Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
hatte. Die mir das Überleben underground gesichert hatten. Ah, das gute alte Fertigessen der präapokalyptischen Gesellschaft. Ein Hoch auf Natriumglutamat, Fett und Zucker in rauen Mengen.
„Jetzt gehe ich zum Fluss. Und ich teile das Wasser jederzeit gerne mit dir“, ließ Ces mich wissen.
„Sehr freundlich, aber ich werde mich lieber dem Studium des Kartenmaterials widmen, wenn du nichts dagegen hast“, wehrte ich schnell ab.
Nachdem ich die Pferde versorgt und das Zelt abgebaut hatte, breitete ich die große Karte auf der Picknickdecke aus.
„Und, wo sind wir?“, fragte Ces, der mit einem Handtuch um den Hals wieder von der Morgenwäsche zurückgekehrt war.
„Ich schätze, hier.“ Ich zeigte auf einen grünen Quadranten etwas südlich der Seen.
„Wie lange werden wir bis Citey brauchen?“
„Eine Woche vielleicht. Wenn wir gleich aufbrechen, schaffen wir es heute leicht noch bis dorthin.“ Ich deutete auf einen Fleck südwestlich von Themiskyra.
„Was ist da?“
„Lass dich überraschen.“ Ich wollte nicht zu viel versprechen. Wer wusste, was dort in den letzten zwei Jahren geschehen war.
Zumindest von weitem sah das Thermenparadies BoraBora aus wie damals. Wir näherten uns vorsichtig, konnten jedoch keine Anzeichen menschlicher Anwesenheit entdecken. Der Saunabereich im Innenhof war verlassen, auch wenn der Misthaufen neben dem Tauchbecken darauf schließen ließ, dass hier innerhalb der letzten Wochen Pferde untergebracht gewesen waren.
„Nicht schlecht.“ Ces sah sich beeindruckt um.
Das Gebäude bot mit seiner außergewöhnlichen Architektur immer noch einen interessanten Anblick, obwohl die Glasfronten des ehemals so prächtigen Baus noch blinder geworden und die Kacheln kaum noch als weiß zu bezeichnen waren. Gras hatte den Innenhof mittlerweile komplett überwachsen. Die geschwungenen Holzliegen im Wellnessbereich waren verrottet und in den diversen Außenbecken hatten sich eigene Ökosysteme gebildet, in einem von ihnen wuchsen sogar Seerosen.
„Das ist Heilwasser“, teilte ich Ces mit, um die Unterkunft meiner Wahl etwas aufzuwerten.
„Der grüne Schlick da?“, fragte er misstrauisch.
„Heilwasser mit Regenanteil, schätze ich. Aber im Keller ist es in Reinform vorhanden.“
Nachdem wir die Aspahet versorgt hatten, betraten wir die Lobby und ich zeigte Ces die relevanten Räumlichkeiten. Als ich in das Zimmer trat, das ich zweimal kurz bewohnt hatte, wurde mir ganz komisch. Die Erinnerung an die Stunden, die ich hier verbracht hatte, nachdem ich meine Schwester mit Matos Hilfe aus den Fängen der Vatwaka befreit hatte, schlug über mir zusammen, denn alles sah noch genau so aus wie wir es zurückgelassen hatten. Das Bett war von Polly und mir zerwühlt und auf dem Tisch lag die weiße Papiertüte, in der Verne und Will uns Proviant hinterlassen hatten. Meine Sehnsucht nach meiner Schwester überflügelte für einen Moment sogar die nach Louis. Aber ich wusste, dass es ihr gut ging. Sie war wohlbehalten in Themiskyra und ich hatte eine Mission. Es war nicht der rechte Moment, nostalgisch zu werden.
An diesem Abend kochte Ces im Innenhof Risotto á la Siciliana mit Heilwasser, danach zogen wir uns in unsere Zimmer im zehnten Stock zurück. Ces hatte sich aus Trotz für die Honeymoon Suite entschieden, nachdem ich ihm klar gemacht hatte, dass ich bei diesem reichlichen Platzangebot doch lieber ein eigenes Bett hätte, und ich kam in der Präsidentensuite unter. Alles war furchtbar staubig, aber auch furchtbar bequem und unglaublich edel.
Am nächsten Morgen wurde ich mit einem munteren „Guten Morgen!“ und Frühstück am Bett geweckt, wie am Vortag bestehend aus schwarzem Kaffee und einem Müsliriegel. Ces setzte sich auf die Kante meiner Kingsize-Matratze und hielt mir meine Tasse hin.
„Du musst das nicht machen“, sagte ich und nahm sie entgegen. „Es ist mir peinlich, wenn ich mich so bedienen lasse.“
„Ich mache das gerne.“
Das glaubte ich sogar. Trotzdem … „Lass es. Es ist gut, wenn wir uns die Aufgaben teilen, aber im Augenblick herrscht definitiv ein Ungleichgewicht.“
„Du willst mir nichts schuldig sein“, stellte Ces fest.
„Ja“, gab ich zu.
„Das bist du nicht, okay? Ein Danke hin und wieder reicht mir völlig.“
Damit war ich in der Tat recht sparsam umgegangen, weil ich sonst hätte realisieren müssen, wie groß das Ungleichgewicht tatsächlich war. Auch jetzt brachte ich es nicht über die Lippen. Ich wollte das
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