Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
war auch diese Wundertat für ein paar Wochen das Gesprächsthema in der Amazonenstadt, obwohl Tetra auf mein Bestreben hin immer wieder betonte, dass sie einfach aufgewacht sei und ich rein zufällig daneben gesessen wäre. Sie blieb noch gut zwei Wochen im Krankenhaus, um ihren Körper wieder an normale Nahrung und Bewegung zu gewöhnen, dann zog sie in ihr altes Zimmer.
Atalante blühte auf. Sie hatte ihre beste Freundin wieder und die Tatsache, dass ich ihrem Wunsch entsprochen und mich als Yashta gemeldet hatte, schien sie zu beflügeln. Das konnte mir insofern recht sein, als sie die Obst- und Gemüsefelder für die Arbeiter durchwinkte. Doch als ich mich auf einem kleinen Treffen im elitären Kreis der diesjährigen Yashti ihrem beinahe manischen Lächeln gegenüber sah, zweifelte ich stark daran, ob meine Entscheidung richtig gewesen war.
Polly hatte mich angesehen, als hätte ich den Verstand verloren, als ich ein paar Abende nach Tetras Erwachen im Beisein der anderen beiden Mädels von Atalantes Ansinnen erzählt hatte.
„Und? Machst du's?“ Victoria sah mich gespannt an.
Ich zuckte mit den Schultern. „Denke schon.“
„Pah“, machte Corazon verächtlich.
„Wie kannst du auch nur drüber nachdenken?!“, schnaubte Polly entrüstet. „Du hast Louis noch nicht mal annähernd überwunden und willst jetzt den ganzen Yashta-Trubel mitmachen und mit einem anderen Mann–“
„Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun“, unterbrach ich sie kühl. „Es ist eine Pflicht.“
„Ich verstehe nicht, wie du das einfach so hinnehmen kannst. Wie du so unbeteiligt sein kannst bei einer Sache von solcher Tragweite!“, ereiferte sie sich. Dann fasste sie mich genau ins Auge. „Zwingt dich Atalante dazu? Erpresst sie dich mit irgendwas?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Aber warum jetzt ? Du hast doch noch Zeit!“, rief sie aus.
„Mehr als genug“, bestätigte Corazon grimmig.
„Ich find's cool“, schaltete sich die Seelentiefe Victoria ein und ich war dankbar dafür. Ich teilte ihre Meinung zwar nicht, aber ich war dankbar für die Bestätigung, die ich von Polly offenbar nicht zu erwarten hatte. „Weißt du was? Ich melde mich auch. Und ihr werdet mich nicht davon abbringen können.“
Da war das Geschrei groß.
„Was, alle beide? Und was sollen Polly und ich den ganzen Sommer über ohne euch machen?“, fragte Corazon enttäuscht.
„Ihr denkt an uns und freut euch an unseren Sinnesfreuden, die ihr eiserne n Jungfrauen nie erleben werdet.“ Victoria riss in einer triumphierenden Geste die Arme in die Luft.
„Pff“, machte Polly und „Pah“, wiederholte Corazon.
„Ell, es wird herrlich. Wir kriegen Kleider, fahren an den See und müssen uns hier nicht tagaus tagein abschuften … Zwei ganze Monate lang! Es wird wie Urlaub sein!“
„Machst du es deswegen?“, wollte Polly ungnädig von mir wissen. „Willst du wieder weg?“
„Unsinn, ich will nicht weg. Atalante hat es mir vorgeschlagen, weil sie meinte, eine Veränderung täte mir gut, und Tetra hat mir auch zugeredet.“
„Und du? Was willst du ? Meinst du auch, eine Veränderung täte dir gut?“, bohrte meine Schwester nach.
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich denke nicht darüber nach.“
Polly rollte mit den Augen und machte eine Geste mit der Hand, die soviel besagte, wie seht ihr, das meinte ich.
„Streitet euch nicht. Es ist Ells Entscheidung und du als ihre Schwester solltest zu ihr halten, anstatt ihr alles madig zu machen“, mahnte Victoria.
„Naja, wenn du wirklich meinst, es ist das Richtige für dich, dann tu es“, sagte Polly schließlich grummlig. „Aber dass mir hinterher keine Klagen kommen.“
Und nun, zwei Wochen vor Yazama, saß ich mit Victoria und Irina bei einem Kaffeekränzchen im Studierzimmer der Paiti und hörte mir Atalantes Vortrag an, der plötzlich alles viel zu reell werden ließ.
„Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Es gibt bestimmte Kodizes, an die die Clans sich halten, und die 'Shimet, die sie entsenden, sind sorgfältig ausgewählt worden. Ihr müsst nichts tun, was ihr nicht wollt – aber ich denke, ihr seid Amazonen genug, um das zu wissen. Wenn es Probleme gibt, kommt ihr unverzüglich nach Hause.“ Sie sah uns der Reihe nach an. Ihr Blick verharrte länger auf mir, aber ich konzentrierte mich auf das Fenster. Diesmal konnte ich die Spiegelfrau nicht sehen, denn es war heller Tag, aber ich wünschte, sie wäre da gewesen. Ihre
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