Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
anderen ein bisschen erleichtert darüber waren, zumal ich stets den Wachdienst am Samstagabend übernahm. Nach ein paar Wochen jedoch wurde die Angst, die Kaiman wiederzutreffen, von der Hoffnung überflügelt, dort auf Louis zu stoßen. Oder zumindest sein Lachen wieder zu hören, auch wenn es womöglich nur meiner Phantasie entsprang. Ich fragte Pandora in einer ruhigeren Minute, ob sie jemanden gesehen hätte, auf den Louis' Beschreibung zutraf, aber sie lachte nur.
„Weißt du, wie viele Leute hier ein- und ausgehen? Ja, ich habe jemanden gesehen, der so aussieht, wie du sagst. Ungefähr hunderte davon in den vier Jahren, seit ich die Büchse betreibe.“
Wieder einmal verfluchte ich mich dafür, dass ich die Zeichnung in Riparbaro vergessen hatte. Wäre ich damals bloß umgedreht …
„Wenn du möchtest, halte ich gerne die Augen offen, aber deine Beschreibung ist schon ein bisschen vage. Du bist sicher, dass er in Citey ist?“
Bin ich das? fragte ich mich.
„Ja.“ Mein Herz sagte mir, dass es so war. Und mein Verstand.
„Was mache ich, wenn ich ihn finde?“
„Sag ihm meinen Namen. Frag ihn, ob er mich kennt. Sag ihm, dass ich ihn suche und wo er mich findet und dass ich seine Familie gefunden und seinen Bruder dabei habe und dass ich bereue, was ich getan habe und dass …“, sprudelte es aus mir heraus.
„Dass du ihn noch immer liebst“, ergänzte sie. „Naja, das sagst du ihm dann vielleicht lieber selber. Klingt ja alles ziemlich dramatisch. Hast einiges durchgemacht, hm?“
„Das war's wert.“
„Willst du einen Honigmet? Hab mir auf deine Anregung hin ein paar Flaschen aus Felshorn mitbringen lassen, vielleicht nehmen die Leute ihn ja an. Geht aufs Haus.“ Ohne meine Antwort abzuwarten, goss sie zwei Gläser voll. „Darauf, dass du deinen Liebsten wiederfindest.“
Wir stießen an und ich nahm einen Schluck, der mich mit Wärme und Heimweh nach Themiskyra erfüllte.
Pandora schüttelte sich. „Süß. Sehr süß. Eher was für die Damen. Macht bestimmt einen katastrophalen Kater. Sorry, bin gleich wieder da.“ Sie bediente ein paar Kunden, dann kam sie zu mir zurück. „Und was ist mit Will?“
„Was soll mit ihm sein?“
„Er will was von dir“, sagte sie frei heraus.
Ich winkte ab. „Das ist nur Quatsch. Eine Art running gag. Er macht sich einen Spaß draus, mich aufzuziehen und mit mir zu flirten, aber da ist nichts dahinter. Das war schon immer so.“
„Wieso starrt er dann seit einer Viertelstunde zu dir herüber und wirkt so, als könne er sich nicht entscheiden, ob er mit dir sprechen oder sich lieber wie die letzten Male systematisch betrinken soll?“
Ich zwang mich dazu, mich nicht nach ihm umzusehen, und gab lakonisch zurück: „Wahrscheinlich ist er schon betrunken und hat deswegen seine Optik nicht im Griff.“
„Jetzt mal im Ernst. Will ist ein guter Kerl. Okay, er lässt nichts anbrennen, aber seitdem du bei den Arkadiern dabei bist, habe ich ihn hier mit keiner Frau mehr gesehen.“
Ich hielt mir die Ohren zu. „Hör bloß auf. Ich habe genug mit Ces zu tun.“ Obwohl, wenn ich es genau überdachte, war Ces in letzter Zeit sehr zurückhaltend geworden. Er sah es immer noch als seine Hauptaufgabe an, für meine Sicherheit und mein Wohlbefinden zu sorgen, aber er hatte keinerlei Annäherungsversuche mehr unternommen. Darüber war ich erleichtert, da es mir einen Großteil meines schlechten Gewissens nahm, aber es verdross mich auch, dass Nia der Grund dafür zu sein schien. Ausgerechnet Nia.
„Oje, so finster!“ Pandora schenkte mir lachend nach. Diesmal schob ich ihr eine Münze hinüber, die sie auch annahm. „Vielleicht vertreibt der Met die Gewitterwolken über deinem Kopf. Heute ist Samstag. Amüsier dich. Was ist schon dabei. Die Welt wird zu keinem besseren Ort, wenn du dich quälst. Du hast doch kein Keuschheitsgelübde abgelegt!“
„Schon gebrochen.“ Düster stierte ich in die Tiefen der goldenen Flüssigkeit vor mir.
„Siehst du, dann ist es ohnehin schon zu spät“, erwiderte sie heiter. Ich merkte kaum, dass sie sich wieder ihren anderen Gästen zuwandte. Als sich der Barhocker neben mir bewegte und ich im Augenwinkel sah, dass sich jemand zu mir setzte, war ich davon überzeugt, dass es Will war.
„Lass gut sein“, murmelte ich. „Versuch erst gar nicht, mich aufzuheitern.“
„Schade“, sagte eine fremde Stimme. „Ich dachte, die Nachricht, dass ich den Mann gesehen habe, den du suchst, würde deine Stimmung
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