisschen nach …
    Das Dröhnen ebbte ab und ich öffnete meine Augen.
    „Was machst du?“, murmelte ich erschöpft, als ich begriff, dass er mich hochgehoben hatte.
    „Ich bringe dich nach Hause“, erwiderte er nüchtern.
    Die Aussicht, nach Themiskyra zurückzukehren, erfüllte mich mit irrationaler Panik. „Nein. Das ist nicht zu Hause. Lass mich los. Ich will nicht.“ Was sich für mich wie ein wildes Strampeln anfühlte, war nur ein müdes Zucken meiner erschöpften Beine und selbst das tat weh.
    „Willst du wirklich verbluten?“, sagte er kühl und ich sah, wie sich sein Kiefermuskel anspannte. „Dann hätte ich dich gleich ertrinken lassen können.“
    „Nein!“, brachte ich hervor. „Ertrinken ist madig. Verbluten ist viel besser. Bitte lass mich runter.“ Ich konzentrierte mich so sehr wie noch nie in meinem Leben und es gelang mir in einem Kraftakt, meinen Arm zu heben und ihm mit der Faust gegen die Brust zu schlagen. Er schien es gar nicht wahrzunehmen, sondern trat mit einer schnellen Bewegung die Flamme der Kerze aus und trug mich durch das Lager und den Vorraum nach draußen.
    Das Rauschen des Flusses schwoll an und feuchte Nebelschwaden stahlen mir die Wärme von der Haut. Wie durch ein Wunder hatte es aufgehört zu regnen, doch kein Mond erhellte die Schwärze der Nacht. Ich fragte mich gerade, ob Louis mich den ganzen Weg bis zur Amazonensiedlung schleppen würde, da hörte ich das Scharren beschlagener Hufe und spürte, wie ich in einen Sattel geschoben und mir der Mantel wieder umgelegt wurde.
    „Kannst du dich da oben halten?“,

Weitere Kostenlose Bücher