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Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Titel: Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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Tages hörte ein junger Kapitän, der sein elfisches Schiff gerade an der Küste entlangsteuerte, ihre liebliche Stimme und wurde neugierig. Die Matrosen warnten ihn, sich nicht von einer Sirene ins Verderben locken zu lassen. Also segelte der Elf weiter. Aber das Erlebte ließ ihn nicht mehr ruhen.
    In Temasek angekommen, fragte er in den Tavernen und Kaschemmen die anderen Seefahrer, ob sie Ähnliches berichten konnten. Ob sie wüssten, wer dort so wundervoll gesungen hatte. Aber keiner wusste ihm eine Auskunft zu geben. Daraufhin nahm sich der Kapitän vor, trotz der Warnungen seiner Leute auf seiner nächsten Fahrt an der Insel haltzumachen und selbst nachzusehen. Wochen verstrichen, in denen er seine Ladung in der Handelsstadt Stück für Stück verkaufte. Und je länger es ihn in der Stadt hielt, desto mehr wuchs sein Verlangen, die bezaubernde Stimme wieder zu hören. Nie wieder wollte er auf sie verzichten müssen, sie um jeden Preis besitzen.
    Doch sein Bericht hatte andere Seefahrer neugierig gemacht. Nachdem er endlich alle seine Waren verkauft hatte, zu einer neuen Reise aufbrach und an der Insel ankam, fand er die schöne Evy von einem ganzen Dutzend an Bewerbern umringt, die sie für sich gewinnen wollten.
    Außer sich vor Zorn, griff der junge Elf zu seiner Waffe und schlug der einen Hälfte der Nebenbuhler mit einem Hieb den Kopf ab. Den Rest spießte er auf seinen langen Degen auf und warf die leblosen Körper die Klippen hinab ins Meer.«
    Rian hörte aufmerksam zu. Solche Geschichten hatte sie in ihrer Kindheit oft gehört; diese unterschied sich bisher kaum von dem Garn von damals. Als kleines Mädchen hatte sie derartige Erzählungen geliebt, doch mittlerweile übten sie kaum noch einen Reiz auf sie aus. Wahr oder nicht, die Anderswelt war voll mit solchen Liedern und Balladen. Aber wenn diese Mär etwas mit ihrer eigenen Situation zu tun hatte, durfte sie kein Wort verpassen.
    Alriego fuhr fort: »Evy wies den mörderischen Kapitän ab, schickte ihn fort und verbannte ihn. Fortan sollte er sich von der Insel fernhalten, denn was er getan hatte, war ehrlos gewesen.
    Der junge Elf aber war von Evy besessen. Er wollte sie unbedingt für sich beanspruchen und konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie einem anderen folgen könnte. Also ging er zur mächtigsten Hexe, die er kannte – zu seiner Mutter –, und bat um ein Mittel, das Mädchen an sich zu binden.
    Die Zauberkundige versprach, ihm zu helfen. Doch weil sie ahnte, dass sich ihr Sohn in seiner Besessenheit diesem Mädchen blind ergeben würde, hinterging sie ihr eigen Fleisch und Blut. Statt eines Trankes gab sie ihm eine kleine silberne Flöte, die sie für viel Gold einem alten Wassergeist abgekauft hatte.
    So fuhr der Elf also ein weiteres Mal zu Evys Insel, ging vor Anker und fand das Mädchen in einer Bucht, wo es den Krebsen und Möwen seine Lieder vorsang.
    Frohen Mutes ging er zu ihr und blies, wie ihn seine Mutter angewiesen hatte, in das silbergefasste Instrument. Doch der gewünschte Effekt blieb aus. Stattdessen begann das Meer in der verschwiegenen kleinen Bucht zu brodeln, und aus den Tiefen stieg ein Ungeheuer empor. Ein Leib, so groß wie ein Schiff, mit riesigen scherenförmigen Klauen und einem mit schwarzen Schuppen besetzten Schwanz, der mit seiner dornigen Spitze drohend über dem Kopf des Elfen schwebte. Evy erstarrte vor Entsetzen. Und noch bevor der junge Mann etwas unternehmen oder erneut in die Flöte blasen konnte, schnappte sich das Monstrum das Mädchen, verschlang es und tauchte zurück ins Meer.
    Da schrie der junge Elf voller Qual, weil die Stimme, nach der er sich so verzehrte, für immer verloren war. Als er auf die Knie sank und die Mächte des Meeres verfluchte, sah er das Wasser ein zweites Mal in der Bucht brodeln. Fische tummelten sich dort, wo zuvor das Monstrum aufgetaucht war und seine Beute verschlungen hatte. So verwandelte sich der Verlust in einen Gewinn für den Kapitän, denn in erster Linie war er geschäftstüchtig, und er vergaß sein Leid. Ein Handel ward geschlossen. Und jedes Mal, wenn der Kapitän fortan das Untier rief, fütterte er es mit einem in Körper und Geist unschuldigen Wesen – mit einer Jungfrau wie dir.«
    Alriego blickte mit zusammengezogenen Brauen in das prasselnde Feuer. Flammen züngelten in den Himmel hinauf, peitschten in die Luft und hinterließen Funkenregen, wo ihre Spitzen sich im Dunkel der Nacht verloren.
    »Und dieser Kapitän war Rhodri?«, fragte Rian

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