Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
von Louis. Tags drauf begleitete mich Ezio, da Peleo sich um den Hof und die Geschäfte kümmern musste, aber der Großvater hatte ohnehin einen besseren Draht zu den weiter entfernten Verwandten. Ich gewöhnte mich an ihr anfängliches Entsetzen über meine Gegenwart, ihr Mitgefühl, sobald sie begriffen, um was es ging, und an die Enttäuschung, die auf jeden der Besuche folgte, weil sie mir bei meiner Suche nach Louis nicht weiterhelfen konnten.
Ich fraß mich durch kiloweise Kuchen und Kekse und stieg irgendwann auf Kakao statt Kaffee um, weil ich merkte, dass das viele Koffein meiner grundsätzlichen Nervosität nicht gut tat, die mit jedem Tag, der verstrich, stärker wurde.
Ezio wuchs mir im Laufe unserer Touren ans Herz, sobald ich seine ehrwürdige, steinerne Schale geknackt hatte. Sogar er begann, mich nach ein paar Tagen zu duzen, genau wie der Urgroßvater Taddeo, der mich mit wilden Räuberpistolen unterhielt, wenn ich ihn allmorgendlich vor dem Frühstück mit dem Rollstuhl über die gepflasterten Wege durch den Garten schob.
Ich begann, mich in Riparbaro zu Hause zu fühlen.
Nur bei Lilja hatte ich das Gefühl, dass sie mir gegenüber stets auf der Hut war. Ich wusste nicht, warum, denn ich hatte ihr meiner Meinung nach keinen Grund gegeben, mich zu fürchten – zumal Gio der Einzige war, der mich mehr oder weniger links liegen ließ.
Cesare verlor nach und nach seinen Missmut. Nachdem er sich eine Weile in seinem Zimmer verbarrikadiert hatte, zu dem er nur Gio Zutritt gewährt hatte, fand ich ihn ein paar Tage später überraschenderweise in meinem Zimmer vor, als ich nach Hause kam. Es wäre an sich schon dreist gewesen, dass er sich in meiner Abwesenheit in meinem Raum herumtrieb, doch dass er sich noch dazu quer über mein Bett gelegt hatte und mit meinen WiPhones Musik hörte, schlug dem Fass den Boden aus. Es waren natürlich nicht wirklich meine Kopfhörer. Ich hatte sie mir von Sian geliehen, und manchmal, wenn meine Sehnsucht nach Polly zu groß wurde, stellte ich mir auf der MultiM-Station den entsprechenden Audiokanal ein, legte mich aufs Bett, hörte die Musik, die wir sonst auf Pollys GemPlayer abgespielt hatten … black wind always follows where my black horse rides – fire's in my soul, steel is on my side … und glaubte, mich meiner Schwester näher zu fühlen. Meistens leistete mir dabei die Katze Gesellschaft, die es bei den Saveris aufgrund ihrer Biestigkeit offenbar nie zu einem Namen gebracht hatte.
Wütend baute ich mich nun vor Ces auf, aber er hatte mein Eintreten offenbar weder gehört noch gesehen, denn er lauschte dem Channel in voller Lautstärke und mit geschlossenen Augen.
Ich trat ihm leicht, aber immer noch gut spürbar gegen sein Schienbein und er fuhr hoch.
„Hi, Ell“, grüßte er mich mit zu lauter Stimme, ohne die WiPhones abzunehmen.
Ich musterte ihn finster mit verschränkten Armen.
„Du hörst ja wilde Sachen, hätte ich dir gar nicht zugetraut“, teilte er mir ungerührt mit.
„Sowas hören wir Amazonen eben, um uns einzustimmen, bevor wir fürchterliche, blutige Rache an denen nehmen, die sich ohne zu fragen in unsere Zimmer schleichen, unsere Musik hören und sich so dämlich in unsere Betten legen, dass das Moskitonetz offen bleibt und uns nachts tausend Mücken leersaugen, du Trottel.“
„Was?“, fragte er und zog einen der Kopfhörer von seinem Ohr weg.
Ich zeigte mit dem Daumen über meine Schulter. „Raus.“
„Sei doch nicht so empfindlich!“ Beleidigt nahm er die WiPhones ab. Ich wartete tappenden Fußes darauf, dass er die Fliege machte, stattdessen spielte er geraume Zeit mit den Kopfhörern in seinen Händen. Dann sah er mit einem Ruck zu mir auf und strahlte mich an. „Vielleicht sollten wir mal was zusammen unternehmen?“
„Wie, unternehmen? Und was?“, erkundigte ich mich misstrauisch. Mir schwante Übles.
„Vielleicht zusammen ausreiten … oder baden gehen. Eine Radtour machen. Ein Picknick.“
„Ein Picknick bei Mondschein?“, fragte ich, um sicher zu gehen.
Er nickte. „Zum Beispiel.“
„Eine laue Sommernacht? Austern? Champagner? Nur du und ich?“
„So in der Art …?“, sagte er vorsichtig. Ihm dürfte nicht entgangen sein, dass mein Tonfall nicht zu meinen Worten passte.
„Weißt du, hättest du mir eben nicht mein säuberlich gemachtes Bett zerwühlt und dich nicht einfach meiner Kopfhörer bedient, hätte ich es dir schonender beigebracht. Aber so –“, erneut zeigte ich mit dem Daumen
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