Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
eine Spur von ihm finde, werde ich wahnsinnig.
Ich werde wirklich wahnsinnig, stellte ich verwundert fest. Ich kann Steves Stimme hören.
Ich folgte ihr bis ins Foyer. Eindeutig. Ohne Zweifel erklang hinter einer der Türen die Stimme von Steve Bonanno, meines Ex-Lieblingsschauspielers. Und ich wusste sogar, was er als nächstes sagen würde.
„Etwas zu ruhig für meinen Geschmack“, knurrten Steve und ich unisono. Drei, zwo, eins. Eine ohrenbetäubende Explosion erschütterte den Straßenzug, gedämpft durch die Wohnzimmertür, die ich nun öffnete. „Schnell, versteck dich dort.“ – „Aber das ist Wahnsinn …“ – weitere Explosionen im Hintergrund – „Du weißt, ich werde dich immer lieben!“ – ein gehauchtes „Cosmo …“ – das Crescendo von Streichern, die einen dramatischen Filmkuss vor der grandiosen Kulisse einer brennenden, amerikanischen Kleinstadt begleiteten …
Fasziniert war ich hinter dem breiten, braunen Ledersofa stehen geblieben und sah wie gebannt dabei zu, wie Cosmo Garcia sich von Caroline McKenzie, der gewieften und stets wohlfrisierten Journalistin, verabschiedete, um in sein scheinbares Verderben zu rennen und dabei die Welt zu retten.
„Ell, du bist zurück!“, rief Ginger, die quer in einem Sessel fläzte, und hob die Arme.
Sian klatschte in die Hände. „Jetzt wird mit dem Bogen geschossen!“
„Bist du hungrig? Wir haben euch etwas vom Abendessen aufgehoben“, teilte mir Theresa mit und stand auf. „Ich hole es aus der Küche. Wo ist Peleo?“
Mit Mühe löste ich meine Augen vom 160-Zoll-Display der MultiM-Station, das einen Großteil der Wand einnahm, und sah mich im Wohnzimmer um. Alles war auch hier vom Feinsten, nur nicht mehr so hundertprozentig modern, dafür jedoch unglaublich gemütlich. Eine Wand bestand aus einem einzigen, riesigen Fenster, das zur Terrasse hinaus ging, die gegenüberliegende Wand nahm ein immenses Regal ein, das mit Büchern, GreenRays und kleinen Skulpturen vollgestopft war.
Außer den dreien war nur noch Priska anwesend. Sie saß neben Sian auf dem Sofa und folgte dem Filmgeschehen vollkommen gefesselt und mit Tränen in den Augen, ohne von meinem Eintreten Notiz zu nehmen.
„Peleo kommt gleich … wollte noch einen Gang übers Gelände machen … ihr habt Fernsehen …“, stammelte ich.
„Kein Fernsehen“, sagte Sian mit einer Grimasse. „Nur noch olle GreenRays, es wird ja nichts mehr gesendet.“
Ich glitt neben ihr auf die Couch. Es war albern, aber ich hätte heulen können. Nicht, weil es nur noch Filme von der Disk gab, auch nicht wegen Steve, nicht mal wegen Louis, sondern einfach nur, weil ich mich an mein altes Leben erinnert fühlte. An die sorglosen Sonntagnachmittage, die zu verregnet waren, um einen Spaziergang zu machen, und die mein Vater und ich mit der Cosmo Garcia-Trilogie verbracht hatten – ich hingerissen und er mit gewissem Widerwillen. „Der Aff'!“, hatte er immer kopfschüttelnd gesagt und ich war, natürlich zurecht, empört gewesen.
Und nun sah ich dieselben Szenen wieder, tränenverschwommen, auf diesem Luxusdisplay, das den Verfall irgendwie überstanden hatte, und alles war vollkommen anders. Wortlos reichte mir Priska über Sian hinweg eine Packung Papiertaschentücher. Ich benutzte eines davon ausgiebig.
„Ell, das ist nur ein Film “, sagte Sian bestürzt und legte einen Arm um mich. „Das passiert nicht wirklich. Und es geht gut aus, weißt du!“
„Natürlich weiß ich das“, brachte ich hervor. „Er entschärft die Bombe, indem er sich nicht an das hält, was der Professor ihm gesagt hat, und das grüne statt des roten Kabels durchschneidet, und flieht in letzter Sekunde vor dem –“
„Pscht!“, machte Priska und schnüffelte in ihr Taschentuch.
„Oma, du hast das schon tausend Mal gesehen!“, beschwerte sich Ginger. „Du weißt doch sowieso, was passiert.“
Dann kam Peleo herein. „Pah“, sagte er mit abfälligem Kopfschütteln, nachdem er einen Blick auf das Display geworfen hatte. „Der Aff'.“
Und da zerriss es mich. Ich musste lachen, so lange und so verzweifelt, dass ich schon wieder Taschentücher brauchte, die mir Ginger und Sian entgeistert reichten. Offensichtlich hatte ich meine emotionale Balance doch noch nicht vollkommen im Griff. Aber es wurde besser.
Am nächsten Tag brachen wir nach dem Frühstück auf und ritten zu Peleos drittem Bruder, danach klapperten wir die Familien von zwei Cousins ab, aber nirgendwo fanden wir eine Spur
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