Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
gefrevelt. Du musst sterben
.«
Grogs Hände waren im Verhältnis zu seinem Körper groß, und sie waren stark, wahnsinnig stark. Rian kämpfte um ihren Atem, während sie an den Armen des Koboldes riss. Sie musste freikommen, oder sie würde bald das Bewusstsein verlieren. Aber sie wollte ihrem alten Freund nicht schaden. Ihr blieb nur eine Möglichkeit: Mit beiden Armen zog sie den Kobold eng an sich, um sein Gewicht halten zu können, taumelte dann mit ihm vorwärts und ließ sich ins Wasser fallen.
Schlagartig lockerte sich der Griff seiner Hände, und sie konnte sie abstreifen. Mit einem kräftigen Schwimmstoß trieb sich Rian von ihm weg und wieder an die Oberfläche, wo sie tief und dankbar einatmete. Sobald das Klingeln in ihren Ohren nachgelassen hatte und die bunten Punkte in ihren Augen verschwanden, tauchte sie wieder ab.
Grog war weiter in Richtung Grund gesunken. Sie folgte ihm, so schnell sie konnte, schlang von hinten ihre Arme um ihn. Sein Körper wirkte leblos, während sie mit ihm im Schlepptau an die Oberfläche zurückkehrte, warm und weich und ohne eine Spur der vorherigen Kälte. Rian zerrte ihn mit sich, bis sie gut stehen konnte, trug ihn dann zurück auf den trockenen Fels und versuchte, das Wasser aus ihm herauszudrücken.
»Grog!«, rief sie laut. »Grog, wach auf!«
Ein Schwall Wasser ergoss sich aus seinem Mund Der Kobold drehte sich hustend und spuckend zur Seite. Erleichtert strich Rian über sein Haarkleid.
»Verflixt«, murmelte Grog und versuchte, sein Haar auszuwringen. »Ich weiß, warum ich Wasser hasse.«
»Wir müssen raus hier, Grog, bevor den toten Seelen noch etwas Neues einfällt«, drängte Rian eindringlich.
Blinzelnd sah Grog zu ihr auf. »Hast du die Koralle?«
Eisiger Schrecken durchfuhr sie. Sie hatte sie fallen lassen, als sie aus dem Wasser geflohen war. »Ich weiß nicht …« Ihr Blick irrte über das Gestein, und sie atmete auf, als sie ein leichtes blaues Schimmern dort sah, wo sie sich zu Boden geworfen hatte.
Sie sammelten das Korallenstück auf und flohen, so schnell es ging, durch die Höhle zurück an die Oberfläche. Hier und da begegneten sie einigen Vögeln, die hüpfend und flatternd ebenfalls ihr altes Heim verließen. Keiner von ihnen zeigte sich jedoch angriffslustig. Es gab auch keine dunklen eisigen Flecken mehr im Schimmer der Koralle, der ihnen den Weg zeigte. Dennoch erschien Rian das Licht des Mondes wie ein rettender Anker, als die enge Höhle sie schließlich ausspie. Ein leichter Schimmer am gesamten Horizont deutete an, dass der Himmel bald wieder hell sein würde.
»Ich hasse Wasser«, wiederholte Grog neben ihr brummend, während sie auf die Stelle zukraxelten, an der Yacowie wartete. »Das kann ich gar nicht oft genug sagen.«
»Es hat dich gerettet, Grog«, erinnerte Rian ihn schmunzelnd und half ihm über einen Felsen. »Zum einen habe ich einmal gehört, dass Geister keine Freunde von Wasser sind, und zum anderen hat der Schreck dich stärker gegen ihn ankämpfen lassen.«
»Und zum Dritten ergibt es nicht viel Sinn, einen toten Körper zu besetzen, und tot wäre ich bald gewesen«, murrte der Kobold.
»Das auch«, gab Rian zu. »Aber ich wusste, dass das nicht passieren würde. Wir haben schließlich noch viel zu tun.«
Manchmal machte Rians grenzenloser Optimismus selbst Grog sprachlos.
4 Keinen Schritt weiter
Ungerührt starrte Rian über den Speer an ihrer Brust hinweg die Wache an.
»Ich bin Prinzessin Rhiannon von den Sidhe Crain, Tochter von Fanmór, dem Herrscher von Earrach, und ich verlange, deinen Herrn Bangarra zu sprechen.«
Der schlanke, schon fast dürre Mann, der ihr gerade bis zur Brust reichte, beäugte sie misstrauisch. Die Haut und das zottige Haar waren sandfarben bis auf einen weißen Fleck an der Schnauze des hundeartigen Gesichtes, die zudem eine Reihe beeindruckender spitzer Zähne zeigte. Er zog die Lefzen hoch und knurrte leise.
»Was willst du von ihm?«, stieß er mit einer Stimme hervor, die an ein heiseres Bellen erinnerte.
»Mit ihm über ein Bündnis verhandeln«, antwortete Rian. »Ich habe ihm etwas zu bieten, was sehr interessant sein könnte, wenn er gegen König Yacowie siegen will.«
Erneut das leise Knurren, dann: »Komm mit!« Der Wächter nahm die Waffe zur Seite und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Lager.
Durch die von umherschwirrenden kleinen Lichtpunkten gedämpfte Dunkelheit der neuen Nacht folgte Rian dem Wesen. Den ganzen Tag hatten sie gewartet, ehe
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