Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)
Verantwortung. Entspann dich.«
»Danke, Ike.«
Sie rasten über den Highway, auf dem nur wenig los war. Judge schlief bereits auf dem Rücksitz. Theos Handy vibrierte: eine SMS von Chase. Film ist geil. Alles o.k.?
Alles o.k., schrieb Theo zurück.
Um fünf schickte er eine SMS an seine Mutter: Harry-Potter-Film super.
Freut mich. Alles Liebe, Mom, schrieb sie nach wenigen Minuten zurück.
Sie fuhren auf den Expressway und Ike stellte den Tempomat auf hundertundzwanzig, das waren fünfzehn Stundenkilometer mehr als erlaubt.
»Eins musst du mir erklären, Ike«, sagte Theo. »Aprils Geschichte war doch überall in den Nachrichten.«
»Stimmt.«
»Kann es sein, dass weder April noch ihr Vater noch sonst irgendwer aus der Band davon gehört hat? Die müssen doch wissen, dass überall nach April gesucht wird.«
»Sollte man annehmen. Leider gibt es viele vermisste Kinder, jeden Tag scheint eins zu verschwinden. Dass die Geschichte hier in aller Mund ist, heißt nicht, dass das woanders auch so ist. Wer weiß, was ihr Vater seinen Kumpels erzählt hat. Die wissen doch bestimmt, dass es in der Familie kriselt. Vielleicht hat er ihnen gesagt, die Mutter ist verrückt, und deswegen musste er seine Tochter retten, will aber im Augenblick nicht darüber reden. Vielleicht haben die Bandmitglieder Angst, den Mund aufzumachen. Besonders seriös sind die alle nicht– ein Haufen Vierzigjährige, die sich für Rockstars halten, sich die Nächte um die Ohren schlagen, den ganzen Tag verschlafen, in einem Mietvan herumgurken und für ein Taschengeld in Bars und auf Studentenpartys spielen. Wahrscheinlich laufen die alle vor irgendwas weg. Ich kann es dir auch nicht erklären, Theo. Das Ganze ergibt keinen Sinn.«
»Sie hat bestimmt furchtbare Angst.«
»Und weiß nicht, woran sie ist. Das hat kein Kind verdient.«
»Und wenn sie bei ihrem Vater bleiben will?«
»Wenn wir sie finden und sie sich weigert mitzukommen, haben wir keine Wahl. Wir müssen die Polizei in Strattenburg anrufen und sagen, wo April ist. So einfach ist das.«
Theo fand das alles gar nicht einfach. »Und wenn ihr Vater uns sieht und Ärger macht?«
»Mach dir keine Sorgen, Theo. Wird schon schiefgehen.«
Es war bereits dunkel, als die nächste SMS von Chase einging: Vball-Mädchen süß. Wo seid ihr?
Virginia, schrieb Theo zurück. Ike legt gutes Tempo vor.
Die hektische Woche forderte letztendlich doch ihren Tribut. Theo fing an einzunicken und war bald fest eingeschlafen.
Achtzehn
Gegen Ende des Volleyballspiels wurde Chase klar, dass er Daphne nur aus dem Weg gehen konnte, wenn er sich von zu Hause fernhielt. Er sah sie geradezu vor sich, wie sie im Hobbyraum im Keller auf den Breitwandfernseher glotzte und darauf wartete, dass er mit Theo auftauchte, damit sie bei Santo eine extragroße Pizza bestellen konnte.
Als das Spiel vorbei war, fuhr Chase mit dem Rad zu Guff’s Frozen Yoghurt in der Nähe der Bibliothek in der Main Street. Er bestellte sich eine Kugel Joghurteis mit Bananengeschmack, suchte sich eine leere Nische am Fenster zur Straße und rief zu Hause an. Daphne hob nach dem ersten Klingeln ab.
»Ich bin’s«, sagte er. »Wir haben ein Problem. Theo und ich waren kurz bei ihm zu Hause, um nach dem Hund zu sehen. Dem geht es richtig mies. Muss irgendwas Schlechtes gefressen haben. Brechdurchfall überall im Haus verteilt, alles völlig versaut.«
»Eklig«, stellte Daphne angewidert fest.
»Einfach unbeschreiblich. Hundekacke von der Küche bis ins Schlafzimmer. Wir sind gerade beim Putzen, aber das kann eine Weile dauern. Theo hat Angst, dass der Hund stirbt. Er versucht, seine Mutter zu erreichen.«
»Ist ja furchtbar.«
»Und ob. Kann sein, dass wir mit ihm in die Tierklinik müssen. Der arme Kerl kann sich kaum noch von der Stelle rühren.«
»Kann ich was tun, Chase? Wenn du willst, komm ich mit Moms Auto und hole ihn.«
»Vielleicht später. Wir behalten den Hund im Auge, während wir hier saubermachen. Ich will nicht, dass er Moms Auto versaut.«
»Habt ihr schon was gegessen?«
»Nein, und im Augenblick ist uns auch nicht nach Essen. Ich könnte selbst kotzen. Du kannst dir die Pizza ruhig schon bestellen. Ich melde mich später.« Chase hängte auf und lächelte in sein Joghurteis. So weit, so gut.
Judge schlummerte leise schnarchend auf dem Rücksitz, während sie über die Straße flogen. Theo döste immer wieder ein, war einmal putzmunter und dann wieder fest eingeschlafen. Als sie die Staatsgrenze nach
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