Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
wieder ab, stießen und schoben von unten gegen sie, um dann wieder abzudrehen und den nächsten Anlauf zu nehmen. Rian spürte, wie ihr Fall gebremst wurde, bis er mehr einem sanften Gleiten glich. Zwar konnte der Schwarm aus großen Vögeln oder Enten – sie erkannte es im Dunkeln nicht genau – sie nicht ganz anhalten. Doch die Tiere sorgten dafür, dass das Wasser Rian beim Aufprall nicht umbrachte.
Die Lichter der Stadt kamen immer näher, und plötzlich war sie auf einer Höhe mit den obersten, dann den nächsten und den tieferen. Es war eine Stadt voller Licht, bunter Tafeln und magischem Blinken. Hochhäuser, umrahmt von farbigem Leuchten, und flackernde Flammen. Es war eine Stadt, die Rian wie ein Gebilde aus einem wirren Traum erschien.
Dann stob der Schwarm unter ihr auseinander, und sie stürzte in nasse Dunkelheit.
»Sie hat gesagt, wir können es notfalls benutzen.« Pirx starrte das Schwirrholz an. »Nur habe ich keine Ahnung, wie.«
»Gib mal her!« Grog nahm dem Pixie das Holz aus der Hand. Er löste den Beutel, der noch immer an dem Band hing, und ließ das Holz bis zum Ende heruntergleiten, wo er es festband.
»Bist du sicher, dass wir nicht die Elfen um Hilfe bitten sollten?«
»Kam dir Bangarra sonderlich hilfsbereit vor? Yacowie jedenfalls hat nicht mal einen Finger krumm gemacht, ohne etwas dafür zu verlangen. Außerdem habe ich das Gefühl, als würden sie immer noch kämpfen. Es flackert ab und zu dort hinten, und ich glaube, ich hörte auch Geschrei. Und deine Spinnendame, Areop-Enap, wird entweder immer noch mittendrin dabei sein, oder sie hat sich gut gesättigt in ihre Höhle zurückgezogen, um mal wieder ihre Ruhe zu haben. Ich vermute, da wären wir nicht unbedingt willkommen, außer als Nachtisch oder Vorrat für die Zukunft.« Mit einem Ruck zog Grog den Knoten fest.
Pirx stülpte seine Mütze wieder auf den Kopf und zog sie tief über die Ohren. »Aber wir wissen auch nicht, was passiert, wenn wir das Ding da benutzen«, protestierte er ängstlich.
»Wenn Rian gesagt hat, wir können es verwenden, habe ich Vertrauen. Sie weiß, was sie sagt.« Brummend schwang Grog den Gegenstand testweise ein wenig hin und her. »Das ist ein Schwirrholz. Sie haben so was bei Yacowie benutzt, um damit Musik zu machen. Probieren wir es doch einfach mal aus.«
Er ließ das Holz einen vollen Kreis um seinen Körper beschreiben und sprang zur Seite, als es sich um seine Beine zu wickeln drohte. »Nicht so einfach, wie ich dachte.«
Pirx streckte eine Hand nach dem Schwirrholz aus und hüpfte. »Lass mich mal!«
»Ich kann dich auch gleich in ein paar Lianen wickeln«, sagte Grog. »Hätte vermutlich den gleichen Effekt.« Er machte einen erneuten Versuch, während Pirx mit Schmolllippe die Arme verschränkte.
Es brauchte noch ein paar Anläufe, doch schließlich hatte Grog im wahrsten Sinne des Wortes »den Dreh raus«, und das Holz flog um ihn herum und rotierte dabei schnell um die eigene Achse. Das typische Surren ertönte und schwoll mit der Zeit so an, dass Pirx das Gefühl bekam, es kröche wie hundert Ameisen sein Kreuz hoch.
Wann der weißhaarige Mann aufgetaucht war, konnte weder Pirx noch Grog später sagen. Irgendwann saß er einfach im Schneidersitz auf einem Felsblock, der ein Stück in Richtung des Waldes auf dem Strand lag, und sah ihnen zu. Als Grogs Blick auf ihn fiel, zuckte er zusammen, und das Band geriet aus dem Takt. Mit einem Knurren versuchte der Kobold, das taumelnde Holz aufzufangen, doch er konnte nicht verhindern, dass das dünne Leder sich vorher zweimal um seinen Körper wickelte. Pirx kicherte, während er sich befreite, und erntete dafür einen Blick, der an ein gefährliches Gewitter erinnerte.
Schließlich ging Grog auf den Alten zu und musterte ihn. »Wer bist du?«, fragte er misstrauisch. »Und was machst du hier?«
Der Mann lächelte. »Du hast mich gerufen.«
»Ich habe …« Grog starrte auf das Schwirrholz, dann wieder auf den Fremden. »Wer bist du?«
Sein Gegenüber neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Jemand, der helfen kann, aber nur, wenn man die richtigen Fragen stellt.«
»Wo ist Rian?«, piepste Pirx, ohne zu zögern.
Der Mann sah zu dem Pixie herunter und lächelte. »Sie ist nicht mehr im Land des Wassers, kleiner Freund«, antwortete er. »Eigigu öffnete ihr einen Pfad, der sie weggeführt hat. Ich kann sie nicht mehr sehen.«
»Aber sie hätte uns niemals allein gelassen«, begehrte Pirx auf.
»Freiwillig nicht, da magst du
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