Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
üblich im Bistro und Ces und ich vertilgten gierig die Reste des Abendessens.
„Wirklich?“, fragte Verne erfreut. „Das ist gut. Sehr gut sogar. Das heißt, falls ihr weiterhin hier mitmachen wollt.“
„Wenn du uns brauchen kannst, gerne.“
„Ich brauche euch. Mehr denn je. Wenn wir die Forderungen des Ordens erfüllen wollen, schaffen wir es gar nicht ohne euch.“
Munin nickte zustimmend, Chiara lächelte und Will sagte: „Ich wusste, dass du dich nicht so schnell von mir trennen kannst.“
Unbewusst war ich davon ausgegangen, dass Nia wieder ausflippen würde, wenn sie von unserem Entschluss erführe, aber sie sagte gar nichts, sondern starrte nachdenklich das Wasser an, das sie in ihrem Glas hin- und herschwappen ließ. Ich traute dem Frieden nicht und wusste, dass ich irgendwann ein weiteres Gespräch mit ihr würde angehen müssen. Sie hob den Kopf und sah zu Ces, der gerade von unserer Begegnung mit der Gang berichtete. Ihr Gesicht entspannte sich kurz, dann bemerkte sie meinen Blick und wandte sich wieder stirnrunzelnd ihrem Wasserglas zu.
Es schien mir, als wäre ich jetzt erst richtig bei den Arkadiern angekommen, als könne ich das Warenhaus jetzt erst als Zuhause akzeptieren, da ich es auf unbestimmte Zeit bewohnen würde. Ich begann, mir mein Zimmer weiter einzurichten, streifte durch die Kaufwelt und nahm mir mit, was immer mir gerade gefiel. Von den nützlichen Dingen war leider fast nichts mehr übrig, aber auch Porzellanpapageien konnten einem Raum eine persönliche Note verleihen und da mein Leben in Themiskyra so dekolos gewesen war, genoss ich es jetzt, alle Flächen mit Nippes vollzustellen.
Außerdem richtete ich im Keller eine Art Labor ein und begann mit der Herstellung von Shampoo. Ich hatte die Schnauze voll, meine Haare, oder was davon übrig war, mit Kernseife zu waschen. Es dauerte eine Weile, bis ich alle Zutaten beisammen hatte, doch dann verbrachte ich eine ganze Nacht im Untergeschoss, die ich physisch und psychisch nur überstand, indem ich mich mit Schokoriegeln aus dem S nackautomaten vollstopfte, um am nächsten Morgen völlig erschöpft, aber mit einer Flasche biologisch einwandfreien Shampoos an den Frühstückstisch zu wanken. Ein paar Tage später merkte ich, dass die Flasche leerer war, als sie eigentlich sein sollte, und die Haare meiner Kolleginnen auffallend hübsch im Sonnenlicht glänzten. Als ich sie zur Rede stellte, zeigte sich Chiara geständig und reumütig, wohingegen Nia etwas von Privateigentum und dessen Nichtexistenz faselte und beleidigt abrauschte.
„Kannst du mehr davon machen?“, fragte Chiara. „Ich staube dafür deine Papageien ab.“
„Du wäschst doch ohnehin schon meine Kleidung, Natürlich bekommst du eine Flasche davon. Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.“
Sie ließ es sich trotzdem nicht nehmen, mein Zimmer komplett zu entstauben und die Porzellantiere der Größe nach zu sortieren.
Nach einer Woche hatte ich alle Arkadier mit Shampoo versorgt, nach einem Monat die ganze Stadt. Nein, das zu behaupten wäre übertrieben. Aber ich hatte auf Vernes Vorschlag hin ein paar Fässer Haarwaschmittel produziert, und, abgefüllt in kleine Glasflaschen, nahmen wir es mit zur Residenz.
Es war ein Luxusgut, aber nicht wenige waren gewillt, den relativ hohen Tauschpreis zu zahlen, den Verne veranschlagt hatte. Er war begeistert über den Erfolg und beauftragte mich, auch Haarspülung, Seifen mit verschiedenen Duftnoten und Cremes herzustellen.
„Wie willst du deine Produktlinie nennen?“, erkundigte sich Ces, der mich im Labor besuchte.
„Muss ich sie benennen?“, fragte ich unwillig.
„Klar. Um dein Schönheitsportfolio von Nachahmerprodukten abzuheben –“
Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Niemand außer mir stellte in dieser Stadt Shampoo her.
„– und um den Kunden ein gutes Gefühl zu geben. Wer kauft Haarwaschmittel, wenn er auch Blütenbrise kaufen kann.“
„Hm.“
Ich war unkreativ und benannte die Sachen einfach nach meinen Freundinnen. Chiara gravierte die Namen mit ihrer schönsten Handschrift in die Fläschchen ein.
Doch obwohl ich viel Zeit in meine Arbeit bei den Arkadiern steckte, verschwendete ich sie nicht. Ich kehrte zu meinem ursprünglichen Plan zurück und arbeitete gewissenhaft Sektion für Sektion auf der Straßenkarte ab.
Nach dem Debakel mit Tattooschädel hatte ich es zunächst abgelehnt, in die Büchse der Pandora mitzukommen, und ich hatte das Gefühl, dass die
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