Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
sagen, am Ende fahre es schneller als der Wind. Aber es dauert eine Zeit, bis es fertig ist, einige Tage wohl.«
»Also bleibt uns nichts, als abzuwarten, wann Yacowie mir die nächste Aufgabe mitteilt«, sagte sie mit einem Achselzucken. »Genießen wir so lange einfach die Zeit hier. Es gibt schlimmere Gegenden, in denen man gefangen sein kann.«
»Sollten wir nicht versuchen zu entkommen?«
Verständnislos sah Rian den Kobold an. »Du bist zu viel unter Menschen gewesen«, stellte sie fest. »Du fängst schon an, wie sie zu denken. Ich bin einen Handel mit Yacowie eingegangen, von Herrscherblut zu Herrscherblut. Den kann ich nicht brechen. Und selbst wenn – was würde es uns bringen? Wir würden allein und gejagt in einer völlig fremden Region umherirren. Wie hoch wäre da wohl die Wahrscheinlichkeit, dass wir unser Ziel finden? Aber wenn ich den Handel erfülle, muss Yacowie mich anhören, und ich hoffe, dass er uns unterstützen wird. Unsere Suche ist schließlich für alle Elfen wichtig, in allen Regionen. Die Tatsache, dass er seinen Bumerang nicht mehr stark genug werfen kann, sollte ihm das unzweifelhaft verdeutlichen.«
Grog ließ die Schultern hängen. »Hoffen wir einmal, dass die Einsicht wirklich in seinen Kopf kommt und nicht der Altersstarrsinn überwiegt«, sagte er mit einem leisen pfeifenden Seufzer.
Es dauerte tatsächlich fünf Tage, bis die Arbeit an dem Kanu fertig war. Gelegentlich warf Rian einen Blick auf den Strand, den die magisch mit eigenem Geist versehenen Werkzeuge bald mit Rindenstücken und Holzspänen übersät hatten, doch das Geschehen konnte sie nicht lange packen. David hätte vielleicht mehr Freude daran gehabt, zuzusehen, wie aus einem dicken und mehreren dünneren Baumstämmen langsam ein seetüchtiges Boot wurde, doch Rians Welt war es nicht. Lieber ließ sie sich von Windreiter die Schönheiten des umliegenden Dschungels zeigen oder ruhte sich am Wasserfall in der Nische aus.
Bei ihren Ausflügen war Windreiter immer sehr vorsichtig, und Rian spürte, dass er über ihren Erkundungsdrang nicht völlig glücklich war. Doch Yacowie hatte ihm befohlen, auf sie aufzupassen und dafür zu sorgen, dass ihr nicht langweilig wurde, also beugte er sich ihren Wünschen.
»Das Land hier gehört eigentlich Bangarra«, erklärte er ihr. »Yacowie kommt von den Inseln, Bangarra vom Land. Aber die Küstenfestung war schon immer in Yacowies Besitz, und die Meerleute sind ihm treu. Die Feuer- und Erdleute folgen Bangarra.«
»Warum lehnt Bangarra sich gegen Yacowie auf?«
Windreiter winkte ab. »Hier kämpfen die Herrscher immer gegeneinander. Nie kann einer die Herrschaft über das, was ihr Eas nennt, lange für sich allein beanspruchen. Unser Land ist voller kleiner Inseln, und jeder Inselherrscher will ein großer König sein.« Er grinste, und seine Zähne blitzten.
»Ist Yacowie schon lange im Amt?«
»Länger als ein anderer, an den ich mich erinnern kann. Er ist schlau und geschickt und hat starke Magie. Aber Bangarra sagt, Yacowie sei schuld, dass wir die Zeit spüren. Er sagt, Yacowie selbst sei alt und schwach geworden und darum sterbe die Magie.«
»Das ist doch ausgemachter Unsinn«, stellte Rian fest. »Selbst hier muss doch inzwischen bekannt sein, dass es überall so ist.«
Windreiter hob die Hände. »Genau das sagt Bangarra, und viele glauben ihm. Ihm zufolge sind alle Herrscher schwach geworden. Er sagt, es sei Zeit für den großen Umbruch. Viele folgen ihm, vor allem die jungen, hitzigen Untertanen. Sie wollen Yacowie in den tiefen Graben verbannen, wo kein Licht mehr den Boden berührt.«
»Wenn er mir hilft, eine Lösung zu finden, durch die das Altern endet, wäre ihm also auch geholfen.«
Windreiter schüttelte den Kopf. »Der Krieg ist da, und er wird geführt werden, egal ob das Altern aufhört oder nicht. Yacowie wird auch nicht wieder jünger werden.«
Rian nickte und sah hinaus auf das Meer. »Da hast du wohl recht. Keinem von uns wird dieses Glück geschenkt, und nichts wird ungeschehen sein. Aber trotzdem müssen wir es versuchen.«
Als das Kanu schließlich fertig war, staunte Rian nicht schlecht. Nie hätte sie eine derart elegante Konstruktion erwartet. Der Hauptrumpf maß mehrere Mannslängen und war breit genug, das größtenteils zwei Leute nebeneinandersitzen konnten, da der Baum unter Hitze noch weiter aufgebogen worden war. Es musste ein Stamm von beträchtlichem Umfang gewesen sein. Quer zur Seite hin waren mehrere Stangen
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