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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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    Der Plan hatte vorgesehen, dass ich mich unbemerkt in den Keller des Kaufhauses stahl, mich dort wusch und bei der frischgewaschenen Kleidung bediente, die Chiara zum Trocknen aufgehängt hatte, und mich dann, als hätte ich mich nicht eben um einige Stunden verspätet, zu den Anderen gesellte – oder, wenn möglich, gleich ins Bett verzog. Aber da hatte ich meine Rechnung ohne Ces gemacht. Nachdem ich mich unendlich langsam und mit vielen Pausen durch den Underground geschleppt hatte und wieder an der Oberfläche aufgetaucht war, sah ich ihn schon von Weitem vor dem Tor zum Hinterhof herumtigern.
    „Wo zur Hölle warst du! Es ist nach Mitternacht!“, schleuderte er mir entgegen. Das war, bevor er meinen Zustand bemerkte. „Was ist los? Deine Kleidung … dein Gesicht …“
    Nichts, wollte ich sagen, aber mir wurde schon wieder schwummrig, deswegen lehnte ich mich nur erschöpft an die Mauer und alles, was ich herausbrachte, war: „Es ist Blut, oder? Sag, dass es kein undefinierbarer Schlick ist!“
    „Von allem ein bisschen, fürchte ich … Ell, was ist passiert?“
    „Nur eine kleine Explosion und ein Psychokiller in Aktion, aber der hat mich gar nicht bemerkt, weil ich ein paar Meter weggeschleudert worden bin. Alles okay“, versicherte ich dem vollkommen entsetzten Ces. „Würde es dir was ausmachen, wenn wir jetzt reingingen? Mir ist kalt und ich glaub', ich muss spucken.“
     
    Die folgenden zwei Tage verbrachte ich im Bett. Ich hatte am ganzen Körper Prellungen und blaue Flecken und ein paar Abschürfungen an den Händen und im Gesicht – nichts Ernstes also, aber ich konnte kaum laufen und ein hartnäckiger Schüttelfrost hatte mich so fest im Griff, dass Verne mich von der Arbeit freistellte. Ich schlief viel und las in den wachen Stunden lustlos alles über die Wanderwege in den Dolomiten und ähnliche Literatur aus dem fünften Stockwerk. Das Schattenspiel, das ich gesehen hatte, verbannte ich in die hintersten Ecken meines Bewusstseins. Was hätte es gebracht, Ces davon zu erzählen oder die Szene immer und immer wieder vor meinem geistigen Auge abspielen zu lassen? Nicht das Geringste. Vielleicht war das dämlich von mir, aber andernfalls wäre ich vermutlich wahnsinnig geworden.
    Ces war rührend und umsorgte mich wie eine Glucke, was ich anfangs sogar ein bisschen genoss, aber am dritten Tag hatte ich genug von der Bettläg erigkeit und machte mich wieder nützlich.
    Selbes Programm wie letztes Mal, diesmal allerdings ohne Dramen. Bis zum Nachmittag half ich den Arkadiern, zählte, schleppte und verstaute Ware. Auf dem Schwarzmarkt hörte ich mich um, ob jemand etwas von einer Explosion oder einem Brand gehört hatte – aber das war das postapokalyptische Citey. Es brannte und krachte immer irgendwo. Und ich wollte ja ohnehin nicht darüber nachdenken.
    Dann begab ich mich via Underground in den Osten der Stadt und putzte Türklinken beziehungsweise Vorhänge beziehungsweise Bretterverschläge. Erfolglos, aber mit ungebremster Energie. Das Einzige, das mich bremste, waren meine schmerzenden Glieder und so verspätete ich mich schon wieder, was mir einen tadelnden Blick von Ces einbrachte. Es war mir gleich – wer Atalantes tadelnde Blicke kennt, kann über ein Clanmann-Stirnrunzeln nur lachen. Als ich mich zu den anderen setzte, fiel mir auf, dass auch Nia mich seltsam ansah. Vielmehr, es war seltsam, dass sie mich ansah, da sie mich normalerweise keines Blickes würdigte.
    „Was“, sagte ich.
    „Nichts“, gab sie zurück, wirkte aber irgendwie angespannt dabei.
    Auch das war mir egal. Ich versuchte nicht mehr, an sie ranzukommen. Schwester hin oder her – ich konnte nicht mit allen gut Freundin sein, vor allem dann nicht, wenn nur ich diejenige war, die sich darum bemühte. Aber ich hatte auch keine Lust, mich ihren Launen für den restlichen Abend auszusetzen, und verzog mich ziemlich bald nach dem Essen.
    Ich schlug den Vorhang zu meinem Zimmer zurück, der dort inzwischen von Chiara angebracht worden war, und sah im Licht der Kerze sofort, dass etwas auf meinem Bett lag, das zuvor noch nicht da gewesen war. Ein Ginkgoblatt. Ich runzelte die Stirn und klappte rasch mein Amulett auf, um mich zu versichern, dass … Ja. Meines war noch da. Das Blatt auf meinem Kopfkissen war neu.
    Zuerst hatte ich Ces im Verdacht; er war der Einzige, der wusste, dass es eine Bedeutung für mich hatte. Aber warum hätte er es mir hinlegen sollen? Sicher, bei ihm war man vor

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