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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vermutete, dass das nicht der Fall war.
    » Er ist letztes Jahr schon mal erwischt worden. Das war das erste Mal. Er hat eine Verwarnung wegen Besitz gekriegt.«
    » Deine Eltern müssen zu einem Anwalt gehen, Woody. So einfach ist das.«
    » Gar nichts ist einfach. Meine Eltern haben kein Geld dafür, und selbst wenn, würden sie es nicht für einen Anwalt ausgeben. Bei uns zu Hause herrscht Krieg, Theo. Kinder gegen Eltern, da gibt es keine Gnade. Mein Stiefvater streitet wegen dieser Drogensache ständig mit meinem Bruder und hat ihm tausendmal gesagt, dass er nicht auf ihn zählen kann, wenn ihn die Cops hochnehmen.«
    Die Klingel schrillte. Der Gang war leer.
    » Wir treffen uns in der Pause«, sagte Theo. » Viel werde ich dir nicht raten können, aber ich werde tun, was ich kann.«
    » Danke, Theo.«
    Sie huschten in Madame Moniques Klasse. Theo setzte sich, öffnete seinen Rucksack– und merkte, dass er seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. In diesem Augenblick war es ihm völlig egal. In diesem Augenblick war er dankbar dafür, dass er in einem ruhigen, gemütlichen Haus mit netten Eltern lebte, die nur selten laut wurden. Armer Woody.
    Dann fielen ihm die Handschuhe wieder ein.

Fünfzehn
    Mitten in der Geometriestunde, in der Miss Garman immer wieder auf den ominösen Test anspielte, während Theo die Wand anstarrte und versuchte wach zu bleiben, quäkte die Sprechanlage über der Tür und ließ die Klasse zusammenfahren.
    » Miss Garman, ist Theo Boone in Ihrem Unterricht?« Das war die schrille Stimme von Miss Gloria, der langjährigen Schulsekretärin.
    » Ja, ist er«, bestätigte Miss Garman.
    » Schicken Sie ihn bitte her. Er wird abgeholt.«
    Theo sammelte seine Sachen ein und stopfte sie in seinen Rucksack.
    » Falls wir einen Test schreiben, kannst du ihn am Montag nachholen, Theo«, sagte Miss Garman, als er schon auf dem Weg zur Tür war.
    Kann ich gut drauf verzichten, dachte Theo. » Da bin ich ja gespannt«, sagte er stattdessen.
    » Schönes Wochenende, Theo«, wünschte ihm die Lehrerin.
    » Ihnen auch.«
    Erst im Gang holte er tief Luft und überlegte, wer ihn abholte und warum. Vielleicht machte sich seine Mutter doch Sorgen wegen seiner roten Augen und seines müden Gesichts und wollte mit ihm zum Arzt gehen. Unwahrscheinlich. Sie war nicht der Typ, der überreagierte, und rief normalerweise den Arzt erst, wenn Theo schon halb tot war. Vielleicht hatte sein Vater seine Meinung geändert und wollte ihn doch den letzten Verhandlungstag miterleben lassen. Unwahrscheinlich. Woods Boone lebte wie immer in seiner eigenen Welt.
    Vielleicht war es viel schlimmer. Vielleicht hatte ihn irgendwer verraten und die Polizei war auf der Jagd nach den Handschuhen. Falls ihn Beamte mit einem Durchsuchungsbeschluss erwarteten, war es aus mit seinen Geheimnissen, und er, Theo Boone, würde in ernste Schwierigkeiten geraten.
    Er verlangsamte das Tempo. Als er um die Ecke bog, erhaschte er durch ein großes Fenster einen Blick auf den Eingang der Schule. Keine Streifenwagen. Nichts, das auf Ärger hindeutete. Er ging noch langsamer weiter.
    Ike erwartete ihn. Als Theo das Sekretariat betrat, unterhielt er sich gerade mit Miss Gloria.
    » Dieser Mann sagt, er sei dein Onkel.« Miss Gloria lächelte.
    » Ich fürchte, das stimmt.«
    » Und du musst zu einer Beerdigung nach Weeksburg?«
    Ikes Blicke sprachen Bände. Theo zögerte nur einen Augenblick, dann nickte er. » Ich hasse Beerdigungen.«
    » Und du kommst nicht wieder?«, fragte sie und griff nach einem Klemmbrett.
    » Nein, die Beerdigung ist um halb zwei«, behauptete Ike. » Damit ist der Tag gelaufen.«
    » Unterschreib hier«, sagte sie.
    Theo unterschrieb und verließ das Büro. Ike fuhr einen Triumph Spitfire, einen Zweisitzer, der mindestens dreißig Jahre alt und nicht besonders gepflegt war. Wie alles in Ikes Leben drohte er auseinanderzufallen und funktionierte nur so gerade eben noch.
    Erst als sie einen Block weit gefahren waren, machte Theo den Mund auf: » Beerdigung, ja? Sehr einfallsreich.«
    » Hat doch geklappt.«
    » Und wo wollen wir hin?«
    » Du hast mich um Hilfe gebeten. Mein Rat ist, zu Boone & Boone zu fahren, deine Eltern zu versammeln und ihnen alles zu erzählen.«
    Theo holte tief Luft. Dagegen war nichts einzuwenden. Die Sache war zu kompliziert für ihn.
    Elsa war so überrascht, die beiden zur Eingangstür hereinplatzen zu sehen, dass sie aufsprang. » Ist was passiert?«
    » Guten Morgen, Elsa«, sagte Ike. » Du

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