Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
können, dass sie mehr weiß, als du dachtest.
Ich starrte sie entgeistert an. „Warum?“
„Du kannst es jetzt vielleicht noch nicht nachvollziehen, aber wenn du Töchter hast, ist das Einzige, was zählt, dass es ihnen gut geht, dass sie gesund sind und zufrieden mit ihrem Leben.“
Ich öffnete den Mund, um sie daran zu erinnern, dass sie keineswegs so gehandelt hatte, als ob das auch für sie gelte, doch sie redete schnell weiter.
„Aber es gibt noch einen anderen Aspekt, nämlich den, dass du am besten weißt, was gut für sie ist, manchmal eher als sie selbst. Und wenn sie auf etwas zusteuern, was sie deiner Meinung nach ins Unglück stürzen wird, tust du alles, wirklich alles , um sie davor zu beschützen. Als Paiti von Themiskyra hattest du eine phantastische Zukunft vor dir liegen. Ich wollte sie dir um jeden Preis sichern und verhindern, dass du sie aus einer Laune heraus wegwirfst. Dass ich damals die Nerven verloren, dich eingesperrt und das Leben dieses Arbeiters bedroht habe, tut mir leid. Das weißt du, ich habe es dir immer wieder gesagt, auch wenn du mir nie geglaubt hast.“
Sie sah mich auffordernd an, erwartete wohl eine Resonanz, aber alles, was ich herausbrachte, war ein wackliges: „Er heißt Louis.“
– was sie desinteressiert beiseite wischte. „Nachdem du aus dem Tempelraum entflogen warst“, sie wedelte spöttisch mit den Fingern, „war ich unglaublich dankbar und erleichtert, dass du wieder zurückgekommen bist. Ich dachte, du hättest endlich begriffen, wo dein Platz ist, und dein Ehrgeiz, deine Stärke und dein plötzliches Pflichtbewusstsein schienen diese Annahme zu bestätigen. Doch auf der anderen Seite … Es gab keine andere Seite. Du warst nicht mehr du selbst.“
„Zombiemädchen“, ergänzte ich heiser.
„In der Art, ja. Polly hat sich oft bei mir beklagt und ich spürte selbst, wie unglücklich du warst. Und das tat mir weh. Doch was ich auch tat, was ich dir auch sagte, nichts schien wirklich in deinem Herzen anzukommen.“
„Eingefroren.“
„Und dann verlor ich wieder die Nerven, aber auf eine andere Art. Ich machte dir den Vorschlag, dich als Yashta zu melden, auch wenn ich damit deine Zukunft aufs Spiel setzte. Und statt eines Mitglieds des Montgomery-Clans ließ ich dir einen von den Saveris schicken, Cesare, der mir am meisten Ähnlichkeit mit deinem 'Shim zu haben schien.“
Kein Schicksal? Nicht mal Zufall? Nur der Wille meiner Mutter, dass ich an Ces geraten war?
Sie seufzte. „Ich hoffte, du würdest einfach ein, zwei nette Monate mit ihm verbringen, dich selbst wiederfinden und endlich begreifen, dass deine Affäre mit Louis weit weniger weltbewegend war, als du angenommen hattest.“
„Das war keine Affäre. Niemals. In keinem Stadium.“
„Ja. Das war die andere Möglichkeit. Das Risiko, wenn du so willst. Dass deine Gefühle so tief gehen würden, dass du alles hinwirfst und dich auf die Suche nach deinem Mashim machst. Als du nicht pünktlich zurückkamst, wusste ich, dass du dich gegen Themiskyra entschieden hast.“
„Ich hätte nicht mit den Traditionen gebrochen, wenn du mir einen von den Montgomerys geschickt hättest“, sagte ich langsam. Dann hätte ich es einfach durchgezogen, schätze ich. Ein vages Gefühl von Wut stieg in mir auf, ohne dass ich so recht wusste, warum. „Du hast mich getestet.“ Ich fühlte mich manipuliert, dabei hätte ich ihr eigentlich dankbar sein müssen.
„Ich habe dich nicht getestet. Ich habe dir Entscheidungsfreiheit gegeben. Und eben hast du zugegeben, dass du glücklich bist. Also habe ich wohl endlich das Richtige getan.“
Konfus ließ ich mich an die Rückenlehne zurücksinken. Wie im Sommerhaus wirbelten alle Gefühle durcheinander. Ich war traurig und glücklich und verwirrt. Vor allem verwirrt. „Und jetzt?“
„Jetzt könntest du mir ein bisschen ausführlicher von deiner Reise erzählen. Und etwas weniger pampig.“
Meine Arme reagierten schneller als mein zäher Verstand oder mein verwirrtes Herz. Sie schlangen sich um Atalante und umarmten sie. Lange und fest. „Kann ich völlig offen sein? Ohne, dass du wieder die Rachsüchtige wirst?“, fragte ich vorsichtshalber nach.
Sie löste sich von mir und lächelte. „Ich nehme an, du spielst auf deinen Besuch bei den Saveris an? Schau mich nicht so an. Es war doch offensichtlich, dass du ihn dort zuerst suchen würdest.“
„Aber du warst dort … und hast nichts gesagt!“
„Was hätte ich sagen sollen? Es tut mir
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