Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
selbst. Alles könnte jetzt gut sein und Louis und ich glücklich vereint im Sommerhaus, wenn sie nur damals nicht … Sicher, so funktionierte es nicht. Und ich wollte keinen Louis, der sieben Fremdsprachen sprechen und eine Operation am offenen Herzen durchführen konnte, ein Kunstprodukt, das nur so geformt worden war, damit es mir gefiel. Ich wollte meinen Louis, den echten, kritischen, stolzen, ehrlichen, der mich wider besseres Wissen und gegen alle Widerstände liebte und sich nicht nur aus dem Grund mit mir einließ, weil es für alle Beteiligten das Praktischste war.
„Wo ist Louis denn nun?“, schaltete sich Theresa ein, die meine Traurigkeit zu spüren schien. „Lebt er noch in Themiskyra?“
„Bis vor einem guten Jahr war er dort als Arbeiter angestellt, dann … ging er weg. Ich habe keine Ahnung, wohin.“ Ich schluckte. Lilja lächelte nicht mehr, sondern sah mich mitfühlend an. „Ich sagte ihm den Namen seines Clans und wo er euch finden würde, deswegen hoffe ich, dass er sich irgendwo in der Gegend aufhält. Aber er war sehr in Eile, deswegen hatten wir keine Gelegenheit, ausgiebiger darüber zu sprechen.“
„Und warum suchst du ihn erst jetzt?“, fragte mich Ginger mit großen Augen.
„Weil ich dachte, es sei das Beste, wenn jeder von uns seiner Wege ginge.“ Das war gelogen, aber es klang unglaublich erwachsen und ich war stolz darauf, so etwas mal sagen zu können. Meine Reife stieß auf Unverständnis.
„Quatsch“, befand Sian.
„Und warum ist es jetzt plötzlich nicht mehr das Beste, wenn jeder von euch seiner Wege geht?“, bohrte ihre kleine Schwester weiter.
„Ginger“, mahnte Theresa.
„Manchmal dauert es eben ein bisschen länger, bis man weiß, welcher Weg der eigene, der richtige ist.“
„Und Atalante? Was sagt sie dazu?“, wollte Peleo wissen. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie begeistert von deiner Zuneigung zu einem ihrer Arbeiter ist.“
Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie unbegeistert sie gewesen war. Der Wahnsinn, in den sie diese Tatsache gestürzt hatte, hätte Louis und mich fast das Leben gekostet. „Sie denkt, es ist vorbei.“
Ist es ja auch, rief mir mein grausamer Verstand in Erinnerung.
Nicht für mich, beharrte mein Herz.
„Ich nehme nicht an, dass ihr im letzten Jahr jemanden hier herumlaufen gesehen habt, der so aussah, als gehöre er eigentlich zu euch?“
Allseits bedauerndes Kopfschütteln.
„Wir können in den nächsten Tagen bei meinen Brüdern und den anderen Familienmitgliedern nachfragen, ob ihnen jemand aufgefallen ist“, schlug Peleo vor.
„In den nächsten Tagen?“, echote ich ungläubig. „Jetzt! Sofort! Ich habe nicht viel Zeit!“
„Ell, du musst doch vollkommen erschöpft sein. Es ist Unsinn, jetzt überstürzt zu handeln“, redete mir Theresa zu, legte mir einen Arm um die Schulter und streckte die andere Hand aus, um die Katze zu streicheln, nur um sie sofort wieder zurückzuziehen, weil das Raubtier blitzschnell mit der Pfote nach ihr schlug.
„Vergiss es“, sagte ihr Ces, meinte damit aber offensichtlich nicht die Kratzbürstigkeit der Katze. „Sie hat mir auch keine Ruhe gegönnt.“ Diverse Augenbrauen fuhren in die Höhe und als er selbst merkte, wie zweideutig seine Aussage im Zusammenhang mit dem Sommerhaus klang, verbesserte er sich ohne viel Elan: „Kaum war ich angekommen, sind wir wieder aufgebrochen.“ Augenbrauen senkten sich enttäuscht.
„Was sagt er?“, wollte der Urgroßvater wissen und beugte sich vor.
Ces erhob sich. „Macht, was ihr wollt, sucht, wen ihr wollt, aber ich muss schlafen.“ Er schlurfte an uns vorbei.
Gio stand ebenfalls auf und schob sich an Lilja vorbei. „Ces, warte …“
Aber der hob nur die Hand, ohne sich umzudrehen. „Lass gut sein.“
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und Gio blieb mitten im Raum stehen, genau wie der herzhafte Fluch, den er ausgestoßen hatte.
„Nicht vor den Kindern“, sagte Theresa, aber die Mahnung kam halbherzig.
Schlechtes Gewissen kroch mir unter die Haut. Es mochte alles ursprünglich nicht meine Schuld gewesen sein, aber ich hatte für ziemliches Durcheinander gesorgt und ich bedauerte, was ich Cesare angetan hatte. Nicht direkt, dass er seine Pflichten nicht hatte erfüllen können, aber dass er seiner Aufgabe so sang- und klanglos entledigt worden war und wie er nun vor seiner Familie dastand. „Es tut mir leid, dass sich das alles so ergeben hat. Aber als er zur Tür reinkam und Louis so ähnlich sah
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