Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
Fregattvogel … Ich habe dir doch erzählt …«
Das Tier wandte den Kopf zu Grog, öffnete den Schnabel und krächzte laut. Einen Moment kam es Pirx vor, als würde die Luft flirren, doch es war so schnell vorbei, wie es gekommen war. Grinsend drehte er den Kopf zu Grog.
»Da, du alter Hasenfuß. Es ist doch nur …« Verwirrt starrte er seinen alten Freund an, der stocksteif und mit starrem Blick vor ihm stand. »… ein Vogel«, beendete Pirx seinen Satz leise und klappte den Mund wieder zu. »Grog? Geht es dir gut?«
Der Grogoch wandte den Blick zu Pirx, doch hinter seinen Augen lauerte etwas Dunkles, Fremdes. »
Du hast uns gerettet
«, kam es dumpf aus dem Mund des Kobolds. »
Wir danken dir dafür
.«
»Ich habe …« Verwirrt sah Pirx von Grog zu dem Vogel und wieder zurück. »Oh ja, das habe ich«, sagte er dann und nickte heftig. »Und ich finde, dafür habe ich etwas gut.«
»
Das hast du. Wie können wir dir helfen?
«
Pirx verknotete die Finger ineinander und tippelte von einem Fuß auf den anderen. »Na ja, wir haben eine Freundin verloren. Rian. Nicht verloren im Sinne von tot, sondern einfach … verloren gegangen. Eigigu hat sie irgendwo hingeschleudert, und wir wissen nicht, wohin. Kannst du uns dabei vielleicht helfen?«
»
Wir werden unsere Brüder fragen
.« Der Grogoch neigte den Kopf etwas zur Seite, und seine Augen verdrehten sich. Eine Zeitspanne verstrich, die Pirx wie eine Ewigkeit vorkam, ehe endlich wieder Bewegung in den Körper des Freundes kam. Die dunklen, fremden Augen in Grogs Antlitz sahen auf ihn herunter.
»
Sie ist nicht mehr in unserer Sphäre
«, sagte die Stimme.
Pirx ließ die Schultern hängen. »So viel wussten wir vorher auch schon. Aber wo ist sie hin?«
»
Jangala
.« Das fremde Wesen streckte Grogs Arm in Richtung Westen aus. »
Sie befindet sich an der Kreuzung der Handelswege, der Stadt zwischen Land und Wasser. Sie ist in Temasek
.«
Pirx blinzelte. »Nie gehört. Aber wir werden das sicher finden. Danke schön!«
»
Wir danken. Möge dich ein sanfter Tod erwarten
.« Ein Schauder fuhr durch Grogs Körper, und der Fregattvogel schrie erneut und breitete seine Schwingen aus, um sich in die Lüfte zu erheben.
»… dass wir ihre Insel versehentlich zerstört haben … Uh, was für ein kalter Wind. Das muss ein Totengeist …« Mit offenem Mund starrte der Grogoch dem davonfliegenden Vogel nach.
Pirx verschränkte die Arme. »Hast du eine Ahnung, wo Temasek ist?«
»Temasek? Das ist eine große Handelsstadt an der Grenze zwischen Jangala und Eas. Alle Schiffe, die zwischen Osten und Westen pendeln, müssen da vorbei, und es gibt auch einen Handelsweg aus dem Landesinneren dahin. Leute kommen von überall, um ihre Waren umzusetzen … und es ist ein Marktplatz zwischen den Welten. Warum fragst du das?«
Der Pixie grinste. »Weil Rian da ist. Der Totengeist hat es mir gesagt, weil ich ihn befreit habe.«
Grog wurde blass. »Totengeist? Er war doch nicht etwa …«
»In dir drin? Doch. Deshalb konnte ich mit ihm reden.«
Der Grogoch brauchte einen Moment, um das zu verdauen. »Na, wenigstens musste ich diesmal nicht ins Wasser gehen, um ihn wieder loszuwerden«, brummelte er schließlich.
»Ein wenig Wasser haben wir allerdings wohl vor uns, wenn wir da hinwollen, wo Rian ist.«
Grog seufzte. »Ja, und ich glaube, ich habe schon eine Idee, wie wir das machen. Ich habe ein paar Sachen gelernt, damals, als ich bei den Nymphen der Schwarzberge war …«
»Bei Hyazinthe.«
»Unter anderem. Sie war nicht die Einzige, die gewisse Qualitäten in mir erkannte. Aber sie war die Liebenswerteste.«
»Was nicht unbedingt für die Nymphen spricht«, murmelte Pirx halblaut. Er erinnerte sich noch gut an Hyazinthes launenhafte Art. »Hast du eine Ahnung, warum Rian nach Temasek gegangen ist?«
Grog warf ihm einen strafenden Blick zu, ging jedoch nicht weiter auf die erste Bemerkung ein. »Wie gesagt, es ist ein Umschlagplatz für alles – Waren, Magie, Wissen … Vielleicht hofft Rian, dort etwas zu erfahren, was uns weiterhilft und dessen Wichtigkeit bisher einfach noch niemand erkannt hat.«
»Vielleicht auch, weil niemand außer uns danach sucht«, vermutete Pirx. »Wenn Rian und David nicht wären, würden auch wir es vermutlich nicht tun, sondern wie alle anderen Elfen die Augen verschließen und versuchen, so weiterzuleben, als wäre nichts. David war eigentlich ebenfalls so; er ist damals nur mitgekommen, weil er Rian nicht alleine lassen wollte. Und
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