Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
alles ja gar nicht. Ich brauchte keine Sonderbehandlung. Ich wollte ihn ja nicht mal dabei haben.
Da ich nichts sagte, meinte er mit einem Schulterzucken: „Im Sommerhaus hätte ich das ohnehin alles gemacht, weißt du. Warum nicht auch hier?“
„Weil das hier eine komplett andere Situation ist. Und ich werde den Eindruck nicht los, dass du das alles nicht ohne Hintergedanken machst“, gab ich zurück.
Er lächelte mich an. „Wäre das denn so schlimm, Lieb–“
„Sag es nicht!“, fauchte ich ihn an und stellte meine Tasse auf dem verstaubten Rokokotischchen ab, um meiner Wut mit entsprechenden Gesten Ausdruck verleihen zu können, ohne etwas zu verschütten. „Und gewöhn es dir am besten gleich wieder ab. Du liebst mich nicht. Also lass es. Es ist albern.“ Ich wusste, dass ich gemein war, aber es war mir einfach zu viel.
„Natürlich liebe ich dich!“, rief Ces empört aus und fasste sich ans Herz. „Du bist schlau und wunderschön und zielstrebig und voller Liebreiz – wie könnte ich dich nicht lieben?“
„Du tust es nicht. Das gehört einfach alles zu dem ganzen Yashta-Theater.“
„Du zweifelst an meiner Aufrichtigkeit“, beklagte er sich. „Allein der Gedanke an dich zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen! Ich würde mein Leben für dich geben!“
Das war das Letzte, was ich hören wollte. „Denk nicht mal dran! Außerdem ist das nur wieder so ein blödes Clan-Kodex-Ding.“
Damit hatte ich ihn offenbar wirklich beleidigt. Er sah mich ein paar Sekunden lang stumm an, dann stand er auf und verließ wortlos meine Zimmerfluchten.
Ich blieb im Bett sitzen, schlang die Arme um die Knie und dachte: Gut gemacht, jetzt hast du es geschafft und er reitet endlich nach Hause zu seiner Familie. Wo er hingehört und sicher ist. Aber es stellte sich keine Genugtuung ein; ich fühlte mich einfach nur schrecklich. Ich war einfach nur schrecklich.
Du bist unfair, schimpfte mein Verstand.
Und fies, ergänzte mein Herz.
Mit einem Satz sprang ich auf und rannte den gefühlten halben Kilometer zur Honeymoon Suite hinüber. Ohne zu klopfen stürmte ich in das Schlafzimmer und sah erleichtert, dass Ces nicht am Packen war. Er stand einfach am Fenster und starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen hinaus.
„Entschuldige“, brachte ich hervor. „Der Kodex ist nicht blöd und ich glaube auch nicht, dass du mir irgendwas vormachen willst. Es ist einfach …“, ich ließ mich erschöpft auf die dunkelrote Samt-Chaiselongue fallen, „… so eine komische Situation. Natürlich auch für dich. Gerade für dich.“
Er schwieg.
„Vielleicht denkst du ja wirklich, dass du verliebt bist, aber du kennst mich doch kaum. Du denkst das nur, weil du … darauf programmiert bist. Also, so erzogen wurdest, meine ich. Wenn du dich mal wirklich verliebst, dann wirst du merken, dass es viel … größer ist, als was du jetzt glaubst zu fühlen.“ Das hoffte ich zumindest. Ich seufzte. „Ich weiß, dass du objektiv gesehen bestimmt in jeder Hinsicht der tollste 'Shim auf der Welt bist, aber ich finde deinen Bruder eben noch toller. Das kann ich nicht ändern. Und ich will es auch nicht.“
Da er immer noch nicht reagierte, stand ich auf, ging zu ihm und berührte ihn am Arm. „Es tut mir wirklich leid, dass das alles so blöd gelaufen ist.“
Zu meiner Überraschung sah ich, dass der Schalk ihm aus den Augen blitzte, als er sich mir zuwandte. „Du bist mir halbnackt in mein Schlafzimmer nachgelaufen, hast mir Komplimente gemacht und mich eben freiwillig berührt – ich würde sagen, es läuft ganz gut für mich.“
Ich ließ ihn reflexartig los, nur um ihm auf dieselbe Stelle einen herzhaften Schlag zu verpassen. „Du bist unmöglich. Ich versuche, mich mit dir auszusprechen, und du machst blöde Witze.“
„Meine Witze sind geistreich und tiefsinnig. Ungeachtet dessen – ich habe dich schon gehört. Du liebst Louis und ich bin der tollste Mann auf der Welt. Alles klar. Dann sollten wir jetzt aufbrechen, um Louis und die Liebe meines Lebens zu finden, meinst du nicht?“
„Ja“, sagte ich aus tiefstem Herzen. „Das sollten wir.“
Danach wurde alles ein bisschen leichter. Ces verzichtete auf den Gebrauch von Kosenamen und gestattete mir, unsere gemeinsamen Aufgaben gerecht aufzuteilen. Wir teilten auch das Zelt, aber wechselten uns mit dem Aufbau, dem Abbau und dem abendlichen Vorlesen ab. Ich stellte dafür meinen Verfolgungswahn ihn betreffend ein. Man konnte sagen, wir gewöhnten uns
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