Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
versprochen in den frühen Nachmittagsstunden. Ich zog mich rasch an, dann ging ich nach unten, wo mich Peleo bereits im Foyer erwartete.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe es heute Morgen wirklich an Gastfreundlichkeit mangeln lassen“, sagte er auf dem Weg zum Stall. „Du kannst natürlich hierbleiben, solange du möchtest.“
„Vielen Dank. Aber es gibt nichts zu entschuldigen. Wie Sie gesagt haben: Ich habe mich nicht an die Regeln gehalten und Sie mit meinem Auftauchen hier völlig überfahren. Das tut mir leid.“
„Dann sind wir wohl quitt. Du kannst mich übrigens duzen. Alles andere wäre völlig absurd.“
Während wir über die Wiesen ritten, kamen wir an großen Rinder- und Schafherden vorbei und Peleo erklärte mir, dass der Clan etliche davon besaß. „Die Auen eignen sich nicht für den Ackerbau. Die Flüsse überschwemmen alles in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen und der Boden ist zu feucht, um Getreide oder Gemüse anzubauen. Aber es ist gutes Weideland.“
„Und Atalante hat euch den Grundbesitz als Lohn für eure Dienste überlassen?“
„Nun, genauer gesagt, eine ihrer Vorfahrinnen. Aber sie kann ihn uns jederzeit wieder wegnehmen. Genauso wie unsere Herden und alles, was wir sonst besitzen.“
„Das wird nicht passieren.“
Sein trauriges Lächeln zeigte mir, dass er davon noch nicht überzeugt war. Er zeigte nach Süden. „Dort drüben siehst du das Windrad.“ Mit dem Blick folgte ich seinem ausgestreckten Zeigefinger und sah auf einem kleinen Hügel den Turm mit den drei sich drehenden Rotorblättern. „Der Strom versorgt die Anwesen des Clans und Riparbaro selbst.“
„Ich dachte, Riparbaro ist der Ort, an dem ihr wohnt?“
„Nein, der gesamte Landstrich und auch das ursprüngliche Dorf heißen so. Die meisten Bewohner der Siedlung arbeiten für den Clan, treiben die Herden, kümmern sich um die Weiterverarbeitung von Fleisch, Leder und Wolle, um die Stallungen, die Weiden, die Windkraftanlage …“
„… und die Gärten“, ergänzte ich.
„Die Gärten?“, wiederholte Peleo verwundert.
„Bei euch zu Hause? Die Blumen überall? Die Beete und Balkonpflanzen?“
Die Fältchen um seine Augen kamen endlich zum Einsatz und er lachte, wohlklingend und sympathisch. „Nein, das macht alles Theresa. Ihre Eltern hatten früher eine Gärtnerei und sie hat den grünen Daumen wohl geerbt. Sie würde das nie einem Fremden überlassen. Und auch sonst nichts, was das Haus oder den Haushalt angeht. Sie sagt, sie käme sich albern vor, wenn sie sich bedienen ließe.“
„Ich mag Theresa“, sagte ich, ohne nachzudenken. Sie hatte mich so unvoreingenommen und freundlich aufgenommen. Mit Sicherheit wäre sie Louis eine gute Mutter gewesen, wenn sie nur die Chance dazu bekommen hätte.
„Sie ist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist“, erwiderte Peleo fest.
Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, dann kam ich auf das ursprüngliche Thema zurück. „Was macht ihr, wenn kein Wind weht?“
„Die Häuser haben zusätzlich Sonnenkollektoren auf dem Dach. Das reicht im Winter zumindest für die Heizung und dass uns im Sommer die Gefriertruhen nicht abtauen, wenn wir mal eine Flaute haben.“
„Ein Glück, dass ihr euch vor dem Verfall schon unabhängig gemacht habt.“
„Atalante hat darauf bestanden. Sie ahnte wohl, dass etwas passieren würde.“
„Wir hätten es alle ahnen können.“
An diesem Nachmittag besuchten wir die Familien von zwei der drei Brüder, die Peleo besaß. Mehr war nicht zu schaffen, denn sobald er mich vorgestellt und das erste Misstrauen zerstreut hatte, waren sie alle Feuer und Flamme, baten uns zu Kaffee und Kuchen herein und wollten uns gar nicht mehr gehen lassen. Von Louis aber fanden wir keine Spur. Niemand hatte ihn gesehen oder von ihm gehört, aber alle versprachen, sich umzusehen und die Ohren offen zu halten.
Als wir schließlich zum Baumhaus zurückkehrten, wie ich es gedanklich zu nennen begonnen hatte, dämmerte es bereits und ich fühlte mich niedergeschlagen.
Was dachtest du – dass er dir über den Weg läuft, sobald du den Clan gefunden hast? stichelte mein Verstand, während ich meinen Mantel an einen der Haken hängte, der für mich freigeschaufelt worden war, und die Stiefel darunter abstellte.
Natürlich nicht, gab mein Herz zurück und zog sich zusammen. Mit jedem seiner Schläge schien sich meine frisch entfachte Sehnsucht zu vergrößern. Aber wenn ich nicht bald
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