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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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brennen. Zwei winzige leuchtende Vierecke schälten sich aus der Finsternis und wurden größer, als sie sich mir näherten.
    Ich dachte, es sollte ein Tunnel sein, dachte ich benommen. Dann begriff ich, dass es die Lichtspiegelung in zwei dunklen Augen war, die ich sah. Unwahrscheinlich . Weitere Details bahnten sich ihren Weg in mein Bewusstsein, schwarze Wimpern, in denen Wassertröpfchen hingen, Augenbrauen, Nase, leicht geschwungene Lippen, und das vage Gefühl, als ob ich diese Einzelteile kannte, sie aber falsch zusammengesetzt haben musste, da ich mich nicht erinnerte, woher ich sie kannte.
    Ich lebe, dachte ich überrascht, während sich mein Blick an die Leuchtvierecke klammerte. Ich bin nicht ertrunken, nicht verhungert und nicht verblutet. Zumindest noch nicht. Mit dieser Erkenntnis kehrte das Leben vollends in meinen Körper zurück. Meine Lunge brannte bei jedem meiner Atemzüge, als würde ich Säure inhalieren, mein Kopf und meine Glieder fühlten sich an, als hätte mich eine Dampfwalze überrollt und in meinem rechten Knie pochte dumpfer Schmerz. Und auf meinem Brustbein lag eine Hand. Eine fremde Hand. Eine Männerhand, deren Wärme mich mit einem angenehmen Summen zu durchströmen schien.
    Plötzliche Übelkeit stieg in mir auf. Ich versuchte, mich aufzusetzen, und die Hand wurde eilig zurückgezogen und stützte meinen Rücken, während ich mich auf die Seite beugte und geschätzte fünf Liter Wasser auf den Steinfußboden erbrach. Zu anstrengend. Erschöpft ließ ich mich wieder zurückfallen. Ein erneuter Hustenanfall beutelte mich und so zogen die Hände meinen Oberkörper in die Senkrechte und hielten mich fest, bis sich meine Lunge etwas beruhigt hatte.
    Meine Stimme war rau vom langen Schreien, als ich mich schwer atmend meinem Retter zuwandte, der neben mir auf dem Boden kniete und meine Schultern noch umfasst hielt. „Danke.“ Dann erstarrte ich. Ich hatte mich nicht getäuscht. Ich kannte ihn wirklich. Ich hatte ihn anfangs nur nicht erkannt, weil die übliche Feindseligkeit in seinem Blick fehlte. Stattdessen war es Sorge gewesen, die ich in seinen Augen gesehen hatte, die nun von wachsender Erleichterung abgelöst wurde.
    „Gern geschehen.“ Seine Stimme klang angenehm dunkel, aber ebenfalls ein bisschen heiser.
    Es war der Arbeiter. Der mich ein paar Stunden zuvor noch mit Spott und Häme überschüttet hatte, weil Hekate mich abgeworfen hatte. Die Erinnerung piekte in meinen Stolz und ich rückte etwas von ihm ab, doch ich kam nicht sonderlich weit, denn mir fehlte die Kraft und ich schlotterte am ganzen Leib vor Kälte.
    Er schien meine Abwehr zu spüren, ließ mich los und stand auf. Wir befanden uns auf der Balustrade, neben den Überresten des zusammengebrochenen Stegs. Kerzenlicht strömte aus dem angrenzenden Lagerraum und war die Ursache für viereckige Reflexe, die definitiv nicht der Tunnel ins Jenseits waren. Im dämmrigen Licht sah ich, wie er in seine Stiefel schlüpfte, die kreuz und quer herumlagen, und seinen Mantel vom Boden aufhob. Er trat wieder auf mich zu, wickelte mich darin ein und half mir, mich an der Mauer anzulehnen.
    „Danke“, wiederholte ich, zog die Knie an die Brust und umschlang sie mit den Armen. Er nickte nur und ging in den Lagerraum hinüber.
    Ich machte mich ganz klein und kuschelte mich in den Mantel. Schlechtes Gewissen wallte in mir auf. Der Typ selbst und die Kleidung, die er trug, waren genauso tropfnass wie ich. Ich wollte nicht schuld sein, wenn er sich den Tod holte, nur weil ich ihn um Haaresbreite verpasst hatte. Er musste den Mantel abgelegt haben, bevor …
    Was ist eigentlich genau passiert? fragte ich mich und atmete tief durch, als mir die Erinnerung an das Erlebte erneut die Luft abzuschnüren drohte. Ein angenehmer Duft stieg mir in die Nase. Er verdrängte den Modergeruch der Halle – und den Schrecken, der mich fast wieder hyperventilieren hätte lassen. Ich legte mein Gesicht auf den groben Stoff, schloss die Augen und sog den Duft ein. Es roch ein bisschen nach …
    Nahende Schritte ließen mich wieder aufschrecken. Obwohl mein Kopf mir die zu schnelle Bewegung mit schmerzhaftem Pochen vergalt und meine Arme bleischwer waren, begann ich, mich aus den Stoffbahnen zu kämpfen.
    „Was machst du?“ Der Arbeiter war mit einem Tonbecher und einer Kerze in einem einfachen Metallhalter zurückgekehrt und sah überrascht zu mir herunter.
    „Nimm du den Mantel.“ Ich zog an einem der Ärmel, konnte mich aber nicht befreien,

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