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Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Titel: Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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einen Ureinwohner zu finden, musste man schon einige Generationen zurückgehen – wenn überhaupt.
    »Hallo, die Dame«, begrüßte er sie mit einem freundlichen Lächeln und pustete eine Strähne seines zu einem Zopf zusammengefassten blonden Haares aus dem Gesicht. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Sind Sie der Inhaber?«, fragte Rian.
    »Nein, zum Glück nicht. Ich passe nur darauf auf, während Nungen unterwegs ist. Was er oft ist, weil ihm die Stadt nicht gefällt.«
    »Warum hat er sich dann hier niedergelassen?«
    »Weil er auch nicht ganz ohne die Stadt kann. Es gibt hier einige Dinge, die das Arnhemland nicht zu bieten hat, und an die hat er sich wohl gewöhnt. Nicht der Alkohol, wie es bei so vielen Aborigines passiert, aber anderes. Malayisches und chinesisches Essen zum Beispiel. Und Pizza.« Er grinste.
    »Klingt plausibel«, stellte Rian fest. »Haben Sie Macheten?«
    »So viele, dass wir sie verkaufen. Allerdings ungeschliffen, damit Sie sie nach Hause nehmen können, ohne Ärger zu bekommen. Die Leute sind ein wenig nervös geworden in den letzten Jahren. Also gehen Sie vorsichtig mit den Dingern um.«
    Er holte ihr die Werkzeuge, die zugleich auch Waffen waren, und nachdem sie bestätigt hatte, dass sie sie wollte, schlug er die von ihr benötigte Menge sorgfältig ein.
    Zögernd zog Rian ihre Kreditkarte aus der Handtasche. »Kann ich damit bezahlen?«
    »Natürlich. Plastikgeld ist besser als gar kein Geld. Moment, ich muss nur eben die Maschine holen.«
    Sprach’s, und verschwand einen Flur hinunter in ein Nebenzimmer. Durch die geöffnete Tür konnte Rian in einen Hinterhof sehen. Und in diesem Hinterhof saß auf einem Rattanstuhl der alte Aborigine und las in einer Zeitung.
    »Dieses Mal entkommst du mir nicht«, murmelte die Elfe. Ohne zu zögern, schwang sie sich über den Tresen und ging lautlos schwebend den Flur hinunter, bis sie in dem schmalen Hinterhof stand. Kindergelächter drang aus einem Fenster weiter oben, und Essendüfte umwehten sie. Mit lautem Rascheln blätterte der Mann die Zeitung um.
    »Hallo, Kamballa-Ganan«, sagte er, ohne aufzusehen. »Wir sehen uns das dritte Mal. Jetzt sprechen wir. Wenn ich mit der Zeitung fertig bin.«
    Schweigend zog Rian sich einen weiteren Rattanstuhl heran und setzte sich, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. Die Arme auf ein kleines Tischchen aufgestützt, wartete sie, während die Sonne höher stieg und tiefer in die schmale Schlucht zwischen den Häusern eintauchte. Seite um Seite raschelte von rechts nach links, bis die »Northern Territory News« schließlich sank und den Blick auf die hellen Augen des Fremden freigab.
    »Wer bist du?«, fragte Rian.
    Er faltete die Zeitung sorgfältig zusammen und legte sie beiseite. »Ist das von Bedeutung? Ist es nicht viel wichtiger für dich, wer
du
bist?«
    »Ich weiß, wer ich bin«, erwiderte sie.
    »Bist du dir da sicher?«
    Rian lächelte. »Natürlich. Immerhin kenne ich mich schon von Geburt an.«
    »Und hat dich nie etwas an dir überrascht? War nie etwas anders, als du es dir vorgestellt hast? Gibt es nichts, worüber du selbst gar keine Kontrolle hast? Dinge, die dich aus dem Dunkel des Schlafes anfallen, die aus deinen Träumen geboren werden, ohne dass du vorher wusstest, dass sie da sind?«
    »Natürlich gibt es das. Aber trotzdem bin und bleibe ich … Rian Bonet.«
    Er lächelte und zeigte perlweiße Zähne.
    »Bist du das? Rian Bonet? Ist das alles, Kamballa-Ganan?«
    »Was heißt das, ›Kamballa-Ganan‹? Warum nennst du mich so?«
    »Weil du das bist. Die Frau aus dem Westen. Obwohl du von hier aus gesehen genauso gut aus dem Osten stammen könntest. Es macht fast keinen Unterschied. Aber es ist ein guter Name.«
    »Zumindest klingt er gut«, bestätigte Rian und setzte sich wieder auf. »Aber du bist nicht hier, um mir das zu sagen, oder? Warum verfolgst du mich?«
    »Wer sagt, dass ich dich verfolge? Vielleicht verfolgst du mich? Weißt du, ob du mich nicht suchst?«
    Rian lachte auf. »Antwortest du eigentlich auf jede Frage mit einer Gegenfrage?«
    »Wenn die Antworten bereits in meinem Gegenüber liegen und er sie nur nicht erkennt – ja. Aber auch so macht es meistens mehr Spaß.« Erneut blitzten die mondhellen Zähne auf.
    Rian schüttelte den Kopf. »Also, warum bin ich hier?«
    »Weil du hergekommen bist.«
    Die Antwort entlockte Rian ein Schnauben. »Warum habe ich dich in meinem Traum gesehen? Warum vor den beiden Läden? Warum bist du jedes Mal

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