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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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ihrer unbeeindruckten Tochter einen Schmatz ins Gesicht. „Du bist so schlau, mein Schatz!“
    Ich ging nicht darauf ein, aber ich hatte es natürlich gehört und seltsamerweise berührte es mich. Mir war klar, dass es wahrscheinlich nur ein Zufallstreffer war, denn Ama reihte in ihrer derzeitigen Phase wahllos Vokale und Konsonanten aneinander. Aber das strahlende Lächeln, das sich in ihrem Gesicht ausbreitete, als sie das im Sonnenlicht funkelnde Amulett betrachtete und den Kopf schieflegte, rief ein warmes Gefühl in meiner Brust hervor. Knackste die Eishülle um mein Herz vielleicht ein bisschen an. Vertrieb einen Großteil der Nervosität.
    Ich tat das Richtige. Ich hatte eine Pflicht. Ich hatte ein Ziel. Ich wollte auch sowas. So ein kleines, niedliches Etwas. Testweise drückte ich meine Nichte leicht an mich, um zu sehen, was das der Eishülle antun würde, aber Ama schien jetzt genug von den Liebesbekundungen zu haben. Sie zappelte sich frei und ich setzte sie mit leichtem Bedauern auf dem Boden ab. Sofort steuerte sie auf den Tisch zu und riss mit einem schnellen Handgriff die Tischdecke und damit auch Pollys Zeichenutensilien herunter.
    „Das gibt Ärger.“ Schnell bückte ich mich und machte mich daran, Pastellkreiden und Papier wieder aufzusammeln, während Ama in Richtung Bücherregal weitertaumelte.
    Padmini hatte sich völlig ungerührt wieder meinem Schrank zugewandt. „Nicht schlecht“, befand sie nun und ich hob den Kopf. Sie hielt einen meiner selbstgeschneiderten BHs am Träger hoch.
    Schwarze Spitze für Ell, dachte ich und schüttelte den Kopf. „Nicht den.“
    „Unsinn, gerade den. Und das hier auch alles.“ Offenbar hatte sie die Kleidung entdeckt, die ich ganz weit hinten im Fach verstaut hatte. Den für Themiskyra untypischen, figurbetonten Teil meiner Garderobe, den ich mir genäht hatte, um … den ich seit langem nicht mehr getragen hatte.
    „Keine Widerrede. Du wirst mir noch dankbar sein.“
    „Es ist eine Pflicht“, wiederholte ich mechanisch Padminis Worte von damals, wiederholte ich, was mein Verstand seit Tagen gebetsmühlenartig und ausschließlich von sich gab.
    Verschmitzt lächelte sie mich an. „Ja, es ist eine Pflicht. Aber es gibt keinen Grund, nicht das Beste draus zu machen.“ Sie zog den Reißverschluss der Reisetasche mit einer finalen Geste zu, stützte die Hände in die schmalen Hüften und musterte mich von oben bis unten.
    „Kleid. Haare“, befahl sie und zeigte entsprechend in der Gegend herum. Es rumpelte laut in der Nähe des Bücherregals. „Sei brav, Schatz.“
    Damit meinte sie Ama, aber ich hatte nicht die Kraft, mich mit dem Vandalismus zu befassen, den die Kleine an den Tag legte, oder Padmini zu widersprechen. Schnell schloss ich die Vorhänge und zog mich um. Als sie danach zur Bürste griff, gebot ich ihr schließlich doch Einhalt.
    „Du musst dich nicht revanchieren. Ich komme schon zurecht.“
    „Das sehe ich. Wenn ich nicht wäre, würdest du heute Abend noch vor dem Schrank herumlungern, anstatt in den Armen deines 'Shims –“
    Den Rest hörte ich nicht, denn diesmal hatte ich die Hände frei und beeilte mich, sie mir fest auf die Ohren zu drücken. Damit behinderte ich zwar Padminis Kämmversuche, aber das war mir gleich.
    „Ell, hab' dich nicht so. Als ich vom Sommerhaus zurückkam, wolltest du doch unbedingt etwas darüber erfahren, und jetzt bist du so verstockt“, tönte ihre Stimme dumpf an meinen Handflächen vorbei. „Es wird dir gefallen. Die Natur rundum ist wunderschön, du kannst dort stundenlang spazieren gehen und siehst doch immer etwas Neues. Das Sommerhaus selbst ist vollgestopft mit Brett- und Kartenspielen, Büchern und Musikinstrumenten. Euch wird sicher nicht langweilig werden.“
    Langeweile wird mit Sicherheit mein geringstes Problem sein.
    Was ist das Problem? fragte mein Verstand, während Padmini weiter die Vorzüge der Seenlandschaft pries.
    Dass ich nicht anders können werde, als ihn zu vergleichen. Ein Bild tauchte vor meinen Augen auf, so unvermittelt, dass ich es nicht schnell genug abwehren konnte. Louis, der beleuchtet vom Schein des Feuers am Kopfende seines Bettes sitzt und mir lächelnd seine Arme entgegenstreckt. Keine Wunschvorstellung, eine Erinnerung … Meine Hände wanderten von meinen Ohren zu meinen Augen, drückten sich fest gegen meine Augenlider, aber das Bild blieb.
    Warum jetzt? Genau jetzt?
    Es war nicht der Verlust, der mir einen Schauer über den Rücken jagte, sondern die

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